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Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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250 „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe Landressourcen. In Regionen mit arrondierten Flurformen, etwa der Einöd- blockflur, stieß die Herauslösung einzelner Parzellen aus einer Besitzeinheit eher auf materielle oder mentale Hindernisse als in Regionen mit Gemengelage, wo Transfers auch kleinster Parzellen gang und gäbe waren. Die „Hofidee“, das Ideal der geschlossenen, über die Generationen vererbten Besitzeinheit, hatte für die Land besitzende Bevölkerung in gemischten Acker- und Weinbaugebieten we- nig Realitätsgehalt ; folglich stieß hier, wie bereits gezeigt, das REG auf massive Vorbehalte vonseiten der Hofeigentümer/-innen. Der flexible Umgang mit Land in der Region Matzen äußerten sich im Extrem in der jahresweisen Stilllegung ganzer Betriebe, die für Weinhauerfamilien und andere Kleingrundbesitzer/-innen häufig nachweisbar ist. Im Normalfall förderten (Ver-)Käufe, (Ver-)Pachtungen oder anderweitige Transfers einzelner Parzellen die regionale Bodenmobilität. An- ders als in den Regionen Litschau und Melk, wo der außerlandwirtschaftliche Er- werb  – in ersterer eher Lohnarbeit, in letzterer eher selbstständig-gewerbliche Tä- tigkeit  – großes Gewicht hatte, bildete hier die Landwirtschaft meist das alleinige Standbein : entweder als Haupterwerbsbetrieb, etwa für die Maschinenmänner und Zuckerrübenbauern, oder als Teil der bäuerlichen Familienwirtschaft in Kombina- tion mit außerhäuslicher Lohnarbeit im Acker- und Weinbau, etwa für die Acker- bäuerinnen, Kleinbauern- und Weinhauerfamilien. Der landwirtschaftliche Fokus mit starker Marktorientierung, der etwa Maschinenmänner und Zuckerrübenbauern, aber auch alle Weinbau treibenden Kleinbetriebe kennzeichnete, sowie der mate- rielle und mentale Wert von Weingarten- und Ackerparzellen als Grundsicherung für Altenteiler und nicht erbende Nachkommen dürften  – trotz der Einschränkun- gen des bodenpolitischen Regelwerks  – den „Grundstücksverkehr“ in der Region Matzen belebt haben. Bislang haben wir uns auf Änderungen der bewirtschafteten Gesamtflächen konzentriert ; für die (unter-)bäuerliche Betriebs- und Haushaltsführung war je- doch ausschlaggebend, welcher Art das abgegebene oder hinzugewonnene Land war : Acker, Grünland, Weingarten, Wald oder sonstiges Land ? So einfach diese Frage anmutet, so schwierig ist sie zu beantworten. Die verfügbaren Aufzeich- nungen verweisen nicht direkt auf die Arten der ab- oder aufgestockten Flächen, sondern können nur indirekt, über betriebsinterne und -externe Kulturflächen- transfers, erschlossen werden. Betriebsinterne Kulturflächentransfers umfassten Umwidmungen von einer in einer anderen Kulturart, etwa von Acker- in Grün- land, innerhalb eines Betriebes. Wurden hingegen Parzellen im Zuge von (Ver-) Pachtung, (Ver-)Kauf oder anderen Transfers vom Betrieb abgetrennt oder dem Betrieb angegliedert, handelte es sich um betriebsexterne Kulturflächentransfers. Bei gegebener Fläche hingen vom Verhältnis der Kulturarten der notwendige Aufwand an Arbeit und Kapital, aber auch der zu erwartende Ertrag  – kurz, die
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Schlachtfelder
Untertitel
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Autor
Ernst Langthaler
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
948
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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