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Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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349 „Menschenökonomie“ vor Ort Heidenreichstein, der für die Arbeiterbauernfamilien steht, verdoppelten sich hin- gegen Arbeitskräftezahl und -dichte. 1944 wurde die Betriebsbesitzerin durch eine weitere Familienarbeitskraft unterstützt ; ab nun war auch ein Kind im Haushalt zu versorgen, wodurch der V/A-Quotient anstieg. Positive Bilanzen des absoluten oder relativen Arbeitskraftpotenzials zogen auch die Beispielbetriebe der Ackerbäu- erinnen, Mischwirtschafter, Kleinbauernfamilien und Zuckerrübenbauern. Negativ fiel hingegen der Saldo für die Beispielbetriebe der Gewerbebauern, Maschinenmänner und Ochsenbauern aus. Im Ochsenbauernbetrieb von Leopold Hofer in Plankenstein verringerten sich durch den Wegfall einer Familienarbeitskraft 1942  – vermutlich wegen Einrückung zum Militär  – das absolute und relative Arbeitspotenzial um knapp ein Drittel ; damit stieg auch das Zahlenverhältnis von Verbrauchern und Arbeitskräften innerhalb der Besitzerfamilie. Die Streuung der Veränderungen des Arbeitskraftpotenzials, die sich bereits an den zehn Beispielbetrieben abzeichnet, wird in vollem Ausmaß an der Gesamtheit der Höfe fassbar. Von den 1.551 Betrieben müssen neun wegen fehlender Angaben für 1941 ausgeschieden werden ; dabei handelt es sich durchwegs um Betriebe, de- ren Besitzer/-innen als Ausnehmer/-innen oder nicht Ortsansässige vor Ort keine eigene Hofstelle besaßen oder zum Militär eingerückt waren. Die verbleibenden 1.542 Betriebe folgten, je nach Agrarsystem, unterschiedlichen Entwicklungen (Tabelle 4.13) : Einzig die Maschinenmänner zeigten 1941 bis 1944 wenig Verän- derung bei vergleichsweise geringer Streuung. Deutliche Zunahmen an Arbeits- kraftpotenzial bei mittlerer Streuung wurden für die Zuckerrübenbauern, die Misch- wirtschafter und die Ackerbäuerinnen registriert ; moderate Steigerungen lassen sich auch für Gewerbe- und Ochsenbauern feststellen. Hingegen verzeichneten Arbeiter-, Wein- und Nebenerwerbsbauernfamilien beträchtliche Rückgänge an Arbeitskräften bei mittlerer bis starker Streuung ; während sich bei der ersten Gruppe die Verluste in Grenzen hielten, sank bei den letzten beiden Gruppen der Arbeitskräftebesatz bisweilen um mehr als ein Zehntel gegenüber dem Stand von 1941. Es waren vor allem die flächenarmen Familienwirtschaften, die über die Jahre am stärksten Ar- beitskräfte verloren. Der Arbeitskräftebesatz der übrigen Gruppen gleichartiger Höfe stieg an oder blieb zumindest stabil. Was der Indexvergleich zeigt, ist das Auf und Ab des Arbeitskraftpotenzials ; was er verbirgt, sind die zugrunde liegenden Ab- und Zuflüsse an AKE. Um diese Ströme menschlicher Arbeitsenergie sichtbar zu machen, betrachten wir die prozentuellen Ab- und Zugänge an AKE 1942 bis 1944 im Vergleich zum jeweiligen Vorjahr nach Agrarsystemen und Regionen (Tabelle 4.14). Bereits ein flüchtiger Blick lässt ein durchgängiges Merkmal der „Menschenökonomie“ vor Ort erkennen : Hinter den jährlichen Gesamtsalden des Arbeitskräftepotenzials verbargen sich beträchtliche, vielfach über einem Zehntel liegende Ab- und Zuflüsse an Arbeitskraft. Die Frei-
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Schlachtfelder
Untertitel
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Autor
Ernst Langthaler
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
948
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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