Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Seite - 396 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 396 - in Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945

Bild der Seite - 396 -

Bild der Seite - 396 - in Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945

Text der Seite - 396 -

396 Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ heit der bäuerlichen Hofinhaber/-innen. Die erste Dimension (21 Prozent der Gesamtstreuung) bemisst die Ausstattung mit Landkapital in Verbindung mit der amtlichen Begutachtung der Grundbesitzer/-innen. Die echten (Berg-)Bauern zeichnen sich durch mittel- bis großbäuerlichen Landbesitz in Gebirgslage sowie die offizielle Einschätzung als „fleißig“, „ordentlich“ und „fortschrittlich“ aus ; die Kümmerbetriebe sind durch Klein- und kleinbäuerlichen Besitz im Flach- und Hügelland sowie die fehlende Anerkennung durch amtliche Gutachter gekenn- zeichnet. Die zweite Dimension (20 Prozent der Gesamtstreuung) bemisst die Gesamtverschuldung mittelbäuerlicher Betriebe. Hochverschuldete Mittelbetriebe zeichnen sich durch Schuldenstände über 5.000 Reichsmark, Betriebsgrößen zwischen fünf und 20 Hektar, die Lage im Alpenvorland und geringe Anteile an Steuerschulden aus ; die Kennzeichen mäßig verschuldeter Mittelbetriebe umfassen Schuldenstände bis zu 2.000 Reichsmark, Betriebsgrößen zwischen 20 und 50 Hektar, Gebirgslage und hohe Steuerschuldenanteile. Auf der dritten Dimension (12 Prozent der Gesamtstreuung) sind vor allem Hektarverschuldung und Alter bedeutsam. Die Altbauern mit mittlerer Hektarlast sind charakterisiert durch 200 bis 500 Reichsmark Schulden pro Hektar Betriebsfläche, hohen Darlehensschul- denanteil, fünf bis 20 Hektar Betriebsfläche, Alter über 60 Jahren und Lage im Alpenvorland oder Waldviertel ; die Jungbauern mit extremer Hektarlast zeichnen sich aus durch niedrige Hektarschuldenstände auf Besitzgrößen zwischen 20 und 50 Hektar bzw. hohe Hektarschuldenstände auf Kleinbesitz unter zwei Hektar, geringen Darlehensschuldenanteil, Alter zwischen 30 und 45 Jahren und Ge- birgslage. Die drei Raumdimensionen bezeichnen erstens das (in symbolisches Kapital konvertierte) Ausmaß an Landkapital, zweitens das Ausmaß an (‚nega- tivem‘) Geldkapital und drittens das Verhältnis von Geld- zu Landkapital (im Zusammenhang mit dem ‚Humankapital‘ der Besitzer/-innen) ; offenbar stehen vor allem diese Kapitalsorten im Raum der Entschuldungs- und Aufbauaktion auf dem Spiel. Durch Kombination dieser Dimensionen entsteht der dreidimensionale Raum der Anträge zur Entschuldungs- und Aufbauaktion 1938. Die Antragsteller/- innen besetzen darin bestimmte Positionen ; deren Lagebeziehungen bezeichnen strukturelle (Un-)Ähnlichkeiten : je näher, umso ähnlicher bzw. je entfernter, umso unterschiedlicher. Darin lassen sich drei raumspezifische Milieus von benachbar- ten, folglich einander strukturell ähnlichen Antragsteller/-innen bestimmen. Die Fluchtrichtungen des Raumes lassen sich als Idealtypen, die Zusammenballungen von Akteuren in den Milieus als reale Ausprägungen interpretieren. Wäre kein Zusammenhang zwischen der Raumstruktur und der Praxis der Antragstellung gegeben, würden alle Übernehmerkategorien nahe dem Ursprung, der ‚Durch- schnittsposition‘, zu liegen kommen. Dies ist jedoch nicht der Fall : Die auffäl-
zurück zum  Buch Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945"
Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Schlachtfelder
Untertitel
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Autor
Ernst Langthaler
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
948
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Schlachtfelder