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V. Burschenschaften und politische Parteien
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Funktionäre gezielt auf ihre künftigen Aufgaben vorzubereiten“.375 1995 folgte die Ein-
richtung eines ‚Collegium Scala‘ betitelten Programmes , das dem Parteichronisten zu-
folge als „freiheitliche ‚Elitenschmiede‘ “ gedacht war.376 Die Verantwortung für diese
Schulungsaktivitäten legte Haider
– v. a. nach der Ablösung Mölzers als Leiter des Bil-
dungswerks
– überwiegend in die Hände von Nichtkorporierten.377 Ein solcher , Harald
Fischl , konnte 2000 als Akademie-Präsident vermelden , man habe soeben „die Minis-
terien mit Basismitarbeitern“ versorgt ; Seminarthemen wie „Führungsmethodik , Ver-
handlungstechniken und Rhetorik“ – Fähigkeiten , die auch die Korporationen nach
eigener Darstellung vermitteln
– unterstrichen gleichzeitig den Anspruch , auch auf hö-
here Aufgaben vorzubereiten.378
Nach der Parteispaltung wurden , Andreas Mölzer zufolge , Korporierte wieder zum
„wichtigste( n ) Personalreservoir“ der FPÖ.379 Zum einen erfolgte diese Rückbesin-
nung notgedrungen , da die BZÖ-Gründung die Freiheitlichen auf ihren personellen
Kernbestand zurückgeworfen hatte , zum anderen sicherte der bedeutende Beitrag des
„waffenstudentische( n ) Lagers“ zur „Wiedergeburt“ der FPÖ dessen innerparteilichen
Status zusätzlich ab.380 Die nach Ende der ÖVP-BZÖ-Regierung Stück für Stück an
die Öffentlichkeit gedrungenen Finanzaffären taten mutmaßlich ein Übriges , die neue
Parteiführung in der Personalauswahl verstärkt auf Bekanntes und Bewährtes setzen
zu lassen. Noch 2010 erklärte Strache , zielgruppenorientiert im Organ des Österreichi-
schen Pennäler-Rings , die FPÖ würde auf die „hervorragenden Persönlichkeiten“ aus
den Korporationen „gar nicht verzichten können und wollen“.381 Diese jedenfalls in
puncto des Könnens von anderen Seiten bestätigte Einschätzung382 deutet darauf hin ,
375 Piringer 1993d , 37.
376 Piringer 1996 , 19. Der Zeitschrift trend ( Nr. 4/2000 , 62 ) zufolge sollten hier „Nachwuchskräfte für po-
litische Führungsaufgaben ( ge )schult“ werden.
377 So stand die ‚Junge Akademie‘ unter der Patronanz von Mathias Reichhold und wurde 1993 Karl-Heinz
Grasser mit dem gesamten Personalentwicklungsbereich betraut
– beide Vertreter der ‚Buberlpartie‘ ( vgl.
ebd. bzw. Aula Nr. 9 / 1993 , 10 ). Unter den zehn vom trend ( Nr. 4/2000 , 62 ) 2000 aufgelisteten Akade-
mie-FunktionärInnen fanden sich acht Personen ohne Korporationshintergrund , darunter beide Pro-
grammverantwortlichen.
378 Fischl , zit. n. trend Nr. 4/2000 , 62.
379 Zit. n. http://kurier.at/nachrichten/4482732-straches-blaue-burschen.php ( Artikel vom 27. 1. 2012 , Do-
minik Sinnreich ).
380 So Heinz-Christian Strache im Interview mit Andreas Mölzer ( Mölzer/Strache 2006 , 35 ).
381 Junges Leben Nr. 4/2010 , 8. Als ob ihrer bloßen Existenz vielsagend kann dabei Straches Klarstellung
bezeichnet werden , dass „die Mitgliedschaft in einer Korporation keine Grundvoraussetzung für eine
politische Karriere bei uns“ sei , wie politische Gegner dies darstellten.
