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Geschichte
Nach 1918
„ IM NATIONALEN ABWEHRKAMPF DER GRENZLANDDEUTSCHEN“ - Akademische Burschenschaften und Politik in Österreich nach 1945
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III.7 Völkischer Nationalismus als weltanschaulicher Angelpunkt 293 Der Wunsch nach Heilung der psychischen Wunden von 1945 , der vom burschen- schaftlichen Wertesystem ausgehende , zugleich konservative und rebellische Impe- tus und der als Affront empfundene Österreichnationalismus der maßgeblichen poli- tischen Akteure der Zweiten Republik erhoben aus burschenschaftlicher Sicht die eigene Unerschütterlichkeit in Sachen des deutschen Bekenntnisses im wahrsten Sinne des Wortes zur Fahnenfrage ( bzw. konservierten sie in dieser Funktion ). Gerade weil die Burschenschaften in der Zweiten Republik „eine der wenigen Kräfte“ bildeten , die noch den Deutschnationalismus hochhielten ( respektive „das Anliegen unseres Vol- kes vertr[ a ]ten“ ), erachteten sie sich als „wichtiger denn je“.686 Klärungsbedürftig er- schien daher so manchem weniger , inwieweit der völkische Gedanke nach Auschwitz noch haltbar sei , sondern ganz im Gegenteil , ob bzw. welche burschenschaftliche( n ) Anschauungen „in der heutigen Weltlage ( … ) gegenüber dem Vaterlandsgedanken in den Hintergrund treten sollten“.687 Die trotz allem unleugbare , akute Legitimationsnot des völkischen Bekenntnisses nach 1945 ( zumindest ) nach außen sowie wohl auch das Bedürfnis , die quasi-religi- öse Hinwendung an die Figur des Deutschtums zu rationalisieren , ließen Burschen- schafter darüber hinaus nach Begründungen für die Notwendigkeit einer ‚Deutscher- haltung‘ Österreichs suchen , die geeignet wären , sowohl Zweifler im Inneren als auch die Außenwelt zu überzeugen. Die ideologischen Arsenale der völkischen Bewegung hielten dazu Material bereit , das im Kontext des Kalten Krieges nur geringfügig mo- dernisiert werden musste. Ein ‚entdeutschtes‘ Österreich , hieß es nun , würde zum Ein- fallstor des Bolschewismus nach Mittel- und Westeuropa. Damit konnte man nicht nur an eine weitverbreitete antikommunistische Stimmung ( und unmittelbar an die NS-Propaganda ) anknüpfen688 , sondern auch an das schon im 19. Jahrhundert gepflegte Ideologem der „deutsche( n ) Aufgabe Österreichs“689 : Einmal mehr erschien das Al- pen-Donau-Land als Vorposten der westlichen Zivilisation im Allgemeinen und des Deutschtums im Besonderen. So verwies etwa der Liberte Karl Otto Rieß 1958 in einer Festansprache auf die „Zeit der Türkenkriege , als Österreich für das Abendland asiati- sche Wellen aufhalten konnte ; wir hoffen , daß auch dieser neuerliche Eroberungswille wiederum nun hier anbranden kann“.690 Berka zufolge würde eine Loslösung Öster- 686 Aldania 1994 , 39. 687 Teutonia 1968 , 111. 688 So erklärten 63 Prozent der im Zuge einer zwischen 1976 und 1978 vom IFES-Institut und dem Linzer Universitätsinstitut für Neuere Geschichte und Zeitgeschichte durchgeführten Studie Befragten , lie- ber unter dem nationalsozialistischen als unter einem kommunistischen Regime leben zu wollen ( vgl. Kaindl-Widhalm 1990 , 120 ). 689 Peter Wrabetz jun. ( Gothia ) im DBÖ-Rundschreiben Nr. 3 ( Brixia ) vom 8. 2. 1961 , 3 ( BAK , DB 9 , E. 4 [ B1 ]). 690 Zit. n. Libertas 1967 , 173. Vgl. zu den historischen Vorläufern der Wahrnehmung Österreichs als Au- ßenposten und Schutzwall des Deutschtums Puschner 2001 , 104 ; Wredens Bemerkung über die „Ab- wehrstellung des österreichischen Deutschtums von jeher“ ( zit. in Libertas 1967 , 105 ); oder die Schil-
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„ IM NATIONALEN ABWEHRKAMPF DER GRENZLANDDEUTSCHEN“ Akademische Burschenschaften und Politik in Österreich nach 1945
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Title
„ IM NATIONALEN ABWEHRKAMPF DER GRENZLANDDEUTSCHEN“
Subtitle
Akademische Burschenschaften und Politik in Österreich nach 1945
