Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Nach 1918
„ IM NATIONALEN ABWEHRKAMPF DER GRENZLANDDEUTSCHEN“ - Akademische Burschenschaften und Politik in Österreich nach 1945
Page - 343 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 343 - in „ IM NATIONALEN ABWEHRKAMPF DER GRENZLANDDEUTSCHEN“ - Akademische Burschenschaften und Politik in Österreich nach 1945

Image of the Page - 343 -

Image of the Page - 343 - in „ IM NATIONALEN ABWEHRKAMPF DER GRENZLANDDEUTSCHEN“ - Akademische Burschenschaften und Politik in Österreich nach 1945

Text of the Page - 343 -

IV.1 Burschenschaftliche Betätigung im politischen Sinn 343 Beziehungen zwischen den Bünden und den Nachfolgeorganisationen der Schutzver- eine ( Österreichische Landsmannschaft/ÖLM , Alpenländischer Kulturverband Südmark , etc. ) erneuert , wie zahlreiche personelle Überschneidungen und gemeinsame Veran- staltungen belegen.30 Auch die unter dem Banner der Grenzlandarbeit zur Anwendung gebrachten Aktionsformen sind bis heute weitgehend unverändert geblieben und wur- den schon bald nach Wiedergründung der Korporationen wieder aufgenommen. Wie schon in früheren Jahrzehnten übernahmen Burschenschaften Patenschaften für Orte im ‚Grenzland‘ ( die sich etwa in Form von Geld- und Bücherspenden an lokale Schu- len niederschlugen ) oder beteiligten sich an Ernteeinsätzen ebendort.31 Lindinger hebt insbesondere die Tätigkeiten der Grazer und Leobner Verbindungen „auf dem sozialen Sektor“ hervor32 , wobei diese sich aus naheliegenden ( geographischen ) Gründen über- durchschnittlich stark in Kärnten/Koroška und der ( ebenfalls zweisprachigen ) Unter- steiermark/Spodnja Štajerska engagierten , während die Innsbrucker Bünde vorrangig dem angrenzenden Südtirol / Alto Adige zugetan waren. Startpunkt der burschenschaftlichen Grenzlandarbeit nach 1945 war der ADC-Tag 1954. Allemannia Graz berichtete hier über ein Ersuchen des AKV , die Burschenschaf- ten mögen sich wieder zur Übernahme von Patenschaften im oben erwähnten Sinne ent- schließen. Wenngleich in der Diskussion die finanzielle und zeitliche Belastung durch einschlägige Aktivitäten ( vor dem Hintergrund des noch in vollem Gang befindlichen eigenen Wiederaufbaus ) thematisiert wurde , stellte dem Protokoll zufolge kein einzi- ger Bund deren grundsätzliche Sinnhaftigkeit , ja Notwendigkeit infrage.33 Ohne Ge- Ausdruck der zu diesem Zeitpunkt sich etablierenden Dominanz der radikal-völkischen Strömung in- nerhalb des Burschenschaftswesens in Österreich. Dieser Entwicklung entsprechend , spalteten sich die das Burschenschaftswesen des ausgehenden 19. Jahrhunderts in Österreich prägenden Schönerianer nach wenigen Jahren vom Schulverein ( dem zunächst Menschen unterschiedlicher sozialer Schichten , politi- scher Lager und auch Religion angehörten  – vgl. Judson 1991 , 89–93 ) ab und gründeten den antisemiti- schen Schulverein für Deutsche. 