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Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Seite - 176 -
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176 „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe sierten Planungsentwürfe stießen jedoch nicht selten auf Ablehnung vonseiten der Umsiedler/-innen, die etwa in Schwarzenau Planänderungen nach dem Vorbild ihrer früheren Höfe durchzusetzen vermochten.124 Die Entsiedlung des Döllersheimer Raumes offenbart die ambivalente, zugleich ein- und ausschließende Zielrichtung der nationalsozialistischen Bodenpolitik. Die bodenpolitische Janusköpfigkeit betraf aber auch andere Teile des „Bauerntums“ in Niederdonau. Eine kurze Notiz Heinz Haushofers im Porträt seiner Behörde von 1940 verweist auf grundlegende bodenpolitische Probleme : „Das landwirtschaftliche Bild des Reichsgaues Niederdonau mit seiner ungeheuren Mannigfaltigkeit ist bekannt : Es reicht vom intensiven Wein-, Garten- und Tabakbau bis zu den Hochalmen, und von den pannonischen Klimaverhältnissen bis zu denen der deutschen Waldgebirge. Es reicht ferner von den Problemen der Realteilungsge- biete mit ihrer Bodenzersplitterung bis zu den Problemen der Bergbauernhöfe. Die Neuordnung der landwirtschaftlichen Verwaltung steht also vor einem Prüfstein, an dem sie sich bewähren kann und wird.“125 Bereits 1943 konnte der Abteilungsleiter in der Behörde des Reichsstatthalters in Niederdonau seine agrarpolitische Um- und Vorschau mit einem Rückblick auf seine dreieinhalbjährige Bewährungsprobe an diesem „Prüfstein“ verbinden. Ausführlich erörterte er die Grundbesitzverhältnisse, die in Niederdonau „ebenso wenig gesund, wie sie einheitlich“ seien ; dabei kam er auf die als Problemzonen gewerteten Regionen zu sprechen. Im Flach- und Hügelland, das sich in der Ost- hälfte des Reichsgaues und südlich der Donau als West-Ost-Achse erstreckte, herrsche mancherorts, vor allem in den Weinbauzonen und im Umland von Wien, eine starke „Bodenzersplitterung“ als Folge von Realteilung und Gemengelage. Dieses quasi ererbte Problem sei durch den außerlandwirtschaftlichen „Boden- hunger“ seit dem „Anschluss“ verschärft worden : „Im Zuge der Wehrverstärkung vor dem Kriege sind große Flächen für die verschie- densten Zwecke der Wehrmacht in Anspruch genommen worden. Die Umsiedler konnten zum Teil auf dazu erworbenen Gütern von der Deutschen Ansiedlungs- gesellschaft im Auftrag der Wehrmacht mit Neubauten angesiedelt oder auf dem damals noch vorhandenen ‚Gütermarkt‘ untergebracht werden. Dann folgen große Landkäufe im Zuge der industriellen Aufrüstung. Weitere Landwünsche kleinerer Bedarfsträger verstärkten den Bodenhunger in den dichtbesiedelten Landschaften des Gaues. Denn viele dieser Vorhaben mußten sich zwangsläufig auf die ebenen, zumeist guten Ackerflächen der Beckenlandschaften zusammendrängen. Diese sind mit weni- gen Ausnahmen siedlungsmäßig nicht gesund ; in ihnen liegen einerseits alle Ansätze
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Schlachtfelder
Untertitel
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Autor
Ernst Langthaler
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
948
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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