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Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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507Vordenker des „Aufbaus“ 1941 eine im Auftrag des REM erarbeitete Monographie über die Kreditgrund- lagen der bäuerlichen Betriebe in der Ostmark. Die auf den Daten von Tausenden Buchführungs- und Entschuldungsbetrieben sowie mehr als 100 Hofbesichtigun- gen basierende Studie skizzierte ein nach Produktionsgebieten differenziertes In- vestitionsprogramm für die potenziell als Erbhöfe geeigneten Bauernbetriebe der Ostmark. Die Zwerg- und kleinbäuerlichen Betriebe unter fünf Hektar sowie die Gutsbetriebe lagen außerhalb des Fokus der Planungsarbeit. Das vorrangige Inter- esse des Autors galt dem Bergbauerngebiet. Zwar räumte er ein, dass die Rentabili- tätsfrage im Bergbauerngebiet nachrangig sei ; dementsprechend argumentierte der vom nordostdeutschen Flachland kommende Agrarfachmann mit bauerntums- ideologisch verklärtem Blick, „daß die volkswirtschaftliche Leistung des Berghofes nicht darin zu suchen ist, was an landwirtschaftlichen Erzeugnissen auf den Markt gebracht wird, sondern in der hohen Zahl gesunder Kinder, die die Bergbauernfrau dem deutschen Volke schenkt und die auf den Höfen dank ihrer so besonderen Welt zu stolzen und in sich gefestigten Menschen heranwächst“.68 Doch um den Bergbauern nicht mittels Subventionen zum „ständigen Staatsrentner“ verkommen zu lassen, müsse ihn der Staat durch die „totale Inangriffnahme“ des Bergbauern- problems auf eine rentable Basis stellen. Der für die Lösung des Bergbauernproblems erstellte Forderungskatalog um- fasste eine breite Palette an betriebsübergreifenden Maßnahmen : Die Grund- stückszersplitterung, die vor allem im westalpinen Realteilungsgebiet dramatische Ausmaße angenommen habe, sei ein „absoluter Feind jeglicher Intensivierungs- und Rationalisierungsabsicht“. Das REG sei hier infolge der geringen Flächen- ausstattung der Höfe völlig wirkungslos ; daher seien neben der Durchführung von Grundstückszusammenlegungen  – auch gegen den „Widerstand der Bauern“  – und neben der Schaffung von Nebenerwerbsmöglichkeiten „durch Zusammenlegung lebensunfähiger Höfe wieder tragfähige Arbeitsstellen für eine Bauernfamilie zu schaffen“. Die Versumpfung der Gründe entlang der Flussläufe und die Nässe von Wiesen und Äckern durch Quellwasser schmälere die betriebseigene Futterbasis und damit die Intensität der Viehhaltung ; dies erfordere Flussregulierungen und Wildbachverbauungen durch die öffentliche Hand sowie Grundstücksentwässe- rungen auf betrieblicher oder genossenschaftlicher Basis. Die enorme Entfernung vieler Berghöfe vom ausgebauten Wegenetz gehöre zu den „Wirtschaftserschwe- rungen gewaltiger Art“ ; daher sei der Einsatz staatlicher Mittel für den Ausbau der Güterwege erforderlich. Wo Güterwege aufgrund der Steillage nicht in Frage kämen, müssten Seilbahnen für den Transport der Betriebsmittel auf den Berg und der Erzeugnisse, vor allem der Milch, in das Tal mit staatlicher Unterstützung errichtet werden. Zudem würden transportable Seilaufzüge auf den steilen Äckern und Wiesen eine „wesentliche Arbeitsersparnis und Arbeitserleichterung“ bringen.
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Schlachtfelder
Untertitel
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Autor
Ernst Langthaler
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
948
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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