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Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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501Das agronomische Expertensystem nomischen und agrarpolitischen Fragen in der Presse und referierten bei Fachta- gungen der Landesbauernschaft Donauland. Die beiden Professoren, die unterei- nander das „engste fachliche und persönliche Verhältnis“31 unterhielten, besetzten innerhalb des organisatorischen Netzwerks der Agrarforschung in der Landesbau- ernschaft Donauland wichtige Brückenfunktionen zwischen Wissenschaftssystem und politisch-ökonomischem System. Im Widerspruch zur entlastenden Rede über die „Tragikkomödie des Eingreifens der sogenannten ‚Großen Politik‘ in die Agrarwissenschaften“ nach dem Krieg32 verkörperten gerade sie jene Multifunk- tionäre, die politisch-ökonomische Interventionen in das agrarwissenschaftliche Feld vermittelten. Der Bereich „Boden und Pflanze“ war in der Landesbauernschaft Donauland mit 23 Forschungsstätten, etwa drei Viertel davon in Wien, vertreten. Dazu kamen 17 Versuchswirtschaften und -felder, die überwiegend in Nieder- und Oberdonau lagen.33 Gemessen am Personalstand verfügten die Landwirtschaftlich-Chemi- schen Versuchsanstalten in Wien und Linz über die meisten Ressourcen. Die 1869 gegründete Wiener Anstalt unter der Leitung von Josef Scholz widmete sich allen Gebieten der Agrikulturchemie. Sie unternahm neben Untersuchungen (Boden- kunde, Pflanzenernährung, Düngung usw.) auch Kontrolltätigkeiten (Dünge- und Futtermittel, Milch und Molkereiprodukte, Wein usw.), einschließlich Betriebs- kontrollen und Beratungen. Zudem lief eine Reihe an Düngungs-, Fütterungs- und Konservierungsversuchen.34 Ähnlich stellte sich das Tätigkeitsfeld der 1910 gegründeten Linzer Anstalt unter der Leitung von Heinrich L. Werneck dar.35 Die beiden Landwirtschaftlich-Chemischen Versuchsanstalten gehörten aufgrund ihres Personalstandes wohl zu den leistungsfähigsten Organisationen im agrono- mischen Expertensystem der Landesbauernschaft Donauland. Die Vorherrschaft der Agrikulturchemie in Verbindung mit der chemischen Industrie über biologi- sche Ansätze in den Agrarwissenschaften seit der Zwischenkriegszeit verstärkte diese Machtposition.36 Ebenso reichlich mit Personalressourcen ausgestattet war die 1880 gegründete Staatsanstalt für Pflanzenbau und Samenzüchtung unter der Leitung von Emanuel Rogenhofer. Ihr Tätigkeitsbereich umfasste unter anderem die Überwachung des Handels mit landwirtschaftlichen, gärtnerischen und forst- lichen Sämereien, die Züchtung landwirtschaftlicher Kulturpflanzen, vor allem von Getreide, Sojabohnen, Gräsern und anderen Futterpflanzen, und die Durch- führung pflanzenbaulicher Versuche und Beratungen. Die Anstalt verfügte über mehrere Versuchsfelder in unterschiedlichen naturräumlichen Bedingungen.37 Zu den größeren Forschungsstätten zählte auch die 1895 gegründete Versuchs- und Forschungsanstalt für Gartenbau in Eisgrub unter der kommissarischen Leitung von Albert Stummer, die sich auf den Feldgemüsebau konzentrierte und über eine Gemüsekonservenfabrik verfügte.38 Eine ähnliche Größenordnung erreichte die
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Schlachtfelder
Untertitel
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Autor
Ernst Langthaler
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
948
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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