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Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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481Kapitaleinsatz vor Ort in den arbeitsreichen Monaten des Jahres, sondern auch durch ihre Beschwerlich- keit  – Kälte, Nässe, Schmutz, Kraftverschleiß, Gefährlichkeit und so fort.273 „Der Begriff ‚Schönheit der Arbeit‘ zeichnet sich in Hof, Stall und Scheune in der über- wiegenden Zahl der Fälle durch Fehlen aus“,274 meinte der Dissertant nach seinen Erhebungen lapidar. Die Eigenarten der Landarbeit legten arbeitserleichternde Anschaffungen nahe  – auch wenn sie die Rentabilität des Betriebes minderten. Der Eigensinn der Mechanisierung fand seinen Ausdruck im statistischen Befund, dass jene Maschinen, die auf regional und betrieblich hervortretende Betriebszweige ausgerichtet waren, auch in kleineren Betrieben in größerer Zahl vorhanden wa- ren. Das Bedürfnis nach Arbeitserleichterung als Facette bäuerlicher „Mußepräfe- renz“275 stand in Beziehung zu den Orientierungen anderer Personen und Grup- pen, etwa der benachbarten Arbeiterfamilie mit dem Motorrad. Die Ausformung bäuerlicher Wirtschaftsstile erfolgte relational, in Beziehung zu anderen Wirt- schafts- und Lebensstilen inner- wie außerhalb des Agrarsektors. Nicht nur die Hofkartendaten zum Maschinen- und Gerätebestand, auch die Angaben zum Viehstand 1941 bis 1944 werfen ein Problem auf : Nicht alle Be- triebe verfügten Jahr für Jahr über Zug- oder Nutztiere (Tabelle 5.21).276 Der An- teil der viehlosen Betriebe in den Regionen Litschau, Mank und Matzen 1941 betrug 9 Prozent, verringerte sich 1942 auf 6 Prozent und kletterte bis 1944 wie- der auf 9 Prozent. Auf Erhebungslücken allein lassen sich diese Anteile nicht zu- rückführen ; da die Stückzahlen an Vieh durch die Betriebsleiter/-innen leichter als etwa die Nutzflächen verschleiert werden konnten, galt ihnen vonseiten der Erhebungsorgane erhöhte Aufmerksamkeit. Offenbar war die viehlose Landwirt- schaft in den Untersuchungsregionen 1941 bis 1944 eine nicht zu vernachläs- sigende Größe. Die Spitze bildeten die Weinhauerfamilien, von denen 1941 fast drei Viertel, in den Folgejahren immer noch ein Drittel bis ein Viertel keinerlei Vieh hielten. Überdurchschnittliche Anteile an viehlosen Betrieben wiesen auch Nebenerwerbs- und Arbeiterbauernfamilien sowie Gewerbebauern auf. Die viehlose Landwirtschaft kennzeichnete vor allem kleinere Betriebe und Haushalte mit au- ßerlandwirtschaftlichem Erwerb. Im Zeitverlauf werden unterschiedliche Strate- gien fassbar : Während immer weniger Arbeiterbauernfamilien und Gewerbebauern Vieh nutzten, nahm die Viehhaltung unter den Weinhauerfamilien rasant zu. Die Nebenerwerbsbauernfamilien pendelten zwischen Ausweitung und Einschränkung der Viehhaltung. Einen Einblick in die Varianten der amtlich registrierten Viehnutzung 1941 bis 1944 vermitteln die zehn (unter-)bäuerlichen Beispielbetriebe (Tabelle 5.22, Anhang). Wenige bis keine Änderungen der Viehzahlen verzeichneten der Ar- beiterbauernfamilien-Betrieb von Leopoldine Eichler in Heidenreichstein, die zwei Kühe und einige Hühner hielt, und der Gewerbebauern-Betrieb von Leo-
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Schlachtfelder
Untertitel
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Autor
Ernst Langthaler
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
948
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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