Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Seite - 677 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 677 - in Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945

Bild der Seite - 677 -

Bild der Seite - 677 - in Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945

Text der Seite - 677 -

677Vom Wert der Landarbeit hältnis der aufgewendeten Arbeit und zum eingesetzten Kapital maßgebend, son- dern unmittelbar das Verhältnis, mit welchem das Gesamteinkommen der Familie den Lebensunterhalt der wachsenden Familie zu decken vermag und darüber hinaus Zuwächse am Bestand der Wirtschaft oder zur Existenzgründung der weichenden Erben zu bringen imstande war.“216 Damit unternahm der Autor eine bemerkenswerte Abkehr von der klassischen Be- triebswirtschaftslehre, die im Reinertrag  – der Verzinsung des eingesetzten Kapi- tals  – den wichtigsten Erfolgsmaßstab der Betriebsführung sah.217 Demgegenüber verlagerte er das Augenmerk von der Produktions- zur Konsumseite, zum „Le- bensunterhalt“ der bäuerlichen Familienangehörigen : „Dabei ist nicht die Höhe des Lebenshaltungsaufwandes, die Summe der Tausch- werte der hiefür verwendeten materiellen Güter für Vergleiche mit der anderer Er- werbsgruppen ausschließlich maßgebend ; denn der Grad der Deckung bäuerlichen Bedarfes hängt keineswegs allein davon ab, da die Unabhängigkeit, Selbständigkeit und andere ideelle bäuerliche Werte auch durch Verzicht auf materielle Güter erkauft wird. Es ist in bäuerlichen Wirtschaften immer wieder zu sehen, daß erzielte Über- schüsse oder Einkommenserhöhungen in erster Linie für das Wachstum der Wirt- schaften, für Bestandsvermehrungen und -verbesserungen eingesetzt werden, auch wenn der Lebenshaltungsaufwand im Vergleich zu dem anderer Erwerbsgruppen ein äußerst bescheidener ist.“218 Wenn der materiell messbare „Lebenshaltungsaufwand“ kein gültiges Erfolgsmaß darstellte, musste eine Größe, die auch den ideell bedingten Einkommensverzicht bäuerlicher Familien einkalkulierte, gefunden werden : „Daher erscheint das Ausmaß und die Art der Vermögensvermehrung, des Über- schusses über die Lebenshaltung der Familie hinaus, ein maßgebliches Kennzeichen gesunder bäuerlicher Wirtschaft, des bäuerlichen Wirtschaftserfolges zu sein. Auch der Bauer selbst sieht darin allein den tatsächlichen Erfolg seiner Wirtschaft.“219 Diese Skizze einer genuin nationalsozialistischen Erfolgsrechnung leitete die Aus- wertung der Buchführungsergebnisse für die Produktionsgebiete Landesbauern- schaft Donauland an. Wenn die Herausgeber auch Mängel wegen der zu geringen Zahl an erfassten Betrieben  – 145 für 1938/39 und 126 für 1939/40  – einräumten, sahen sie in den Ergebnissen wichtige Anhaltspunkte für die Erfolgsrechnung bäu- erlichen Wirtschaftens. Da ein Teil der Erhebungsbetriebe zwischen den beiden Erhebungsjahren wechselte, sind die Jahreswerte nur eingeschränkt vergleichbar.220
zurück zum  Buch Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945"
Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Schlachtfelder
Untertitel
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Autor
Ernst Langthaler
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
948
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Schlachtfelder