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Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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291Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ aufgewendeten Arbeitskraft, ab. Mangels präziserer Angaben dient uns als grobe Annäherung die Arbeitskräftedichte, die Zahl der pro Flächeneinheit beschäftig- ten Personen. Die Landkreise, deren Arbeitskräftedichte über dem Schnitt von 307 Arbeitskräften pro 1.000 Hektar Betriebsfläche rangierte, lagen allesamt am östlichen Rand und im nordöstlichen Viertel des Reichsgaues ; Spitzenreiter war der Kreis Znaim mit 593 Personen. Diese Region war geprägt vom arbeitsintensi- ven Ackerbau, regional kombiniert mit Weinbau. In den übrigen Kreisen, in denen Grünland- und Forstwirtschaft hervortraten, bewegten sich die Arbeitskräftedich- ten im oder unter dem gauweiten Schnitt ; das Schlusslicht bildete der Kreis Lili- enfeld mit 90 Personen. Eng mit den Landnutzungsformen hing der saisonale Ar- beitskräftebedarf zusammen : Im Unterschied zu Grünland- und Forstwirtschaft zeichneten sich Acker- und Weinbau auf der Handarbeitsstufe durch Arbeitsspit- zen zu den je nach Fruchtart variierenden Anbau- und Erntezeiten aus. Entspre- chend lagen in den Kreisen mit überdurchschnittlicher Dichte in der Regel auch die Anteile der nichtständigen Arbeitskräfte  – fallweise mitarbeitende Familienan- gehörige, Taglöhner/-innen und Saisonarbeiter/-innen  – über dem Durchschnitt ; Ausnahmen bildeten die Kreise Oberpullendorf und Tulln, in denen wie im über- wiegenden Rest des Reichsgaues die ständigen Arbeitskräfte  – Betriebsleiter/-in- nen, regelmäßig mitarbeitende Familienangehörige und Gesinde  – anteilsmäßig hervortraten. Schließlich beeinflusste das Kräftepotenzial der bäuerlichen Fami- lien, das in den Kreisen Zwettl, Krems und Oberpullendorf deutlich über dem Durchschnitt lag, den Bedarf an zusätzlichen Arbeitskräften. Hingegen zeigten die Kreise Scheibbs, Lilienfeld, Baden und Gän sern dorf stark überdurchschnittliche Anteile familienfremder Arbeitskräfte. Grob betrachtet, von wenigen Kreisen ab- gesehen, überlagerten sich in Niederdonau ein Ost-West-Gefälle hinsichtlich der Arbeitskräftedichte und des Anteils nichtständiger Arbeitskräfte und ein Nord- Süd-Gefälle im Hinblick auf den Anteil der Familienarbeitskräfte (Abbildung 4.9, Anhang). Korrespondierten diese regionalen Muster des Arbeitskräftebestandes mit ent- sprechenden Mustern des „Ausländereinsatzes“ in den Regionen ? Oder, wenn der- artige agrarökonomische Maßstände wenig Gewicht hatten, folgte der „Reichsein- satz“ in Niederdonau vorrangig außerökonomischen Maßstäben ? Um Antworten auf diese Fragen zu finden, begeben wir uns abermals auf die Suche in einem mehrdimensionalen Raum, der die neun Arbeitsamtsbezirke mit ihren 27 Stadt- und Landkreisen zueinander in Beziehung setzt. Der Raum des landwirtschaftlichen „Reichseinsatzes“ beruht auf 16 Merkmalen, die sich auf Betriebsgrößen, Kulturar- ten, Mechanisierung sowie Dichte und Zusammensetzung der in- und ausländi- schen Arbeitskräfte beziehen. Ein Teil der Merkmale stammt aus der landwirt- schaftlichen Betriebszählung im Mai 1939 ; der andere Teil bezieht sich auf die
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Schlachtfelder
Untertitel
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Autor
Ernst Langthaler
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
948
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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