Seite - 741 - in Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Bild der Seite - 741 -
Text der Seite - 741 -
741Österreich
zwischen Krise und Boom
volution im Sinn raschen und dauerhaften Produktivitätswachstums vermochte die
agrarpolitische „Sprungstrategie“138 der Nationalsozialisten wegen fehlender, dem
militärisch-industriellen Komplex des „Dritten Reiches“ zufließender Schlüssel-
ressourcen freilich nicht in Gang zu setzen.139
Der in der NS-Ära begonnene, in den Nachkriegsjahrzehnten vollendete Über-
gang zur land- und arbeitssparenden Technologie als Motor des Produktions-
und Produktivitätswachstums verdient wie keine andere Agrarentwicklung der
vergangenen Jahrhunderte das Etikett ‚revolutionär‘. Frühere Agrarrevolutionen
zeichneten sich zwar durch erhebliche Produktivitätszuwächse aus ; doch blieb die
Tabelle 8.13 : Übergang des österreichischen Agrarsystems 1930–1960
Akzente der frühen 1930er Jahre Akzente der späten 1950er Jahre
institutionelle Elemente
agrarischer Wohlfahrtsstaat als Notbehelf agrarischer Wohlfahrts- und Leistungsstaat als
Normalität
Agrarkorporativismus als antiliberalistisches und
antisozialistisches Gegenmodell Agrarkorporativismus als sozialpartnerschaftli-
ches Ordnungsprinzip
Markt- und Preispolitik („gerechter Preis“ für
„Bauernstand“) Markt-, Preis- und Strukturpolitik (leistungsab-
hängige „Einkommensparität“)
Ausgestaltung der Gesellschaftsordnung nach
bäuerlich-„ständischen“ Ansprüchen Umgestaltung des „bäuerlichen Familienbe-
triebs“ nach industriegesellschaftlichen Ansprü-
chen
Agrarorganisationen als Speerspitze des „Stan-
desinteresses“ Agrarorganisationen als Akteure des „Struktur-
wandels“
agrarisch-industrielles Wissensregime industriell-agrarisches Wissensregime
nicht-produktivistische Wirtschaftsmoral (fami-
lienwirtschaftliche Logik) produktivistische Wirtschaftsmoral (betriebs-
wirtschaftliche Logik)
technische Elemente
Nutzung organischer Ressourcen Verbrauch mineralischer Ressourcen
Koppelung von Produktion und Reproduktion Entkoppelung von Produktion und Reproduk-
tion
Arbeitskraft als Produktivitätsfaktor Kapital (land- und arbeitssparende Technologie)
als Produktivitätsfaktor
selbstkontrollierte Ressourcenbasis Marktabhängigkeit von Inputs und Outputs
standortgemäße Diversifizierung marktgemäße Spezialisierung
stabile Boden- und Arbeitsproduktivität wachsende Boden- und Arbeitsproduktivität
Quelle : eigener Entwurf.
Schlachtfelder
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Schlachtfelder
- Untertitel
- Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
- Autor
- Ernst Langthaler
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-20065-9
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 948
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 9
- 1. Akteure in Agrarsystemen 11
- Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
- 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
- Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
- 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
- 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
- 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
- 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
- 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
- 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
- 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
- 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
- 2.9 Zusammenfassung 149
- 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
- Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
- 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
- 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
- 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
- 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
- 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
- 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
- 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
- 3.8 Zusammenfassung 253
- 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
- Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
- 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
- Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
- 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
- Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
- 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
- Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
- 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
- Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
- Anmerkungen 755
- Tabellenanhang 824
- Farbabbildungsanhang 849
- Quellen- und Literaturverzeichnis 865
- Abkürzungsverzeichnis 918
- Tabellenverzeichnis 920
- Abbildungsverzeichnis 927
- Personenregister 933
- Ortsregister 934
- Sachregister 937