30 Vgl. zur ÖLM Bailer/Neugebauer 1993a , 176–183. Eine regelmäßige Kooperation von ÖLM und WKR stellt die jährliche ‚Sonnwendfeier‘ am oder um den 21. Juni dar. 31 Auch der Südtirolterror ( als eine militante Sonderform der Grenzlandarbeit ) lässt sich in einer entsprechen- den Tradition verorten , die eng mit dem waffenstudentischen Topos der ‚Wehrhaftigkeit‘ verknüpft ist. Im österreichischen Kontext wäre v. a. der ‚Kärntner Abwehrkampf‘ von 1919 zu erwähnen , bei dem Burschen- schafter ebenfalls zu den Waffen griffen , um ein ihrer Überzeugung nach ‚deutsches‘ Gebiet unter ‚deutscher‘ Herrschaft zu halten. So führte der Südtirolterrorist Norbert Burger ( Olympia Wien ) bei seinem Münchner Prozess 1970 aus , das Kärntner Beispiel habe ihn zu der Überzeugung geführt , dass auch die Südtirolfrage nur unter Einsatz von Waffengewalt befriedigend gelöst werden könne ( vgl. die Süddeutsche Zeitung vom 24. 4. 1970 , 13 ). Auch Schweinberger ( 2009 , 107 ) suggeriert , dass eine solche Lösung durch einen ‚Abwehr- kampf‘ nach Kärntner Vorbild schon im Jahre 1918 gefunden hätte werden können. Zum burschenschaftli- chen Einsatz an der österreichischen Südgrenze um 1919 vgl. etwa Rosenkranz 2009 , 53–55. 32 Lindinger 2009 , 77. 33 Vgl. BAK , DB 9 , E. 4 [ A1 ], Protokoll des ADC-Tages 1954 , 10. Bereits einleitend hatte der im ADC für Allemannia den Vorsitz führende Othmar Loibner angemerkt , dass „( ü )ber Sinn und Zweck , Notwen-
back to the  book „ IM NATIONALEN ABWEHRKAMPF DER GRENZLANDDEUTSCHEN“ - Akademische Burschenschaften und Politik in Österreich nach 1945"
„ IM NATIONALEN ABWEHRKAMPF DER GRENZLANDDEUTSCHEN“ Akademische Burschenschaften und Politik in Österreich nach 1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
„ IM NATIONALEN ABWEHRKAMPF DER GRENZLANDDEUTSCHEN“
Subtitle
Akademische Burschenschaften und Politik in Österreich nach 1945
Author
Bernhard Weidinger
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2015
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79600-8
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
634
Keywords
Burschenschaft, Studentenverbindung, Männerbund, Deutschnationalismus, Nationalismus, Rechtsextremismus, Konservatismus, Südtirol, Hochschulpolitik, VDU (Verband der Unabhängigen), FPÖ (Freiheitliche Partei Österreichs)
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. I. Einleitung 11
    1. I.1 Forschungsstand und Erkenntnisinteresse 12
    2. I.2 Zum Gegenstand der Untersuchung 15
    3. I.3 Methodische Erläuterungen 20
    4. I.4 Quellen und Quellenkritik 24
      1. I.4.1 Forschungspraktische und quellenkritische Herausforderungen 26
      2. I.4.2 Spezifische Problemlagen einzelner Quellengattungen 31
    5. I.5 Zentrale Begrifflichkeiten 34
  2. II. Nationalsozialismus und postnazistische Restauration 45
    1. II.1 Völkische Korporierte im (und für den) Nationalsozialismus 45
    2. II.2 Korporationen und ‚Entnazifizierung‘ 52
    3. II.3 Die Wiedererrichtung der Bünde 56
      1. II.3.1 Restauration vs. Neubeginn 67
    4. II.4 Rückeroberung von Öffentlichkeit 71
      1. II.4.1 Salonfähigkeit durch konservative Elitensolidarität 76
    5. II.5 Burschenschaftliche Vergangenheitsbewältigung 80
      1. II.5.1 Die erste Bestandsaufnahme Günther Berkas (1950/51) 83
      2. II.5.2 Die Auseinandersetzung um das ‚burschenschaftliche Geschichtsbild‘ (ab 1956) 90
      3. II.5.3 Burschenschaftliche Gedenkpolitik 96
