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Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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589Lange Schatten, kurzer Prozess einfachung“  – das heißt, Verschärfung  – der Verfahrensbestimmungen führte.71 Die Radikalisierung nationalsozialistischer Herrschaft, die wir bereits in anderen Feldern beobachtet haben, kam auch in der Sondergerichtsbarkeit zu Kriegswirt- schaftsdelikten zum Tragen.72 Tabelle 7.5 : Sondergerichtliche Spruchpraxis zu Kriegswirtschaftsdelikten in der Landwirtschaft in Niederdonau 1941–1944 Jahr Gefängnisstrafe (Prozent) Zuchthausstrafe (Prozent) 1941 9 11,1 55,6 22,2 11,1 100,0 88,9 – 11,1 – 100,0 1942 133 28,6 38,3 31,6 1,5 100,0 75,2 6,0 15,8 3,0 100,0 1943 44 31,8 36,4 22,7 9,1 100,0 75,0 6,8 4,5 13,6 100,0 1944 17 41,2 29,4 11,8 17,6 100,0 58,8 11,8 29,4 – 100,0 Anmerkung : Die Angaben für 1940 und 1945 wurden wegen zu geringer Grundgesamtheiten nicht berücksichtigt. Quelle : eigene Berechnungen (Datenbasis : 203 Verurteilte) nach WStLA, Sondergericht, Verfahrens- akten. Die verfügbaren Sondergerichtsverfahren zu Kriegswirtschaftsdelikten enthalten Angaben zu 206 Verurteilten, die selbstständig oder unselbstständig in der Land- wirtschaft beschäftigt waren. Damit lässt sich das Profil des ländlichen „Kriegs- wirtschaftsverbrechers“ in groben Zügen skizzieren : Unter den Verurteilten be- fanden sich mehr als ein Viertel Frauen, knapp drei Viertel Männer ; fast zwei Drittel waren mittleren Alters ; vier Fünftel waren verheiratet ; für 15 Prozent sind NSDAP-Mitgliedschaft oder Parteianwärterstatus nachweisbar ; 6 Prozent übten als Ortsbauernführer, Bürgermeister oder Beigeordneter öffentliche Funktionen aus ; fast vier Fünftel leiteten landwirtschaftliche Betriebe überwiegend mittlerer Größe ; außerlandwirtschaftliche Berufstätigkeiten sind für ein Zehntel angege- ben ; mehr als zwei Drittel wurden wegen „Schwarzschlachtung“ verurteilt, fast die Hälfte wegen „Schleichhandels“ zu Regel- oder Überpreisen, 14 Prozent we- gen Falschangaben und 5 Prozent wegen verbotener Verfütterung bewirtschafteter Nahrungsmittel ; über je zwei Drittel wurden Geld- und Gefängnisstrafen, über ein Viertel Zuchthausstrafen verhängt ; die Urteile stammen großteils von 1942 und 1943, was nicht nur auf die zeitliche Häufung derartiger Sondergerichtsverfahren,
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Schlachtfelder
Untertitel
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Autor
Ernst Langthaler
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
948
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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