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Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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536 Das „Landvolk“ und seine Meister Hinsicht hing sie über den Transfer von Ressourcen mit der sozialen Umwelt der sich entwickelnden Industriegesellschaft zusammen : Auf der Faktorseite kamen arbeits- und landsparende Technologien zum Einsatz, die auf der Produktions- seite steigende Erträge zur Vermarktung via Lebensmittelindustrie und -konsum ermöglichten ; dabei verschlechterten sich für die Landwirtschaftsbetriebe tenden- ziell die „Preisschere“ zwischen industriellen Inputs und agrarischen Outputs.170 Beide Momente kulminierten, verschärft durch die kriegsbedingte Dynamik, in der Landesbauernschaft Donauland 1940 offenbar für viele bäuerliche Betriebe zu einem Existenzproblem. Doch jenseits der Problembeschreibung zielte die Rede auch auf dessen Lösung ; dementsprechend alarmistisch klang ihr Ton : Ohne eine grundsätzliche Problem- lösung stehe der „Untergang des Bauerntums“  – und damit von Staat und „Volk“  – bevor. Nachdem groß angelegte Maßnahmen wie Preiserhöhungen, Prämien oder Stützungen erörtert worden waren, kam die Rede auf die „Abhilfe im Kleinen“, die Arbeit der Landesbauernschaft im Allgemeinen und der Wirtschaftsberater im Besonderen : „Sie wissen ja selbst, wie viel noch zu tun ist bei den einzelnen Betrieben auf dem Gebiet der richtigen Fütterung und Tierhaltung, der richtigen Fruchtfolge, der rich- tigen Düngung und Düngerbehandlung usf. usw. Da sind Aufgaben, wo mit geringen Mitteln vieles zu erreichen ist ; ich bedaure es außerordentlich, daß Ihnen infolge des gegenwärtigen Papierkrieges zu wenig Zeit bleibt, sich diesen wichtigen Aufgaben der Wirtschaftsberatung voll zu widmen. Die einzelnen Vorträge der Tagung werden eine Reihe von diesen Gebieten aufgreifen ; ich möchte in diesem Zusammenhang ganz kurz auf den Hauptzweck der hiesigen Tagung hinweisen : Sie sollen von hier nach Hause gehen mit der Ueberzeugung, daß Sie nicht auf verlorenem Posten, sondern in der vordersten Front des weltgeschichtlichen Entscheidungskampfes stehen. Sie sollen durch Weitung des Blickes und durch inneren Zusammenschluß Ihrer Reihen neue Kraft für Ihre Arbeit finden und Sie sollen aus dieser Einstellung heraus auch den Bauern wieder neuen Mut und neue Kraft bringen.“171 Die Rede nahm den Wirtschaftsberater als Soldaten der „Erzeugungsschlacht“ in die Pflicht. Sie wandte den offensichtlichen Widerspruch zwischen Programm und Wirklichkeit, die ökonomischen und moralischen Defizite der bäuerlichen Betriebsleiter/-innen, vom Negativen ins Positive, um daraus einen Ansporn zur alltäglichen Wirtschaftsberatung vor Ort zu formen. Die Lösung der Probleme rückte, angesichts der Zwänge der Kriegsführung, in die Zeit nach dem „End- sieg“. Auf diese Weise suchte der Appell des Landeshauptabteilungsleiters an die Wirtschaftsberater die Kluft zwischen Erfahrungsraum und Erwartungshorizont
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Schlachtfelder
Untertitel
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Autor
Ernst Langthaler
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
948
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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