Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Seite - 467 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 467 - in Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945

Bild der Seite - 467 -

Bild der Seite - 467 - in Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945

Text der Seite - 467 -

467„Aufrüstung“ in den Bergen des Kriegsgefangenenlagers geliefert, Fuhrwerksdiente für den Güterwegebau geleistet, die bäuerlichen Gemeinschaftsarbeiten koordiniert, knapp 100 sow- jetische Kriegsgefangene beim Güterwegebau und auf Einzelhöfen eingesetzt und rassenbiologische Bestandserhebungen an der bäuerlichen Bevölkerung durchgeführt. Der Bereich „Agrartechnik“ verzeichnete den begonnenen, aber behördlich abgebrochenen Bau von zwei Güterwegen, die Fertigstellung von 41 elektrischen Netzanschlüssen, den Bau von zwei Lastenseilbahnen, die Ausar- beitung von je zwei Entwässerungs- und Wasserversorgungsprojekten, die Be- sorgung von 170 Tonnen Drainage- und zwei Tonnen Eisenrohren. Die Bilanz im Bereich „Betriebswirtschaft“ umfasste Anbauversuche, Boden- und Viehun- tersuchungen, den Einsatz von 2.000 Tonnen Kunstdünger sowie vier Tonnen Hochleistungssaatgut, die Ausweitung der Kartoffelanbaufläche, den Anbau von Ackersenf als Zwischenfrucht, die Vorbereitung der Mähweidewirtschaft durch Drahtbestellung, die Propagierung der Gärfutterbereitung, die Gründung eines Bullenhaltungsvereins, die Pflanzung von 1.500 Obstbäumen und die Bestel- lung weiterer 2.000, den Einsatz von 177 landwirtschaftlichen Maschinen sowie hauswirtschaftliche Maßnahmen wie Gemüseverwendung, Kinderpflege und das Eindosen von Fleisch.246 Die beiden von Brauner angesprochenen, von außen und innen her aufgetrete- nen Steuerungsprobleme verdienen mehr Aufmerksamkeit. Äußere Beschränkun- gen des „Gemeinschaftsaufbaus“ wurden am Entzug bereits vorhandener sowie an der Verweigerung beantragter Ressourcen durch übergeordnete Behörden offen- kundig. So etwa scheiterte die Errichtung der projektierten Wasserleitungen an der fehlenden Genehmigung der erforderlichen Eisenmengen durch das Reichs- kuratorium für Technik in der Landwirtschaft. Geplante Neu- und Umbauten von Wohn- und Wirtschaftsgebäuden mussten mangels Bewilligung von Arbeitskräf- ten durch das Arbeitsamt zurückgestellt werden. Die Reichspostdirektion lehnte die Telefonanbindung der Ortsbauernführer der einzelnen Katastralgemeinden ab. Eine einschneidende Beschränkung bedeutete der von Reichsminister Albert Speer als Generalinspektor für das deutsche Straßenwesen im Mai 1942 angeordnete Baustopp für Güterwege, den Schwerpunkt der agrartechnischen Maßnahmen.247 Für die Arbeiten am Güterwegebau hatte die Agrarbezirksbehörde bereits in der zweiten Jahreshälfte 1941 französische und, an deren Stelle, serbische Kriegsge- fangene in Ybbsitz eingesetzt. Nachdem die Kriegsgefangenen über die Winter- monate abgezogen worden waren, erwirkte Brauner im März 1942 die Zuteilung von etwa 90 sowjetischen Kriegsgefangenen, die den Hungerwinter 1941/42 in den Wehrmachtslagern überlebt hatten.248 Die Kriegsgefangenen hausten in einem Ba- rackenlager, für dessen Errichtung die Aufbaugemeinschaft Bauholz aufgebracht hatte.
zurück zum  Buch Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945"
Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Schlachtfelder
Untertitel
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Autor
Ernst Langthaler
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
948
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Schlachtfelder