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IV.2 Burschenschaftliche Betätigung im metapolitischen Sinn
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Gastautoren wie Benoist und Guillaume Faye als Vertreter des Archetyps aller ‚neu-
rechten‘ Denkfabriken , des französischen GRECE ; ethnopluralistische Argumenta-
tion bildete den roten Faden der Zeitschrift.324 Unter dem Gesichtspunkt burschen-
schaftlicher Affinität zu Ansätzen der ‚Neuen Rechten‘ ist der Hinweis notierenswert ,
dass „die ‚Identität‘-Macher ( … ) größtenteils dem akademischen bzw. burschenschaft-
lichen Milieu entstamm( t )en“.325 Wenn auch diese Einschätzung unter Verweis auf
mehrere nichtkorporierte Stammautoren ( Erich Danneberg , Martin Hobek , Helwig
Leibinger ) zu relativieren ist , waren völkische Korporierte unter den AutorInnen in
der Tat stark vertreten , darunter auch solche der älteren Generation ( wie Roland Gi-
rtler , Corps Symposion Wien , Andreas Mölzer und Hans-Ulrich Kopp , aB ! Danubia
München ). Unter den jüngeren ist zuvorderst Hatzenbichler selbst zu erwähnen , des-
sen Feder mutmaßlich auch ein Gutteil der zahlreichen nicht namentlich gezeichne-
ten Texte entstammt. Als weitere korporierte AutorInnen lassen sich Helena Pleinert
( Wiener akademische Mädelschaft Freya ), Helmut Stubner ( VDSt Philadelphia Wien )
sowie die Burschenschafter Thomas Reiter ( Germania Graz ), Roland Zingerle ( aB ! Ei-
sen Klagenfurt ), Ulrich Pawlowsky und Franz Watschinger ( beide Brixia ) anführen.
Vereinzelt traten Burschenschafter auch als Interviewpartner in Erscheinung ( Mat-
thias Bleckmann , Bruna Sudetia , und Alex Kassegger , Germania Graz ). Nicht zuletzt
stellten die völkischen Korporationen ein häufiges Thema in der Identität da , was ange-
sichts des Charakters der Zeitschrift als Aula-Jugendausgabe nicht weiter verwundert.
Unter Hatzenbichlers Federführung avancierte Identität schnell zum „wichtigste( n ) ori-
ginär neurechte( n ) Medium Österreichs“326
– und entschlief dennoch nach rund vier Jah-
ren kommentarlos , mutmaßlich aufgrund fehlender Resonanz. Den eben erwähnten Sta-
tus verdankte sie nicht zuletzt der Inkonsequenz ihres Mutterorgans , in dem die Kräfte
der Beharrung sich als hartnäckig und letztlich unüberwindbar erwiesen. In seiner Ana-
lyse von 1996 kommt Gärtner zu dem Schluss , dass die Aula dem Anspruch eines „intel-
lektuellen Organ( s ) der Neuen Rechten“327 bis dato nicht gerecht werden konnte. Wohl
hätte sie um 1990 in der inhaltlichen wie auch äußeren Gestaltung einen Wandel „vom in-
ternen Mitteilungsblatt ( … ) zum politischen Magazin“ vollzogen. Eine Abkehr von tradi-
tionellen Positionen sei damit allerdings nur sehr beschränkt einhergegangen. „So gelingt
es der Aula nach wie vor nicht , zum Thema Nationalsozialismus eine andere als verteidi-
gende Position einzunehmen.“328 Die „Grenzziehung zur extremen Rechten oder zu de-
zidierten Auschwitz-Leugnern“ sei nicht bloß misslungen , sondern werde schlicht „nicht