Author
Bernhard Weidinger
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2015
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79600-8
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
634
Keywords
Burschenschaft, Studentenverbindung, Männerbund, Deutschnationalismus, Nationalismus, Rechtsextremismus, Konservatismus, Südtirol, Hochschulpolitik, VDU (Verband der Unabhängigen), FPÖ (Freiheitliche Partei Österreichs)
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. I. Einleitung 11
    1. I.1 Forschungsstand und Erkenntnisinteresse 12
    2. I.2 Zum Gegenstand der Untersuchung 15
    3. I.3 Methodische Erläuterungen 20
    4. I.4 Quellen und Quellenkritik 24
      1. I.4.1 Forschungspraktische und quellenkritische Herausforderungen 26
      2. I.4.2 Spezifische Problemlagen einzelner Quellengattungen 31
    5. I.5 Zentrale Begrifflichkeiten 34
  2. II. Nationalsozialismus und postnazistische Restauration 45
    1. II.1 Völkische Korporierte im (und für den) Nationalsozialismus 45
    2. II.2 Korporationen und ‚Entnazifizierung‘ 52
    3. II.3 Die Wiedererrichtung der Bünde 56
      1. II.3.1 Restauration vs. Neubeginn 67
    4. II.4 Rückeroberung von Öffentlichkeit 71
      1. II.4.1 Salonfähigkeit durch konservative Elitensolidarität 76
    5. II.5 Burschenschaftliche Vergangenheitsbewältigung 80
      1. II.5.1 Die erste Bestandsaufnahme Günther Berkas (1950/51) 83
      2. II.5.2 Die Auseinandersetzung um das ‚burschenschaftliche Geschichtsbild‘ (ab 1956) 90
      3. II.5.3 Burschenschaftliche Gedenkpolitik 96
      4. Exkurs: Zur Spezifik burschenschaftlicher Vergangenheitsbewältigung in Österreich 107
      5. II.5.4 Die Feldpost-Anthologie der Oberösterreicher Germanen (1967) 110
      6. Exkurs: Die Sprache der Vergangenheit 112
      7. II.5.5 Generationenverhältnis zwischen Konflikt und Konformismus 114
      8. II.5.6 Vergangenheitsbewältigung um die Jahrtausendwende 124
      9. II.5.7 Schlussbetrachtungen 127
  3. III. Burschenschaftliche Ideologie in Österreich 133
    1. III.1 Die Burschenschaften in Österreich als politische Vereinigungen 133
      1. III.1.1 Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis 138
      2. III.1.2 Konjunkturen der Politisierung 144
    2. III.2 Der burschenschaftliche Auftrag an den Einzelnen 150
      1. III.2.1 Zwischen Geselligkeitsorientierung und Idealismus 152
      2. III.2.2 Die politische Klasse unter Burschenschaftern 155
      3. III.2.3 Burschenschaftliche Meinungsführer 157
      4. III.2.4 Burschenschafter-Politiker 160
    3. III.3 Burschenschaftliche Erziehung 164
      1. III.3.1 Der burschenschaftliche Erziehungsauftrag 164
      2. III.3.2 Ebenen und Orte burschenschaftlicher Erziehung 171
      3. III.3.3 Funktionen und Konsequenzen 177
      4. III.4 Politisch-ideologische Heterogenität und burschenschaftlicher Corpsgeist 181
      5. III.4.1 Meinungsvielfalt und -hegemonie 181
      6. Exkurs: Zur relativen Abweichung der Oberösterreicher Germanen 186
      7. III.4.2 Konflikt und Kontroversen 191
      8. III.4.3 Die Außenwahrnehmung: Burschenschaften als Monolith 201
      9. III.4.4 Ursachen und Folgen burschenschaftlicher ‚Geschlossenheit‘ 210
    4. III.5 Wandel und Beharrung 213
      1. III.5.1 Burschenschaften zwischen Avantgarde und Reaktion 214
      2. III.5.2 Die Restaurationsphase: weiter (fast) wie bisher 220
      3. III.5.3 Die 1960er-Jahre: Weckrufe und Reformanläufe 225
      4. III.5.4 Der Streit um die Ehrenordnung 229
      5. Exkurs: Das Duellwesen in Österreich nach 1945 232
      6. III.5.5 Die 1970er-Jahre: Aufbruchsstimmung und Backlash 233
      7. III.5.6 Gründe der Wandlungsresistenz 236
    5. III.6 Selbstbild: Gegen-Elite 249
      1. III.6.1 Herausforderung Zweite Republik 251
      2. III.6.2 Wider die Herrschenden: Burschenschaften in Opposition 254
      3. III.6.3 Für die Herrschaft: Burschenschaftlicher Elitarismus 261
