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Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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488 Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ liegt ein Zusammenhang mit der abnehmenden Zahl zu versorgender Familien- arbeitskräfte auf der Hand. Auch der massive Rückgang der Viehhaltung der Ge- werbebauern 1942, der sich auf Pferde, Rinder und Schweine verteilte, fiel mit der rückläufigen Zahl der betriebseigenen Arbeitskräfte zusammen. Die Schwankun- gen der Viehstände der übrigen Agrarsysteme beruhten zum Teil auf mehreren Vieharten ; teils gingen sie vorrangig auf das Konto einer Gattung : der Kühe  – wie bei den Ackerbäuerinnen 1942  –, der Schweine  – wie bei den Kleinbauernfamilien 1943  –, der Stiere und Ochsen  – wie bei den Zuckerrübenbauern 1944. Auch die regionalen Gewichtsverlagerungen des Viehbesatzes hingen mit Bestandsverän- derungen einzelner Vieharten zusammen : Die Viehverluste von 1942 gingen in Litschau vor allem auf das Konto der Kühe, in Mank auf das der Schweine. Die gleichzeitigen Zuwächse in Matzen waren mit steigenden Rinder- und Schwei- nebeständen verbunden. Die Trendumkehr 1943 und 1944 ging nur in Litschau allein auf das Konto der Rinder ; in Mank und Matzen gaben mehrere Vieharten dafür den Ausschlag. Nicht weniger vielfältig als der (unter-)bäuerliche Viehbesatz in den Regionen Litschau, Mank und Matzen entwickelte sich die gutsbetriebliche Ausstattung mit Zug- und Nutzvieh im Kreis Gän sern dorf. Wie die Arbeitskräftezahlen sind auch die Viehzahlen der Gutsbetriebe nur für 1941 bis 1943 in den Hofkarten eingetra- gen (Tabelle 5.26, Anhang). Zwei der vier Beispielgutsbetriebe zeigten in diesen Jahren deutliche Wachstumstendenzen : Auf dem Gesinde-Maschinengut von Karl Steiner in Schönkirchen stieg der Viehbesatz um ein Viertel, auf dem Taglöhner- Maschinengut von Leopold Hutter in Markgrafneusiedl um gut ein Zehntel. Im ersten Fall wurden die Schweine- und Kuhbestände beträchtlich aufgestockt ; im zweiten Fall wog der Zuwachs an Pferden, Stieren und Ochsen den Verlust an Kü- hen und Jungrindern mehr als auf. Die übrigen beiden Beispielgutsbetriebe bauten ihre Viehbestände ab : das Marktfrucht-Milchviehgut der Dürnkruter Zuckerfabrik um ein Viertel, das Getreide-Milchviehgut der Stadt Wien in Markthof um gut ein Zehntel. Im ersten Fall war der Rückgang von erwachsenen Rindern männlichen und weiblichen Geschlechts hauptsächlich dafür verantwortlich ; im zweiten Fall übertraf der Abbau der anfangs enormen Kuhbestände um ein Drittel die Ver- doppelung der Bestände an Jungrindern. Ein einheitliches Muster ist in diesen Entwicklungen nicht erkennbar ; vielmehr beschritten die Gutsverwaltungen un- terschiedliche Wege der Viehhaltung : Ab- oder Aufstockung, Extensivierung oder Intensivierung, Schweine- oder Ochsenmast, Zukauf oder Aufzucht. Von den 37 dokumentierten Gutsbetrieben im Kreis Gän sern dorf muss einer wegen fehlender Viehstandsangaben ausgeschieden werden ; zudem bleibt ein Forstgut, wie bisher, außer Betracht. Aus dem Vergleich der Gesamtviehbestände sticht ein Extremfall hervor : das erzbischöfliche Gut in Obersiebenbrunn, das sei-
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Schlachtfelder
Untertitel
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Autor
Ernst Langthaler
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
948
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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