      4. Exkurs: Zur Spezifik burschenschaftlicher Vergangenheitsbewältigung in Österreich 107
      5. II.5.4 Die Feldpost-Anthologie der Oberösterreicher Germanen (1967) 110
      6. Exkurs: Die Sprache der Vergangenheit 112
      7. II.5.5 Generationenverhältnis zwischen Konflikt und Konformismus 114
      8. II.5.6 Vergangenheitsbewältigung um die Jahrtausendwende 124
      9. II.5.7 Schlussbetrachtungen 127
  3. III. Burschenschaftliche Ideologie in Österreich 133
    1. III.1 Die Burschenschaften in Österreich als politische Vereinigungen 133
      1. III.1.1 Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis 138
      2. III.1.2 Konjunkturen der Politisierung 144
    2. III.2 Der burschenschaftliche Auftrag an den Einzelnen 150
      1. III.2.1 Zwischen Geselligkeitsorientierung und Idealismus 152
      2. III.2.2 Die politische Klasse unter Burschenschaftern 155
      3. III.2.3 Burschenschaftliche Meinungsführer 157
      4. III.2.4 Burschenschafter-Politiker 160
    3. III.3 Burschenschaftliche Erziehung 164
      1. III.3.1 Der burschenschaftliche Erziehungsauftrag 164
      2. III.3.2 Ebenen und Orte burschenschaftlicher Erziehung 171
      3. III.3.3 Funktionen und Konsequenzen 177
      4. III.4 Politisch-ideologische Heterogenität und burschenschaftlicher Corpsgeist 181
      5. III.4.1 Meinungsvielfalt und -hegemonie 181
      6. Exkurs: Zur relativen Abweichung der Oberösterreicher Germanen 186
      7. III.4.2 Konflikt und Kontroversen 191
      8. III.4.3 Die Außenwahrnehmung: Burschenschaften als Monolith 201
      9. III.4.4 Ursachen und Folgen burschenschaftlicher ‚Geschlossenheit‘ 210
    4. III.5 Wandel und Beharrung 213
      1. III.5.1 Burschenschaften zwischen Avantgarde und Reaktion 214
      2. III.5.2 Die Restaurationsphase: weiter (fast) wie bisher 220
      3. III.5.3 Die 1960er-Jahre: Weckrufe und Reformanläufe 225
      4. III.5.4 Der Streit um die Ehrenordnung 229
      5. Exkurs: Das Duellwesen in Österreich nach 1945 232
      6. III.5.5 Die 1970er-Jahre: Aufbruchsstimmung und Backlash 233
      7. III.5.6 Gründe der Wandlungsresistenz 236
    5. III.6 Selbstbild: Gegen-Elite 249
      1. III.6.1 Herausforderung Zweite Republik 251
      2. III.6.2 Wider die Herrschenden: Burschenschaften in Opposition 254
      3. III.6.3 Für die Herrschaft: Burschenschaftlicher Elitarismus 261
      4. III.6.4 Zusammenführung 271
    6. III.7 Völkischer Nationalismus als weltanschaulicher Angelpunkt 273
      1. III.7.1 Das Primat des Völkischen nach 1945 275
      2. III.7.2 ‚ Volkstumsbezogener Vaterlandsbegriff‘ und österreichische Eigenstaatlichkeit 286
      3. III.7.3 Kritik der völkischen Ideologie 291
    7. III.8 Burschenschaften und Demokratie 302
      1. III.8.1 Zwischen Barrikaden, Bismarck und Führerprinzip 303
      2. III.8.2 Demokratie als Form und Demokratie als Inhalt 305
      3. Exkurs: Zur Demokratisierung der österreichischen Hochschulen 313
      4. III.8.3 Demokratie im Verband und interbündischen Verkehr 315
    8. III.8.4 Der Einzelbund: ein ‚Parlament im Kleinen‘? 319
    9. III.8.5 Individuum und Kollektiv 326
