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Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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424 Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ richtungen zeitgerecht, in seiner äußeren Gestaltung dagegen möglichst zeitlos sein“.146 Inwieweit das Ideal, Tradition und Moderne harmonisch zu verbinden, in der Realität umgesetzt wurde, lässt sich an einer groß angelegten Hilfsaktion der Land- stelle nach einer Hochwasserkatastrophe im AGB Matzen 1941, von der auch Au- ersthal betroffen war, erkunden. Die nach ungewöhnlich heftigen Wolkenbrüchen von den Hängen herabströmenden Wassermassen überschwemmten die geschlos- sene Dorfsiedlung, beschädigten die großteils aus ungebrannten Lehmziegeln er- bauten Wohn- und Wirtschaftsgebäude und brachten einige davon zum Einsturz. Beim Wiederaufbau durch die Landstelle Wien wurde erstmals das Problem der „Dorfauflockerung“ angegangen : „Einzelne Hofstellen lebensfähiger Betriebe, die zufolge völliger Zerstörung neu aufgebaut werden mußten, waren so beengt, daß ein Aufbau im alten Umfang be- triebswirtschaftlich nicht zu vertreten gewesen wäre. Durch Zusammenlegung der wiederaufzubauenden Hofstelle mit einer oder sogar mit beiden Nachbarhofstellen wurde die erforderliche Bau- und Hoffläche erreicht. Durch diese Maßnahme ergab sich andererseits die Notwendigkeit, für die weichenden Betriebsstätten neue Hof- stellen zu schaffen, die außerhalb des geschlossenen Dorfgebietes angelegt wurden. Ebenso wurden auch die Baustellen für die Kleinlandwirte und Landarbeiter aus dem beengten Dorfverband herausgenommen und am Rande der Ortschaft ange- ordnet.“147 Unter Einsatz von etwa einer Million Reichsmark wurden in Auersthal und zwei benachbarten Gemeinden zehn Erbhöfe, zwölf Kleinlandwirt- und acht Landar- beiterhäuser in „zweckentsprechender Bauweise“ und unter „Berücksichtigung des Dorfbildes“ errichtet.148 Heinz Haushofer, Leiter der Landwirtschaftsabteilung der Behörde des Reichsstatthalters in Niederdonau, wertete dieses Aufbauprojekt als Musterbeispiel für eine „Bereinigung der verschachtelten Betriebsverhältnisse, um wieder lebensfähige Höfe herzustellen“.149 Die Herauslösung einzelner Ge- höfte aus dem verdichteten Häuserverband und deren Platzierung am Dorfrand nach betriebswirtschaftlichen Effizienzkriterien signalisierten die Abkehr vom bis- herigen Pfad der Siedlungsentwicklung ; damit bildete die „Dorfauflockerung“ ein Vorzeichen der ländlichen „Zersiedelung“ in der Nachkriegszeit. Deutlichere Unterschiede der Verteilung der Aufbaumittel als zwischen den Regionen bestanden innerhalb derselben Region zwischen Betrieben unterschied- licher Größe : Die Aufwendungen für die Mechanisierung nahmen mit steigender Betriebsgröße tendenziell zu ; nur Mank folgte der umgekehrten Tendenz. Da- rin wurden die Skaleneffekte der Mechanisierung wirksam : Großmaschinen wie
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Schlachtfelder
Untertitel
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Autor
Ernst Langthaler
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
948
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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