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Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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64 Anatomie eines „lebenden Organismus“ östlichen Flach- und Hügelland deutlich unter ein Zehntel bis nahe Null absackte. Da unproduktive Flächen nirgends ins Gewicht fielen, legte mit sinkender Forst- wirtschaftsfläche die Landwirtschaftsfläche im selben Maß zu. In weiterer Folge unterschieden sich die Betriebstypen nach dem Ackeranteil an der landwirtschaft- lichen Nutzfläche ; dieser schwankte von einem Zehntel in den Grünland-Wald- wirtschaften der Voralpen über ein bis zwei Drittel in den Futter-, Acker-Wald- und Getreidewirtschaften der westlichen Produktionsgebiete bis zu acht oder neun Zehntel im östlichen Flach- und Hügelland  – ausgenommen die Weinbauwirt- schaften, die nur die Hälfte der landwirtschaftlichen Nutzfläche als Acker nutzten. Da die übrigen Kulturarten Garten- und Weinland  – wiederum abgesehen von den Weinbauwirtschaften  – zusammen nirgends über ein Zehntel hinausreichten, gingen die Zuwächse des Ackerlandes auf Kosten des Dauergrünlandes, also der Wiesen und Hutweiden. Weiters unterschieden sich die Betriebstypen danach, wie die Betriebsbesitzer das Ackerland nutzten. In den Grünland-Waldwirtschaften der Kalkalpen ging infolge der herbst- und frühjahrsnassen Lehmböden, der verkürzten Wachstums- periode und der drohenden Verunkrautung der Wintergetreidebau von Gerste und Hafer kaum über ein Drittel  – das Maß der traditionellen Dreifelderwirt- schaft  – hinaus. Vom vergleichsweise starken Sommergetreideanteil nahm, neben der Futtergerste als Klee-Überfrucht, den Großteil der Hafer ein. Der ehemalige Bracheschlag wurde für den Futterbau  – teils Klee- und Kleegrasbau, teils Natur- egart, teils Kunst- und Wechselwiese  – sowie für den Anbau von Kartoffeln und Futterrüben genutzt. In den Acker-Waldwirtschaften des Wechselgebiets verschob sich das Anbauverhältnis zuungunsten des ausfallgefährdeten Wintergetreides und der schlecht gedeihenden Hackfrüchte sowie zugunsten des Feldfutterbaus, der den gesamten ehemaligen Brachschlag einnahm. Was die Hackfrüchte als Vieh- futter- und, in weiterer Folge, Stalldüngerlieferanten betraf, waren die Futter- und Getreidewirtschaften des Waldviertels weitaus besser gestellt ; sie nahmen etwa ein Fünftel des Ackerlandes ein. Der Getreidebau war  – bei den Sommerungen stär- ker als bei den Winterungen  – zugunsten der Futter- und Brachefläche zurückge- drängt. In den raueren Lagen der Futterwirtschaften waren die anspruchsloseren Arten Roggen und Hafer, in den milderen Lagen der Getreidewirtschaften  – vor allem in den größeren Betrieben  – die empfindlicheren Arten Weizen und Gerste die Hauptfrüchte. Auch im Waldviertel haben wir es mit abgewandelten Dreifel- derwirtschaften zu tun, die nicht zu einem vollständigen Wechsel von Halm- und Blattfrucht gelangt waren. Der verbesserten Dreifelderwirtschaft entsprachen die Futter- und Getreidewirtschaften des Alpenvorlandes mit hohem Futterrüben- und mittelstarkem Kleeanbau. Die Fruchtwechselwirtschaft, die eine vier- oder sechsfeldrige Abfolge von Klee, Weizen, Rüben und Gerste vorsah,81 war auch in
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Schlachtfelder
Untertitel
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Autor
Ernst Langthaler
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
948
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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