  4. IV. Praxis burschenschaftlicher Politik 335
    1. IV.1 Burschenschaftliche Betätigung im politischen Sinn 335
      1. IV.1.1 Politik des Appells 338
      2. IV.1.2 ‚Grenzlandarbeit‘ 341
      3. IV.1.3 Hochschulpolitik 345
    2. IV.2 Burschenschaftliche Betätigung im metapolitischen Sinn 355
      1. IV.2.1 Gegen ‚Zeitgeist‘ und ‚Umerziehung‘: Frühe burschenschaftliche Metapolitik 355
      2. IV.2.2 Wider die ‚österreichische Nation‘ 360
      3. IV.2.3 Gegen ‚Geschichtslügen‘: Burschenschaftliche Geschichtspolitik 365
      4. IV.2.4 Einsatz für ‚das Deutschtum‘: die ‚Volkstumspolitik‘ der Burschenschaften 374
      5. IV.2.5 ‚ Nach außen wirken‘: burschenschaftliche Publizistik und Öffentlichkeitsarbeit 377
      6. IV.2.6 ‚Neue Rechte‘ gegen ‚Neue Linke‘? 386
      7. IV.2.7 Rezeption der ‚Neuen Rechten‘ 399
      8. IV.2.8 Burschenschaftliche Metapolitik um die Jahrtausendwende 412
    3. IV.3 Burschenschaftliche Südtirol-Politik 416
      1. IV.3.1 Der Konflikt in völkischer Perspektive 417
      2. IV.3.2 Legaler Aktivismus 419
      3. IV.3.3 Beteiligung am Bombenterror 424
      4. IV.3.4 Allgemeine Ableitungen zu ‚Volkstumspolitik‘ und völkischer Ideologie 436
  5. V. Burschenschaften und politische Parteien 443
    1. V.1 Völkische Korporationen als freiheitliche Kaderschmieden: eine statistische Annäherung 448
      1. V.1.1 Die Bundesebene 449
      2. V.1.2 Die Landesebene 462
      3. V.1.3 Zusammenschau 471
    2. V.2 Zur Überparteilichkeit des Burschenschaftswesens in Österreich 476
      1. Exkurs: NDP und NFA als verbindungsstudentische Projekte 481
    3. V.3 Flügelkämpfe und Personaldebatten 489
      1. V.3.1 Von der Parteigründung bis zum Innsbrucker Parteitag 1986 490
      2. V.3.2 Haider-Ära, zweite Regierungsbeteiligung und Parteispaltung 501
    4. V.4 Programmatik und Policy-Ebene 511
      1. V.4.1 Freiheitliche Parteiprogramme 511
      2. V.4.2 Agenda-Setting und Politikfeldbewirtschaftung 516
    5. V.5 Parteienkooperation und Koalitionsoptionen 521
      1. Exkurs: Sonderfall Steiermark? 528
    6. V.6 Funktionen der FPÖ für die völkischen Korporationen 532
    7. V.7 Funktionen des völkischen Korporationswesens für die FPÖ 541
    8. V.8 Völkische Verbindungen und FPÖ: prekäre Interessengemeinschaft auf Gegenseitigkeit 550
  6. VI. Abschließende Überlegungen 557
    1. VI.1 Die politische Bedeutung der Burschenschaften in Österreich 560
    2. VI.2 Zur burschenschaftlichen Politikfähigkeit 566
      1. VI.2.1 Liberal-demokratische und burschenschaftliche Weltsicht 567
      2. VI.2.2 Oppositionell aus Prinzip? 570
      3. VI.2.3 Fähig und bereit zum Kompromiss? 574
  7. Anhang
    1. Literatur, publizierte Quellen, Chroniken und Festschriften 581
    2. Archive und Archivalien 603
    3. Verbindungsstudentische, völkische und freiheitliche Periodika 608
    4. Tabelle und Diagramme 609
    5. Zitierte eigene Interviews 609
    6. Abkürzungsverzeichnis 610
    7. Glossar: Organisationen, Organe, verbindungsstudentische Begriffe 612
    8. Personenregister 619
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
„ IM NATIONALEN ABWEHRKAMPF DER GRENZLANDDEUTSCHEN“