382 Vgl. etwa Lindingers ( 2009 , 71 ) Einstufung des RFS als „einzige Personalreserve der FPÖ“ oder die
Prognose des Journalisten Oliver Pink von 2011 zum Szenario eines neuerlichen Regierungseintrittes
der Freiheitlichen : „Minister würden sich noch finden , doch bei der Besetzung der Kabinette würde es
schwierig. Das einzige Personalreservoir , das die FPÖ für solche anspruchsvollen Jobs hat , sind ( … )
„ IM NATIONALEN ABWEHRKAMPF DER GRENZLANDDEUTSCHEN“
Akademische Burschenschaften und Politik in Österreich nach 1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- „ IM NATIONALEN ABWEHRKAMPF DER GRENZLANDDEUTSCHEN“
- Subtitle
- Akademische Burschenschaften und Politik in Österreich nach 1945
- Author
- Bernhard Weidinger
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2015
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79600-8
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 634
- Keywords
- Burschenschaft, Studentenverbindung, Männerbund, Deutschnationalismus, Nationalismus, Rechtsextremismus, Konservatismus, Südtirol, Hochschulpolitik, VDU (Verband der Unabhängigen), FPÖ (Freiheitliche Partei Österreichs)
- Categories
- Geschichte Nach 1918
Table of contents
- I. Einleitung 11
- II. Nationalsozialismus und postnazistische Restauration 45
- II.1 Völkische Korporierte im (und für den) Nationalsozialismus 45
- II.2 Korporationen und ‚Entnazifizierung‘ 52
- II.3 Die Wiedererrichtung der Bünde 56
- II.4 Rückeroberung von Öffentlichkeit 71
- II.5 Burschenschaftliche Vergangenheitsbewältigung 80
- II.5.1 Die erste Bestandsaufnahme Günther Berkas (1950/51) 83
- II.5.2 Die Auseinandersetzung um das ‚burschenschaftliche Geschichtsbild‘ (ab 1956) 90
- II.5.3 Burschenschaftliche Gedenkpolitik 96
- Exkurs: Zur Spezifik burschenschaftlicher Vergangenheitsbewältigung in Österreich 107
- II.5.4 Die Feldpost-Anthologie der Oberösterreicher Germanen (1967) 110
- Exkurs: Die Sprache der Vergangenheit 112
- II.5.5 Generationenverhältnis zwischen Konflikt und Konformismus 114
- II.5.6 Vergangenheitsbewältigung um die Jahrtausendwende 124
- II.5.7 Schlussbetrachtungen 127
- III. Burschenschaftliche Ideologie in Österreich 133
- III.1 Die Burschenschaften in Österreich als politische Vereinigungen 133
- III.2 Der burschenschaftliche Auftrag an den Einzelnen 150
- III.3 Burschenschaftliche Erziehung 164
- III.3.1 Der burschenschaftliche Erziehungsauftrag 164
- III.3.2 Ebenen und Orte burschenschaftlicher Erziehung 171
- III.3.3 Funktionen und Konsequenzen 177
- III.4 Politisch-ideologische Heterogenität und burschenschaftlicher Corpsgeist 181
- III.4.1 Meinungsvielfalt und -hegemonie 181
- Exkurs: Zur relativen Abweichung der Oberösterreicher Germanen 186
- III.4.2 Konflikt und Kontroversen 191
- III.4.3 Die Außenwahrnehmung: Burschenschaften als Monolith 201
- III.4.4 Ursachen und Folgen burschenschaftlicher ‚Geschlossenheit‘ 210
- III.5 Wandel und Beharrung 213
- III.5.1 Burschenschaften zwischen Avantgarde und Reaktion 214
- III.5.2 Die Restaurationsphase: weiter (fast) wie bisher 220
- III.5.3 Die 1960er-Jahre: Weckrufe und Reformanläufe 225
- III.5.4 Der Streit um die Ehrenordnung 229
- Exkurs: Das Duellwesen in Österreich nach 1945 232
- III.5.5 Die 1970er-Jahre: Aufbruchsstimmung und Backlash 233
- III.5.6 Gründe der Wandlungsresistenz 236
- III.6 Selbstbild: Gegen-Elite 249
- III.7 Völkischer Nationalismus als weltanschaulicher Angelpunkt 273
- III.8 Burschenschaften und Demokratie 302
- III.8.4 Der Einzelbund: ein ‚Parlament im Kleinen‘? 319
- III.8.5 Individuum und Kollektiv 326
- IV. Praxis burschenschaftlicher Politik 335
- IV.1 Burschenschaftliche Betätigung im politischen Sinn 335
- IV.2 Burschenschaftliche Betätigung im metapolitischen Sinn 355
- IV.2.1 Gegen ‚Zeitgeist‘ und ‚Umerziehung‘: Frühe burschenschaftliche Metapolitik 355
- IV.2.2 Wider die ‚österreichische Nation‘ 360
- IV.2.3 Gegen ‚Geschichtslügen‘: Burschenschaftliche Geschichtspolitik 365
- IV.2.4 Einsatz für ‚das Deutschtum‘: die ‚Volkstumspolitik‘ der Burschenschaften 374
- IV.2.5 ‚ Nach außen wirken‘: burschenschaftliche Publizistik und Öffentlichkeitsarbeit 377
- IV.2.6 ‚Neue Rechte‘ gegen ‚Neue Linke‘? 386
- IV.2.7 Rezeption der ‚Neuen Rechten‘ 399
- IV.2.8 Burschenschaftliche Metapolitik um die Jahrtausendwende 412
- IV.3 Burschenschaftliche Südtirol-Politik 416
- V. Burschenschaften und politische Parteien 443
- V.1 Völkische Korporationen als freiheitliche Kaderschmieden: eine statistische Annäherung 448
- V.2 Zur Überparteilichkeit des Burschenschaftswesens in Österreich 476
- V.3 Flügelkämpfe und Personaldebatten 489
- V.4 Programmatik und Policy-Ebene 511
- V.5 Parteienkooperation und Koalitionsoptionen 521
- V.6 Funktionen der FPÖ für die völkischen Korporationen 532
- V.7 Funktionen des völkischen Korporationswesens für die FPÖ 541
- V.8 Völkische Verbindungen und FPÖ: prekäre Interessengemeinschaft auf Gegenseitigkeit 550
- VI. Abschließende Überlegungen 557
- Anhang
- Literatur, publizierte Quellen, Chroniken und Festschriften 581
- Archive und Archivalien 603
- Verbindungsstudentische, völkische und freiheitliche Periodika 608
- Tabelle und Diagramme 609
- Zitierte eigene Interviews 609
- Abkürzungsverzeichnis 610
- Glossar: Organisationen, Organe, verbindungsstudentische Begriffe 612
- Personenregister 619