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734 Eine grünbraune Revolution ?
ende an langsam, aber beständig wieder zur – vergleichsweise hohen – Messlatte
von 1937.116 Die Periode ab 1954 markierte den Take Off des Produktivismus
im technischen, an Wachstumsraten gemessenen Sinn. Die durch ERP-Mittel
forcierte Motomechanisierung – teils Ursache, teils Folge der Abwanderung fa-
milienfremder und -eigener Arbeitskräfte in andere Wirtschaftszweige
– verschob
die Gewichte weiter von der Land- zur Arbeitsproduktivität ; beim fossilenerge-
tisch befeuerten Produktivitätszuwachs überflügelte die Landwirtschaft sogar die
gleichfalls boomende Industrie.117
Bevor die Agrarentwicklung in Österreich – wie in den meisten übrigen Staa-
ten West- und Osteuropas118 – in den 1950er Jahren in Richtung Produktivismus
abhob, drehte sie sich in den 1930er und 1940er Jahren gewissermaßen im Kreis
(Abbildung 8.8). Gemessen am Stand von 1937 lagen die durchschnittliche Ar-
beits- und Bodenproduktivität 1930/37 bei 95 und 90 Prozentpunkten. Da die
Kriegswende 1941/42 die Ressourcenausstattung des Agrarsystems erheblich ver-
schlechterte, wird die NS-Ära in die Periode 1938/41 mit einer durchschnittlichen
Arbeits- und Bodenproduktivität von 103 und 93 und die Periode 1942/44 mit den
Indexwerten 103 und 81 unterteilt. Damit lässt sich die in der Literatur behaup-
Abbildung 8.7 : Agrarische Produktions- und Produktivitätsentwicklung in
Österreich 1930–1960
Quelle : eigene Berechnungen nach Meihsl, Landwirtschaft, 678, 811 ; Nemschak, Jahre, 47 ; ÖStZA
(Hg.), Ergebnisse, X ; N., Produktionsvolumen, 9 ; Sandgruber, Agrarstatistik, 133 ; Butschek, Wirt-
schaft, 65 ; ders., Reihen, Tab. 5.1., 5.2 ; Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft (Hg.), Sta-
tistik 1930, 177.
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Arbeitsproduktivität
Bodenproduktivität
Produktionsvolumen
Schlachtfelder
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Schlachtfelder
- Untertitel
- Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
- Autor
- Ernst Langthaler
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-20065-9
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 948
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 9
- 1. Akteure in Agrarsystemen 11
- Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
- 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
- Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
- 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
- 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
- 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
- 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
- 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
- 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
- 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
- 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
- 2.9 Zusammenfassung 149
- 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
- Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
- 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
- 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
- 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
- 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
- 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
- 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
- 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
- 3.8 Zusammenfassung 253
- 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
- Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
- 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
- Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
- 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
- Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
- 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
- Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
- 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
- Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
- Anmerkungen 755
- Tabellenanhang 824
- Farbabbildungsanhang 849
- Quellen- und Literaturverzeichnis 865
- Abkürzungsverzeichnis 918
- Tabellenverzeichnis 920
- Abbildungsverzeichnis 927
- Personenregister 933
- Ortsregister 934
- Sachregister 937