      4. III.6.4 Zusammenführung 271
    6. III.7 Völkischer Nationalismus als weltanschaulicher Angelpunkt 273
      1. III.7.1 Das Primat des Völkischen nach 1945 275
      2. III.7.2 ‚ Volkstumsbezogener Vaterlandsbegriff‘ und österreichische Eigenstaatlichkeit 286
      3. III.7.3 Kritik der völkischen Ideologie 291
    7. III.8 Burschenschaften und Demokratie 302
      1. III.8.1 Zwischen Barrikaden, Bismarck und Führerprinzip 303
      2. III.8.2 Demokratie als Form und Demokratie als Inhalt 305
      3. Exkurs: Zur Demokratisierung der österreichischen Hochschulen 313
      4. III.8.3 Demokratie im Verband und interbündischen Verkehr 315
    8. III.8.4 Der Einzelbund: ein ‚Parlament im Kleinen‘? 319
    9. III.8.5 Individuum und Kollektiv 326
  4. IV. Praxis burschenschaftlicher Politik 335
    1. IV.1 Burschenschaftliche Betätigung im politischen Sinn 335
      1. IV.1.1 Politik des Appells 338
      2. IV.1.2 ‚Grenzlandarbeit‘ 341
      3. IV.1.3 Hochschulpolitik 345
    2. IV.2 Burschenschaftliche Betätigung im metapolitischen Sinn 355
      1. IV.2.1 Gegen ‚Zeitgeist‘ und ‚Umerziehung‘: Frühe burschenschaftliche Metapolitik 355
      2. IV.2.2 Wider die ‚österreichische Nation‘ 360
      3. IV.2.3 Gegen ‚Geschichtslügen‘: Burschenschaftliche Geschichtspolitik 365
      4. IV.2.4 Einsatz für ‚das Deutschtum‘: die ‚Volkstumspolitik‘ der Burschenschaften 374
      5. IV.2.5 ‚ Nach außen wirken‘: burschenschaftliche Publizistik und Öffentlichkeitsarbeit 377
      6. IV.2.6 ‚Neue Rechte‘ gegen ‚Neue Linke‘? 386
      7. IV.2.7 Rezeption der ‚Neuen Rechten‘ 399
      8. IV.2.8 Burschenschaftliche Metapolitik um die Jahrtausendwende 412
    3. IV.3 Burschenschaftliche Südtirol-Politik 416
      1. IV.3.1 Der Konflikt in völkischer Perspektive 417
      2. IV.3.2 Legaler Aktivismus 419
      3. IV.3.3 Beteiligung am Bombenterror 424
      4. IV.3.4 Allgemeine Ableitungen zu ‚Volkstumspolitik‘ und völkischer Ideologie 436
  5. V. Burschenschaften und politische Parteien 443
    1. V.1 Völkische Korporationen als freiheitliche Kaderschmieden: eine statistische Annäherung 448
      1. V.1.1 Die Bundesebene 449
      2. V.1.2 Die Landesebene 462
      3. V.1.3 Zusammenschau 471
    2. V.2 Zur Überparteilichkeit des Burschenschaftswesens in Österreich 476
      1. Exkurs: NDP und NFA als verbindungsstudentische Projekte 481
    3. V.3 Flügelkämpfe und Personaldebatten 489
      1. V.3.1 Von der Parteigründung bis zum Innsbrucker Parteitag 1986 490
      2. V.3.2 Haider-Ära, zweite Regierungsbeteiligung und Parteispaltung 501
    4. V.4 Programmatik und Policy-Ebene 511
      1. V.4.1 Freiheitliche Parteiprogramme 511
      2. V.4.2 Agenda-Setting und Politikfeldbewirtschaftung 516
    5. V.5 Parteienkooperation und Koalitionsoptionen 521
      1. Exkurs: Sonderfall Steiermark? 528
    6. V.6 Funktionen der FPÖ für die völkischen Korporationen 532
    7. V.7 Funktionen des völkischen Korporationswesens für die FPÖ 541
    8. V.8 Völkische Verbindungen und FPÖ: prekäre Interessengemeinschaft auf Gegenseitigkeit 550
  6. VI. Abschließende Überlegungen 557
    1. VI.1 Die politische Bedeutung der Burschenschaften in Österreich 560
    2. VI.2 Zur burschenschaftlichen Politikfähigkeit 566
      1. VI.2.1 Liberal-demokratische und burschenschaftliche Weltsicht 567
      2. VI.2.2 Oppositionell aus Prinzip? 570
      3. VI.2.3 Fähig und bereit zum Kompromiss? 574
  7. Anhang
    1. Literatur, publizierte Quellen, Chroniken und Festschriften 581
    2. Archive und Archivalien 603
    3. Verbindungsstudentische, völkische und freiheitliche Periodika 608
    4. Tabelle und Diagramme 609
    5. Zitierte eigene Interviews 609
    6. Abkürzungsverzeichnis 610
    7. Glossar: Organisationen, Organe, verbindungsstudentische Begriffe 612
    8. Personenregister 619
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