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Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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692 Ordnung und Chaos des Marktes nur den größeren Betrieben zugute. Gesamt gesehen zeigte die (unter-)bäuerliche Wirtschaftsweise in Litschau eine weitaus vielfältigere  – und damit weniger kri- senanfälligere  – Ausrichtung als in Kirchberg an der Pielach. Doch die Stand- beine des Rinder-, Milchprodukte-, Schweine-, Getreide- und Kartoffelverkaufs waren für die kleineren Betriebe allein nicht tragfähig ; knapp vier Zehntel ihrer Einkünfte kamen aus außeragrarischer und außerhäuslicher Erwerbsarbeit. Neben selbstständigen Gewerben, etwa Tischlerei, Schneiderei oder Schmiedehandwerk, eröffnete vor allem die im oberen Waldviertel bedeutsame Textilindustrie  – teils hausgewerblich, teils fabrikmäßig organisiert  – den Kleinhäuslerfamilien zusätz- liche Verdienstmöglichkeiten. Die Verbindung von zwerg- und kleinbetrieblicher Landwirtschaft und gewerblich-industrieller Lohnarbeit bot eine tragfähige Ba- sis für eine hybride und damit auch flexible Form ländlichen Wirtschaftens : den „Arbeiterbauern“.237 Die in Textilgewerbe und -industrie massiven Betriebsein- schränkungen und -schließungen während der Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre238 trafen  – nach den landlosen, von Arbeitslosigkeit in ihrer Existenz be- drohten Gruppen der regionalen Gesellschaft  – am schwersten die Familien der „Arbeiterbauern“. Ähnlich vielfältig wie in Litschau stellte sich die Verteilung der Einnahmen in Mank dar. Mehr als die Hälfte der Einkünfte brachte die Rinderhaltung ein ; doch anders als in den Ochsenaufzuchtgebieten Kirchberg an der Pielach und Lit- schau lag der Schwerpunkt in Mank, wo Zugochsen meist zugekauft wurden, auf der Milch- und Mastviehhaltung. Sowohl die Fleisch- als auch die Milcherzeu- gung wurden mit steigender Betriebsgröße als Einkommensquellen wichtiger. Die Schweinefleischerzeugung, die insgesamt mehr als ein Achtel zu den Einnahmen beitrug, besaß in den kleineren Betrieben mehr Gewicht als in den größeren. Kar- toffeln spielen als Marktfrucht keine Rolle ; dafür erzielte die Getreidevermark- tung, die mit wachsender Betriebsgröße anteilsmäßig zulegte, mehr als ein Achtel der Einnahmen. Neben der Geflügelhaltung bildete in Mank, das zum Mostviertel gehörte, der Obstbau einen regionalen Schwerpunkt. Außeragrarischer und außer- häuslicher Erwerb war nicht nur für die kleineren Betriebe eine wichtige, etwa ein Fünftel umfassende Einkommensquelle, sondern auch unter den mittleren Betrie- ben  – meist in Form ländlicher Gewerbe wie Gastwirtschaft, Müllerei oder Sä- gerei  – verbreitet ; fabrikmäßig organisierte Betriebe hatten als (unter-)bäuerliche Einkommensquellen in der Region kaum Bedeutung . In auffälligem Kontrast zu Kirchberg an der Pielach, aber auch Litschau und Mank stand die Verteilung der Einkünfte in Matzen. Das wichtigste Standbein der Häusler- und Bauernbetriebe war der Trauben- und Weinverkauf mit gut einem Drittel der Gesamteinnahmen. Sein Gewicht sank mit steigender Betriebsgröße von mehr als der Hälfte auf ein Viertel. Die kleineren Betriebe waren demzu-
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Schlachtfelder
Untertitel
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Autor
Ernst Langthaler
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
948
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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