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Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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383„Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? Investitionsreserven  – der Betriebe als Folge der Verschiebungen zwischen Faktor- und Produktpreisen in den 1930er Jahren. Als strukturelles Hindernis erschien die Masse berg- und kleinbäuerlicher Wirtschaften, deren ökologische und ökonomische Eigenarten  – Steillage und Ertragsschwäche  – den Mechanisierungsmöglichkeiten enge Grenzen setzten.32 Zeitungsartikel mit Titeln wie Neuzeitliche Landtechnik auf dem Bergbauernhof33 oder Die Technik hilft nicht nur dem Großbesitz !34 signalisier- ten der Leserschaft, dass sich die Fachleute über die Lösung dieser Strukturprob- leme den Kopf zerbrachen. Fritz Fahringer, Betreuer von Beispielswirtschaften des Reichskuratoriums für Technik in der Landwirtschaft in Oberdonau, schnürte ein ganzes Paket zur Technisierung der Bergbauernwirtschaft : Vom Güterwege- und Stromnetz über mit motorisierten Seilaufzügen kombinierte Ackergeräte, Güllefäs- ser zur kraftsparenden Ausbringung des Wirtschaftsdüngers und Motorkarren für die Überwindung von Steigungen bis hin zu elektrischen, leicht zu versetzenden Elektrozäunen  – jede dieser Maßnahmen sollte zur „Lösung des die Gebirgsbau- ernwirtschaften beherrschenden Transportproblems“, des im Gebirge verschärften Problems der Überwindung der Schwerkraft, beitragen.35 Albrecht Köstlin vom Reichskuratorium für Technik in der Landwirtschaft unterschied betriebs- und ar- beitswirtschaftliche Kriterien der Mechanisierung von bäuerlichen Kleinbetrieben. In betriebswirtschaftlicher Hinsicht sei zu beachten, „daß, je kleiner der Hof ist, jede Maschinenanschaffung den Hektar stärker belastet als dieselbe Maschine auf einem größeren Hof“ ; daher sei in vielen Fällen die kollektive Anschaffung der individuel- len vorzuziehen. In arbeitswirtschaftlicher Hinsicht hätten Maschinen, die saisonale Arbeitsspitzen brechen, tägliche Arbeiten verkürzen und die Arbeitsgüte verbessern, den Vorrang.36 Beide Experten sprachen sich gegen die Technik als Selbstzweck aus ; sie diene, so Fahringer, vielmehr als Mittel zu einem höheren Zweck : „Die Landtechnik hat aber auch hier [bei der Intensivierung der Bergbauernwirt- schaft] nicht die Aufgabe, Menschen auf dem Bergbauernhof zu ersparen, vielmehr ist gerade das Gegenteil die Aufgabe, Menschen auf den lichten Höhen unserer Berge zu binden und solcherart mitzuhelfen, jene rassisch und biologisch so wertvolle Schicht deutschen Bauerntums als Blutsquell der Nation zu erhalten.“37 Um solchen höheren, über das betriebswirtschaftliche Kalkül hinausreichenden Zwecken zu genügen, sei, so Köstlin, das Mechanische in den Hoforganismus ein- zubinden : „Jedenfalls muß er [der Bauer] es verstehen lernen, die Technik ebenso organisch in seinen Hof einzufügen, wie er selbst in ihn hineingeboren und mit seinem Vieh und seinem Grund und Boden zusammengewachsen ist.“38
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Schlachtfelder
Untertitel
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Autor
Ernst Langthaler
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
948
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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