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Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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682 Ordnung und Chaos des Marktes der Aufwand in fast allen Betriebsformen zwischen 1938/39 und 1939/40 eine Zunahme (Tabelle 7.26). Dafür war vor allem die Steigerung des Sachaufwandes durch den vermehrten Einsatz organisch- und mechanisch-technischer Mittel  – Dünger- und Saatgutzukauf einerseits, Maschinenanschaffungen andererseits  – verantwortlich. Der Arbeitsaufwand nahm mit dem Ausscheiden von Familien- arbeitskräften ab ; der gestiegene Aufwand für Fremdarbeitskräfte vermochte dies kaum aufzuwiegen.224 Aus dem Unterschied von Rohertrag und Aufwand ergibt sich der Reinertrag, der „Überschuß des schulden- und familienfrei gerechneten landwirtschaftlichen Betriebes“. Die Höhe des Reinertrags steht definitionsgemäß in engem Zusam- menhang mit der Betriebsintensität, die auch in Rohertrag und Aufwand zum Ausdruck kommt (Tabelle 7.27). Was ihn als Erfolgsmaßstab fragwürdig erschei- nen lässt, ist seine starke Abhängigkeit von den kalkulierten Lohnansprüchen der Familienarbeitskräfte : Wird diese Größe nach den zwar gestiegenen, aber ver- gleichsweise noch immer niedrigen Landarbeitslöhnen bemessen, fällt sie zwangs- läufig hoch aus ; wird sie nach den weitaus höheren Arbeiter- und Angestelltenlöh- nen außerhalb des Agrarsektors bemessen, nimmt sie niedrigere  – bisweilen sogar negative  – Werte an. Zudem ist der Lohnanspruch der bäuerlichen Familie eine fiktive Größe, weil er meist nicht voll realisiert, sondern überwiegend gleichsam ‚in der Wirtschaft belassen‘ wurde. Problematisch erscheint weiters die Angabe der prozentmäßigen Verzinsung, die von der schwierigen Bemessung des landwirt- schaftlichen Kapitals abhängt. Etwas realitätsnäher erscheint das landwirtschaft- liche Einkommen, „jener Teil des landwirtschaftlichen Betriebsertrages, der beim Erhalt des Anfangsvermögens zum Verbrauch verfügbar ist“. Der Einkommens- quotient gibt an, „inwieweit das erzielte schuldenfreie Einkommen die Summe aus Lohn und Zinsansprüchen übersteigt“. Schließlich bezeichnet das volkswirt- schaftliche Einkommen die „Summe aus Familieneinkommen, Staatseinnahmen, Gläubigereinkommen und Gefolgschaftseinkommen“.225 Welcher Maßstab auch immer angelegt wird : Allesamt signalisieren sie einen Rückgang des „Betriebser- folges“ 1938/39 und 1939/40 ; die gegenläufige Tendenz für das Alpengebiet dürfte auf dem Wechsel der Erhebungsbetriebe beruhen. Die Pro-Kopf-Einkommen zei- gen divergierende Entwicklungen, was vor allem auf dem Ausgleich ausgeschie- dener Arbeitskräfte durch vermehrte Anstrengungen der verbleibenden beruhen dürfte.226 Um einige der erörterten Unzulänglichkeiten der Maßzahlen des „Betriebser- folgs“ zu überwinden, ging Wilfried Kahler daran, im Zuge einer „Gesamtbilanz der bäuerlichen Familienwirtschaft“ die Vermögensänderungen zu berechnen. Dazu stellt er die Gesamteinkünfte  – Gesamteinkommen und außerordentliche Ein- künfte wie Erbschaften, Beihilfen und dergleichen, mithin das Potenzial der zum
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Schlachtfelder
Untertitel
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Autor
Ernst Langthaler
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
948
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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