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Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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428 Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ klar aus : 44 Betriebe oder 43 Prozent der Gesamtheit verbuchten eine Verringe- rung, 58 Betriebe oder 57 Prozent eine Steigerung des Schuldenstandes (Tabelle 5.13). Nach Gemeinden ergeben sich deutliche Unterschiede : In Heidenreichstein und St. Leonhard am Forst waren die Betriebe mit verringerten Schuldenständen in der Mehrheit ; in Auersthal  – hier verzeichnete allein ein Drittel der Betriebe einen Schuldenzuwachs von mehr als 2.000 Reichsmark  – und Frankenfels über- wogen die Neuverschuldungen. Nach Betriebsgrößen betrachtet verzeichneten alle Betriebsgrößen in Auersthal, die kleineren und mittleren Betriebe in Frankenfels, die größeren Betriebe in Heidenreichstein sowie die mittleren Betriebe in St. Le- onhard am Forst erhebliche Schuldenzuwächse (Tabelle 5.14). Unter Einrechnung der reinen Aufbaubetriebe würde diese Bilanz noch deutlicher in Richtung Neu- verschuldung kippen. Um die vier Lokal- und Regionalstudien in überregionale Zusammenhänge einzubetten, ziehen wir einen Vergleich mit der zeitgenössischen Untersuchung zu den Kreditgrundlagen der bäuerlichen Betriebe der Ostmark für 1939 von Walter Lechler im Auftrag des REM.157 Die Studie erhob für 481 Entschuldungsbetriebe in Niederdonau die wesentlichen Kennzahlen nach Produktionsgebieten ; für den Vergleich dienen das Alpengebiet für die Region Kirchberg an der Pielach, das Waldviertel für die Region Litschau, die Westbahnstrecke für die Region Mank und das Flach- und Hügelland mit Weinbau für die Region Matzen (Tabelle 5.15). Hinsichtlich der Höhe der Kapitalschulden nach Gemeinden lagen Au- ersthal knapp und Frankenfels erheblich unter, Heidenreichstein beträchtlich und St. Leonhard am Forst knapp über den Studienergebnissen. Die Aufbaumittel nach AGB betrugen in Kirchberg an der Pielach das Dreifache, in Litschau und Matzen mehr als das Doppelte und in Mank das Doppelte. Die Verwendung der Aufbaumittel in den vier Untersuchungsregionen, etwa das Übergewicht der Gebäudekosten, entspricht grob den Studienergebnissen. Das Verhältnis der De- ckungsmittel stimmt für die Regionen Kirchberg an der Pielach und Matzen prä- zise mit den Werten der Studie überein ; der Anteil der Zuschüsse lag in Litschau merklich darunter, in Mank darüber. Die Veränderung des Schuldenstandes nach Gemeinden liegt betragsmäßig zwar durchwegs höher als nach Produktionsgebie- ten ; die Grundtendenz  – starke Neuverschuldung im Pannonischen Flach- und Hügelland, geringe Schuldenzunahme oder -abnahme in den übrigen Produkti- onsgebieten  – stimmt jedoch überein. Alles in allem entsprechen die wichtigs- ten Ergebnisse der Lokal- und Regionalstudien hochgradig den zeitgenössischen Erhebungsergebnissen ; daher können sie ein erhebliches Maß an überregionaler Geltung beanspruchen. Diese Bilanz verdeutlicht den ambivalenten Charakter der „Entschuldung“ als faktische Umschuldung und des „Aufbaus“ als faktische Neuverschuldung. Sahen
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Schlachtfelder
Untertitel
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Autor
Ernst Langthaler
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
948
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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