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Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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297Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ vilarbeiter im Einsatz waren. Offenbar waren nicht nur auf Gauebene, sondern auch in den vier Arbeitsamtsbezirken, vor allem in den Intensivregionen im Osten Nie- derdonaus, Frauen in höherem Maß als Männer vom saisonalen Wechsel zwischen Landwirtschaft und anderen Wirtschaftszweigen betroffen. Eine weitere Facette des saisonalen Wechsels zwischen den Wirtschaftszwei- gen zeigt die Agrarquote, der Anteil der in Land- und Forstwirtschaft einge- setzten Arbeitskräfte an der Gesamtheit. Die abnehmende Tendenz verweist auf die wachsende Konkurrenz zwischen den als „kriegswichtig“ eingestuften Wirt- schaftszweigen um die knappe Ressource Arbeitskraft. Die Agrarquoten zeigten in Gän sern dorf und Znaim deutlichere Schwankungen zwischen Winter- und Som- mermonaten als in Amstetten und Gmünd  – ein weiterer Beleg für die saisonalen „Umsetzungen“ ausländischer Zivilarbeiter/-innen zwischen dem Agrarsektor und anderen Wirtschaftsbereichen, von denen Frauen in höherem Maß als Männer betroffen waren. Entsprechend wurde aus dem Kreis Bruck an der Leitha im De- zember 1942 berichtet : „Ein großer Teil der in der Landwirtschaft beschäftigten Kriegsgefangenen und ausländischen Zivilarbeiter wurde bereits eingezogen und anderweitig in Beschäftigung genommen. Es wurde allerdings die Zusage ge- macht, dass diese Arbeitskräfte beim Beginn der Frühjahrsarbeiten der Landwirt- schaft wieder zur Verfügung gestellt werden.“144 Im Arbeitsamtsbezirk Amstetten lag die Agrarquote durchwegs unter dem gauweiten Durchschnitt ; hier wurden große Kontingente ausländischer Zivilarbeiter/-innen dem Industriecluster zwi- schen Amstetten, Waidhofen an der Ybbs und St. Valentin zugewiesen. Hingegen verdeutlichen die überdurchschnittlichen Werte für Znaim, Gmünd und Gän sern- dorf das agrarische Gepräge dieser grenznahen Regionen im Norden und Osten des Reichsgaues. Der saisonal und regional schwankende Bedarf an Landarbeitskräften fand in der „Einsatzlenkung“ durch das Landes- bzw. Gauarbeitsamt, die zivile Ausländer/- innen, Kriegsgefangene und Inländer/-innen erfasste, seinen Niederschlag (Abbil- dung 4.13). Die Einsatzwellen zum Zweck der Frühjahrsarbeiten im März 1943 sowie im April und Mai 1944 kamen vor allem den acker- und weinbaulich ge- prägten Regionen Gän sern dorf und Znaim zugute ; die Regionen Amstetten und Gmünd mit ihrem grünland- und forstwirtschaftlichen Schwerpunkt mussten sich mit geringeren Zuweisungen begnügen. Die Koppelung von „Einsatzlenkung“ und saisonalem Arbeitskräftebedarf schlug sich auch im Zahlenverhältnis der Nati- onalitäten nieder : Die Zahlen der neu eingesetzten Ausländer/-innen pro 100 Inländer/-innen lagen in den nordöstlichen Intensivregionen während der arbeits- intensiven Frühjahrsmonate meist über jenen der extensiver genutzten Gebiete im Nord- und Südwesten. Demzufolge wurden die saisonalen Arbeitsspitzen im Acker- und Weinbau in höherem Maß durch den Einsatz von Ausländer/-innen
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Schlachtfelder
Untertitel
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Autor
Ernst Langthaler
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
948
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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