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Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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511Vordenker des „Aufbaus“ gen der nach dem „Anschluss“ rasant einsetzenden „Landflucht“ sei „den Aufbau- maßnahmen der erhoffte Erfolg nicht beschieden“ gewesen. Daraus folge, „daß die wechselseitigen Forderungen von Agrarpolitik und Landbau in der Ostmark zur Zeit noch nicht so harmonisch aufeinander abgestimmt sind wie im Altreich [Hervorhebung im Original]“. Die Lösung dieses Problems müsse nach den fünf wesentlichen Be- triebsformen auf dem Gebiet der Ostmark differenziert erfolgen.76 Den Ackerwirtschaften im Osten Niederdonaus wurde ein hoher, fallweise an das Altsreichsniveau heranreichender Intensitätsgrad zuerkannt. Betriebstypisch waren die Dominanz des Ackerbaus, vor allem des Getreide- und Zuckerrübenbaus, sowie die Mast- und Milchviehhaltung auf Basis von betriebseigenen Rübenabfäl- len und Kraftfutterzulauf. Zu den agrarpolitischen Forderungen zählten erstens die Erweiterung der Futterproduktion, vor allem des Anbaues von Winterzwischen- früchten und deren Nachfrüchten ; zweitens die Verbesserung der Futterkonservie- rung durch den Bau von Gärfutterbehältern ; drittens die Beschränkung des durch die Preisverbilligung sprunghaft angestiegenen Handelsdüngereinsatzes auf ein angemessenes Niveau sowie die Aufrechterhaltung eines für den Stalldüngerbedarf ausreichenden Viehstandes ; viertens die Beibehaltung der regional angepassten Getreidesorten  – anstelle des Ersatzes durch Altreichssorten  – sowie die Verbes- serung des Kartoffelsaatgutes ; fünftens die Einschränkung des Kraftfutterzukaufs, wobei eine gewisse Reduktion des Viehstandes in Kauf genommen werden müsse, um die von den Ackerwirtschaften getragene Markterzeugung an Brotgetreide, Zuckerrüben und anderen Ackerfrüchten nicht zu gefährden. Die betrieblichen Forderungen an die Agrarpolitik umfassten erstens die Bereitstellung einer ausrei- chenden Zahl an Saisonarbeitskräften, vor allem für die Mittel- und Großbetriebe ; zweitens als Gegengewicht zur „fremdvölkischen“ Unterwanderung des „schutz- bedürftigen Grenzraumes“ die weitgehende Mechanisierung der Ackerarbeiten ; drittens die Verbesserung der durch Realteilung zersplitterten Grundstückslage im Zuge von Kommassierungen sowie die Aufstockung von Kleinbetrieben auf „Min- destackernahrungsgröße“ ; viertens in preismäßiger Hinsicht die Steigerung des Kartoffel-, das Halten des Zuckerrüben- und Getreide- sowie das Senken des für die Milch- und Mastviehhaltung wesentlichen Kraftfutter- und Kaufviehpreises.77 Die Acker-Graswirtschaften im Flach- und Hügelland im westlichen Nieder- donau und in Oberdonau, in der südöstlichen Steiermark und Mittelkärnten sowie in den breiteren Alpentälern mit ihrer „breit gelagerten, vielseitigen Betriebsstruk- tur“ zeichneten sich durch „besondere Krisenfestigkeit“ aus. Dies habe zwar im Verein mit „günstigen persönlichen Verhältnissen“ zu „einem gewissen bäuerli- chen Wohlstand“ geführt ; die Grenze der Leistungsfähigkeit werde jedoch noch zu selten erreicht. Gegenüber Getreide und Hackfrüchten traten das Feldfutter, vor allem der Kleebau, und das Grünland hervor ; dies schuf die Basis für eine
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Schlachtfelder
Untertitel
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Autor
Ernst Langthaler
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
948
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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