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Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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323Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? den Bestimmungen für die polnischen Zivilarbeiter/-innen boten in der Folge die Ausgangsbasis für die Diskriminierung weiterer Gruppen ausländischer Arbeits- kräfte. Dabei zeichnen sich zwei Tendenzen ab : Erstens wurden nach und nach  – zuerst für die Kriegsgefangenen, später auch für die Zivilarbeiter/-innen  – Anreize in Form von „Leistungszulagen“ geschaffen ; diese waren für viele Gruppen jedoch auch mit Abzügen im Fall von mangelnder Arbeitsleistung verknüpft. Zweitens wurden im Laufe der Zeit die Bruttolöhne der Ausländer/-innen vielfach an jene der Inländer/-innen gekoppelt ; daraus wurden durch verschiedene Abzüge die Nettolöhne berechnet, die somit erheblich unter dem Lohnniveau deutscher Ar- beitskräfte lagen. Diese nach Gruppen unterschiedlichen, immer wieder geänderten Bestimmun- gen erschweren einen Vergleich der Entlohnung der In- und Ausländer/-innen sowie zwischen den einzelnen Kategorien ausländischer Arbeitskräfte. Mit eini- gen Einschränkungen scheint es dennoch möglich, die gesetzlichen Brutto- und Netto-Monatslöhne in der Landwirtschaft vergleichend zu betrachten. Den Be- zugspunkt des folgenden Berechnungsbeispiels bilden eine weibliche und eine männliche Arbeitskraft über 20 Jahren, deren Monatslohn neben einem Geldbe- trag auch freie Unterkunft und Verpflegung umfasst (Tabelle 4.9). Nach der Tarif- ordnung für die Landwirtschaft im Gebiete der Landesbauernschaft Donauland vom Juni 1940 bewegte sich der Brutto-Monatslohn für qualifizierte Arbeitskräfte wie Großknechte und -mägde je nach Lohngebiet für Männer zwischen 56 und 42, für Frauen zwischen 42 und 32 Reichsmark. Die Sätze für Normal-Arbeitskräfte wie Hausknechte und -mägde betrugen für Männer zwischen 49 und 37, für Frauen zwischen 33 und 25 Reichsmark. Dazu kamen noch Zuschläge für Mehrarbeit und verschiedene Sozialleistungen.246 Die Reichstarifordnung für polnische land- wirtschaftliche Arbeitskräfte vom Jänner 1940 verminderte die Brutto-Monatslöhne für Männer auf 23,50 Reichsmark und für Frauen auf 15 Reichsmark ; Zuschläge oder Sozialleistungen waren nicht vorgesehen.247 Die polnischen Landarbeiter/- innen, die dieser diskriminierenden Sonderregelung unterlagen, waren jedoch von der 15-prozentigen „Sozialausgleichsabgabe“ vom August 1940 ausgenommen.248 Nach der Reichstarifordnung vom Juni 1944 wurden die monatlichen Bruttolöhne etwas angehoben, für Männer auf 24 Reichsmark und für Frauen auf 19 Reichs- mark ; zusätzlich waren nun Leistungszulagen bis 11 Reichsmark bei Männern und 10 Reichsmark bei Frauen möglich.249 Im Unterschied zu den „Polen“ wurde den „Ostarbeitern“ im Rahmen des „Be- schäftigungsverhältnisses eigener Art“ kein Lohn, sondern nur ein Entgelt zuge- dacht. Für dessen Berechnung wurden der deutsche Bruttolohn  – allerdings ohne Zuschläge für Mehr-, Sonntags-, Feiertags- oder Nachtarbeit sowie Sozialleistun- gen oder -zulagen  – zugrunde gelegt. Auf der Basis dieses fiktiven Bruttolohns
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Schlachtfelder
Untertitel
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Autor
Ernst Langthaler
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
948
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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