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Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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691Vom Wert der Landarbeit tiert im Bergland um Kirchberg an der Pielach einen Kleinbetrieb, im Matzener Flach- und Hügelland hingegen einen mittleren oder, bei entsprechendem Wein- gartenanteil, größeren Betrieb. Anstatt der absoluten Flächenausstattung bevor- zuge ich einen relativen, an die Eigenart des regionalen Agrarsystems angepassten Größenmaßstab : die Drittelung in kleinere, mittlere und größere Betriebe. Auf der Einnahmenseite der Geldbilanz zeigen sich die Schwerpunkte der Betriebs- führung (Tabelle 7.31, Anhang). In der Region Kirchberg an der Pielach lagen die Rinder als Fleisch- und Milchlieferanten, aber auch als lebend verkaufte Zug- ochsen mit einem Anteil von knapp drei Vierteln unangefochten an der Spitze der Einnahmequellen. Während mit steigender Betriebsgröße der Anteil des Kälber- und Ochsenverkaufs wuchs, sank der Verkauf von Milch, Butter und Rahm anteils- mäßig. Neben den Rindern brachten die Schweine etwa ein weiteres gutes Zehntel der Einnahmen ein ; ihr Anteil verringerte sich etwas mit steigender Betriebsgröße. Erheblich geringeres Gewicht hatten Eier-, Getreide-, Obst- und Mostverkauf. Die Milch- und Fleischproduktion war folglich das einzige Standbein der bäu- erlichen Markttätigkeit im Voralpenland. Auch der Waldbestand, der nur in den größeren Betrieben nennenswerte Erträge abwarf, war wenig tragfähig und galt eher als „Sparkasse“ für Notfälle. Während die mittleren und größeren Wirtschaf- ten in ‚normalen Zeiten‘ damit und mit ihren landwirtschaftlichen Nebenbetrieben das Auslangen fanden, waren die kleineren Wirtschaften auf zusätzliche Einkünfte angewiesen, wie die mit abnehmender Betriebsgröße wachsenden Anteile außer- agrarischen oder außerhäuslichen Erwerbs zeigen : Neben Einkünften aus Holz- knecht-, Maurer- und Fuhrwerksarbeiten brachte die bis Mitte des 20. Jahrhun- derts verbreitete Vermietung von Wohnräumen an städtische „Sommerfrischler“ Geld ins Haus. Wenn in Krisenzeiten wie in den 1930er Jahren die Fleisch- und Milchpreise verfielen, knickte auch das einzige Standbein der mittleren und grö- ßeren Betriebe ein. Teils ähnlich, teils unterschiedlich stellte sich die Einnahmenverteilung in der Region Litschau dar. Auch hier hatten die Rinder als Zugochsen-, Fleisch- und Milchlieferanten mit knapp der Hälfte der Einkünfte das meiste Gewicht ; ihre Gewichtung nach Betriebsgrößen war, abgesehen vom geringeren Stellenwert des Rinderverkaufs in den kleineren Betrieben, ziemlich ausgeglichen. Gleichauf mit der Milcherzeugung lag die Schweineproduktion, die ein knappes Fünftel der Ein- nahmen erzielte ; auch hier zeigen sich nach Betriebsgrößen kaum Unterschiede. Erheblich mehr Gewicht als in Kirchberg an der Pielach hatte in Litschau der Verkauf von Getreide und Kartoffeln, vor allem für die mittleren und größeren Be- triebe ; die Anteile nahmen mit steigender Betriebsgröße beträchtlich zu. Während der Eierverkauf in allen Betriebsgrößen gleichermaßen  – meist von der Klein- häuslerin oder Bäuerin verwaltetes  – Geld ins Haus brachte, kam der Holzverkauf
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Schlachtfelder
Untertitel
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Autor
Ernst Langthaler
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
948
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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