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Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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515Vordenker des „Aufbaus“ gleichen Gebiet nur die kleineren Betriebsklassen unter bäuerlicher Wirtschaftsform zur Grundlage genommen werden. Immer größer werden jedoch die Gegensätze mit steigernder Marktentfernung und Seehöhe. Wenn man schließlich auf einem Berg- hof die arbeits- und leistungsökonomische Rückständigkeit gewahr wird, während in der Ferne die rauchenden Schlote einer modernen Industrie oder über die Höhen brausende Flugzeuge sichtbar sind, dann erscheint es unfaßlich, daß zur gleichen Zeit so abgrundtiefe Gegensätze technischer Entwicklung auf engem Raum beisammen stehen.“83 Bemerkenswerterweise wurden diese externe und internen Differenzen nicht vor- rangig einer bäuerlichen „Rückständigkeit“ zugeschrieben ; die beiden Experten sahen den Ansatzpunkt zur Problemlösung weniger in den personellen, als in den strukturellen Bedingungen : der ungleichen Technisierung aufgrund des Betriebs- größen- und Verkehrsproblems. Dieser Diagnose folgend lautete die Therapie, zu kleine Betriebe auf die Größe einer „Ackernahrung“ aufzustocken und die durch die Marktentfernung und Höhenlage bedingten Nachteile auszugleichen. Ersteres lief tendenziell auf die Auflassung einer gewissen Zahl an nicht „lebensfähigen“ Betrieben hinaus ; Letzteres erforderte die Verkehrserschließung der peripher und gebirgig gelegenen Höfe sowie die Erstattung der Transportkosten für Betriebs- mittel und Markterzeugnisse.84 Während Lechler als Mittel zur Erreichung der Ziels der Intensitätssteigerung, je nach regionalen Erfordernissen, auf den Kredit- markt oder staatliche Kredite und Zuschüsse setzte, konzentrierte sich Löhr auf eine größen- und standortbezogene Preisregelung als Steuerungsmechanismus : „Der bis zum Zeitpunkt einheitliche Marktpreis muß derart gestuft werden, daß alle Höfe, ob fern oder nah, groß oder klein, mit den gleichen Hofpreisen rechnen können. Der Ein- fluß der Verkehrs- und Höhenlage auf die Wirtschaftsintensität wird demnach ebenso ni- velliert werden müssen wie der Einfluß der Betriebsgröße auf die Arbeitsökonomik und auf den Arbeitsertrag der bäuerlichen Betriebe. Erst nach Vollzug dieser lebensgesetzlichen Neuordnung der Preise wird erwartet werden können, daß auch die verkehrsfernen Gebiete unseres Landes an dem erwünschten Intensivierungsprozeß teilnehmen und dem Bauerntum des Berglandes der Arbeitsertrag zukommt, den es um seine hohen politischen Leistungen verdient [Hervorhebung im Original].“85 Diese Preisregelung wäre auf die weitgehende Ausschaltung der Faktoren Be- triebsgröße, Marktentfernung und Höhenlage hinausgelaufen. Der utopische Gehalt dieser Forderung, die  – in bewährter nationalsozialistischer Planungsma- nier  – auf die „künftige, friedensmäßige Entwicklung“ verschoben wurde, war dem Autor zweifellos bewusst ; dennoch sah er einen vielversprechenden Ansatz zu ihrer
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Schlachtfelder
Untertitel
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Autor
Ernst Langthaler
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
948
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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