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698 Ordnung und Chaos des Marktes
und Abwirtschaftens folgten, ließen sich die Hofinhaber/-innen nicht allein von
betriebswirtschaftlichen Maßstäben – Standortbedingungen, Faktorknappheiten,
Marktpreisentwicklung und so fort – leiten ; auch die alltäglichen Versorgungs-
bedürfnisse ihrer Familien zählten. So etwa passten die Ackerbäuerinnen ihre Pro-
duktionsleistungen dem wechselnden Zahlenverhältnis von Familienarbeitskräften
und sonstigen zu versorgenden Familienangehörigen an.
Für die (unter-)bäuerliche Ertrags- und Einkommensentwicklung lässt sich
keine einheitliche Bilanz ziehen. Die Rede von der „Unterbewertung der Land-
arbeit“ fand in der sich nach dem „Anschluss“ öffnenden „Preisschere“ von Fak-
tor- und Güterpreisen zwar eine reale Entsprechung ; doch dieser Befund bedarf
einer Differenzierung nach Agrarsystemen : Landwirtschaftliche Buchführungser-
gebnisse für das erste Kriegsjahr zeigen einen allgemeinen Abwärtstrend, für das
fünfte Kriegsjahr hingegen eine ungleiche Entwicklung des Betriebserfolges. Die
Kalkulation der „Leistungsfähigkeit“ im Zuge des Entschuldungs- und Aufbau-
verfahrens lässt weitere Unterschiede erkennen : Die „Leistungsfähigkeit“ nahm
mit wachsender Betriebsgröße – trotz abnehmender Flächenbeträge – durchwegs
zu. Gemessen daran fiel die betriebliche Ertragsstärke in der Region Matzen im
Schnitt mehr als doppelt so hoch aus als in der Region Litschau ; die Regionen
Kirchberg an der Pielach und Mank bewegten sich zwischen diesen Extremen.
Dabei zeigen sich erhebliche Streuungen der Ertrags- und Einkommenslage unter
ähnlichen betrieblichen Agrarsystembedingungen, was einmal mehr auf den Ein-
fluss familialer Landwirtschaftsstile verweist.
Schlachtfelder
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Schlachtfelder
- Untertitel
- Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
- Autor
- Ernst Langthaler
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-20065-9
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 948
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 9
- 1. Akteure in Agrarsystemen 11
- Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
- 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
- Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
- 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
- 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
- 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
- 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
- 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
- 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
- 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
- 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
- 2.9 Zusammenfassung 149
- 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
- Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
- 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
- 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
- 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
- 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
- 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
- 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
- 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
- 3.8 Zusammenfassung 253
- 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
- Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
- 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
- Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
- 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
- Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
- 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
- Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
- 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
- Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
- Anmerkungen 755
- Tabellenanhang 824
- Farbabbildungsanhang 849
- Quellen- und Literaturverzeichnis 865
- Abkürzungsverzeichnis 918
- Tabellenverzeichnis 920
- Abbildungsverzeichnis 927
- Personenregister 933
- Ortsregister 934
- Sachregister 937