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Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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34 Akteure in Agrarsystemen des Einzelfalls hinausreichende relationale Betrachtung der Gesamtheit der Fälle. Drittens geht der Fall nicht in Aggregaten höherer Ordnung auf, sondern bleibt erhalten, was transversale Verbindungen jenseits der Mikro-Makro-Dichotomie zulässt.152 Im zweiten Schritt werden Gruppen einander ähnlicher Fälle bestimmt und für sich ausgewertet. Dies erfolgt wiederum mit einfachen oder komplexen Methoden, etwa der Clusteranalyse aus dem Arsenal der Geometrischen Datenanalyse oder, bei Vorliegen geeigneter Quellen, der Sozialen Netzwerkanalyse.153 Zur Darstel- lung von Agrarsystemen dient eine eigens für die Studie entwickelte Bildstatistik, die innere und äußere Beziehungen der Systemelemente sichtbar macht. Vier ein- ander berührende Quadrate mit einem gemeinsamen Eckpunkt stehen für den Ar- beitskräftebesatz, gemessen in Arbeitskrafteinheiten (AKE),154 die Bodennutzung, gemessen in Hektar,155 den Viehstand, gemessen in Großvieheinheiten (GVE),156 und den Maschinen- und Gerätebestand, gemessen in Geldeinheiten.157 Alle Grö- ßen, seien es AKE, Hektar, GVE oder Geldeinheiten, werden durch den Flächen- inhalt des jeweiligen Rechtecks abgebildet. Inputs und Outputs des Agrarsystems werden, sofern entsprechende Daten vorliegen, in Geld bemessen und durch die Breite des jeweiligen Pfeils dargestellt. Während die bisher erwähnten Methoden die Breite der Fälle einer Gruppe erfassen, geht der dritte Auswertungsschritt an ausgewählten Fällen in die Tiefe. Mittels Fallrekonstruktion158 auf der Basis text- und bildhermeneutischer Verfah- ren159 werden Akteure in ihren materiellen, sozialen und symbolischen Bezügen erfassbar. Die Auswahl folgt entweder der Repräsentativität eines Falles für eine größere Gruppe oder dem mikrohistorischen Prinzip des „außergewöhnlich Nor- malen“ (eccezionalemente normale), das aus oft außergewöhnlich erscheinenden Fällen Aspekte der zeit- und raumbezogenen Normalität zu erschließen sucht. Es entspringt der „Kritik an einer unreflektierten und uneingeschränkten Akzeptanz statistischer Relevanz-, Signifikanz- und Repräsentativitätskriterien“ in der histo- rischen Forschung.160 Um die Anonymität der Akteure zu wahren, wurden in der Regel anstatt der Klarnamen Pseudonyme verwendet ; Ausnahmen bilden Perso- nen des öffentlichen Lebens, die etwa in der Presse genannt wurden. Schließlich werden im vierten Schritt die Fallgruppen- und Einzelfallrekon- struktionen nach Gemeinsamkeiten und Unterschieden verglichen. Solche Ver- gleiche können synchron, nach Raumabschnitten, oder diachron, nach Zeitab- schnitten, erfolgen. Jedenfalls erfordern sie einen Vergleichsmaßstab, ein tertium comparationis, das als Drittes neben die beiden Vergleichsgegenstände tritt.161 Im Vergleich besonderer Fallgruppen und Einzelfälle werden deren Positionen und Beziehungen im jeweiligen Kräftefeld des Agrarsystems deutlich ; auf diese Weise können allgemeine Erkenntnisse gewonnen werden.
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Schlachtfelder
Untertitel
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Autor
Ernst Langthaler
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
948
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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