324 Vgl. Perner/Schiedel/Zellhofer 1994 , 60.
325 Ebd., 63.
326 Ebd., 59.
327 Gärtner 1996 , 17 f.
328 Ebd., 328.
„ IM NATIONALEN ABWEHRKAMPF DER GRENZLANDDEUTSCHEN“
Akademische Burschenschaften und Politik in Österreich nach 1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- „ IM NATIONALEN ABWEHRKAMPF DER GRENZLANDDEUTSCHEN“
- Subtitle
- Akademische Burschenschaften und Politik in Österreich nach 1945
- Author
- Bernhard Weidinger
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2015
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79600-8
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 634
- Keywords
- Burschenschaft, Studentenverbindung, Männerbund, Deutschnationalismus, Nationalismus, Rechtsextremismus, Konservatismus, Südtirol, Hochschulpolitik, VDU (Verband der Unabhängigen), FPÖ (Freiheitliche Partei Österreichs)
- Categories
- Geschichte Nach 1918
Table of contents
- I. Einleitung 11
- II. Nationalsozialismus und postnazistische Restauration 45
- II.1 Völkische Korporierte im (und für den) Nationalsozialismus 45
- II.2 Korporationen und ‚Entnazifizierung‘ 52
- II.3 Die Wiedererrichtung der Bünde 56
- II.4 Rückeroberung von Öffentlichkeit 71
- II.5 Burschenschaftliche Vergangenheitsbewältigung 80
- II.5.1 Die erste Bestandsaufnahme Günther Berkas (1950/51) 83
- II.5.2 Die Auseinandersetzung um das ‚burschenschaftliche Geschichtsbild‘ (ab 1956) 90
- II.5.3 Burschenschaftliche Gedenkpolitik 96
- Exkurs: Zur Spezifik burschenschaftlicher Vergangenheitsbewältigung in Österreich 107
- II.5.4 Die Feldpost-Anthologie der Oberösterreicher Germanen (1967) 110
- Exkurs: Die Sprache der Vergangenheit 112
- II.5.5 Generationenverhältnis zwischen Konflikt und Konformismus 114
- II.5.6 Vergangenheitsbewältigung um die Jahrtausendwende 124
- II.5.7 Schlussbetrachtungen 127
- III. Burschenschaftliche Ideologie in Österreich 133
- III.1 Die Burschenschaften in Österreich als politische Vereinigungen 133
- III.2 Der burschenschaftliche Auftrag an den Einzelnen 150
- III.3 Burschenschaftliche Erziehung 164
- III.3.1 Der burschenschaftliche Erziehungsauftrag 164
- III.3.2 Ebenen und Orte burschenschaftlicher Erziehung 171
- III.3.3 Funktionen und Konsequenzen 177
- III.4 Politisch-ideologische Heterogenität und burschenschaftlicher Corpsgeist 181
- III.4.1 Meinungsvielfalt und -hegemonie 181
- Exkurs: Zur relativen Abweichung der Oberösterreicher Germanen 186
- III.4.2 Konflikt und Kontroversen 191
- III.4.3 Die Außenwahrnehmung: Burschenschaften als Monolith 201
- III.4.4 Ursachen und Folgen burschenschaftlicher ‚Geschlossenheit‘ 210
- III.5 Wandel und Beharrung 213
- III.5.1 Burschenschaften zwischen Avantgarde und Reaktion 214
- III.5.2 Die Restaurationsphase: weiter (fast) wie bisher 220
- III.5.3 Die 1960er-Jahre: Weckrufe und Reformanläufe 225
- III.5.4 Der Streit um die Ehrenordnung 229
- Exkurs: Das Duellwesen in Österreich nach 1945 232
- III.5.5 Die 1970er-Jahre: Aufbruchsstimmung und Backlash 233
- III.5.6 Gründe der Wandlungsresistenz 236
- III.6 Selbstbild: Gegen-Elite 249
- III.7 Völkischer Nationalismus als weltanschaulicher Angelpunkt 273
- III.8 Burschenschaften und Demokratie 302
- III.8.4 Der Einzelbund: ein ‚Parlament im Kleinen‘? 319
- III.8.5 Individuum und Kollektiv 326
- IV. Praxis burschenschaftlicher Politik 335
- IV.1 Burschenschaftliche Betätigung im politischen Sinn 335
- IV.2 Burschenschaftliche Betätigung im metapolitischen Sinn 355
- IV.2.1 Gegen ‚Zeitgeist‘ und ‚Umerziehung‘: Frühe burschenschaftliche Metapolitik 355
- IV.2.2 Wider die ‚österreichische Nation‘ 360
- IV.2.3 Gegen ‚Geschichtslügen‘: Burschenschaftliche Geschichtspolitik 365
- IV.2.4 Einsatz für ‚das Deutschtum‘: die ‚Volkstumspolitik‘ der Burschenschaften 374
- IV.2.5 ‚ Nach außen wirken‘: burschenschaftliche Publizistik und Öffentlichkeitsarbeit 377
- IV.2.6 ‚Neue Rechte‘ gegen ‚Neue Linke‘? 386
- IV.2.7 Rezeption der ‚Neuen Rechten‘ 399
- IV.2.8 Burschenschaftliche Metapolitik um die Jahrtausendwende 412
- IV.3 Burschenschaftliche Südtirol-Politik 416
- V. Burschenschaften und politische Parteien 443
- V.1 Völkische Korporationen als freiheitliche Kaderschmieden: eine statistische Annäherung 448
- V.2 Zur Überparteilichkeit des Burschenschaftswesens in Österreich 476
- V.3 Flügelkämpfe und Personaldebatten 489
- V.4 Programmatik und Policy-Ebene 511
- V.5 Parteienkooperation und Koalitionsoptionen 521
- V.6 Funktionen der FPÖ für die völkischen Korporationen 532
- V.7 Funktionen des völkischen Korporationswesens für die FPÖ 541
- V.8 Völkische Verbindungen und FPÖ: prekäre Interessengemeinschaft auf Gegenseitigkeit 550
- VI. Abschließende Überlegungen 557
- Anhang
- Literatur, publizierte Quellen, Chroniken und Festschriften 581
- Archive und Archivalien 603
- Verbindungsstudentische, völkische und freiheitliche Periodika 608
- Tabelle und Diagramme 609
- Zitierte eigene Interviews 609
- Abkürzungsverzeichnis 610
- Glossar: Organisationen, Organe, verbindungsstudentische Begriffe 612
- Personenregister 619