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Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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646 Ordnung und Chaos des Marktes dieser Entwicklungsrichtung nur 1942 ; in den Folgejahren verkleinerten sie die Getreidefläche zugunsten der Fläche für Garten- und Handelsgewächse. Die Nebenerwerbsbauern verlagerten sich durchgängig vom Getreide- zum Feldfut- terbau ; zudem schränkten sie 1942 und 1943 den Hackfruchtbau erheblich ein. Hingegen kam bei den Zuckerrübenbauern der Rückzug aus dem Getreidebau 1942 und 1943 neben dem Feldfutter- auch dem Hackfrucht-, Garten- und Handelsgewächsanbau zugute ; 1944 büßten die Hackfrüchte einen Teil ihrer Zugewinne ein. Kurz, in allen Gruppen gleichartiger Betriebe war das Getreide auf dem Rückzug ; das kam in Litschau dem Feldfutter, in Mank zudem den Handelsgewächsen und in Matzen den meisten Ackerfrüchten außer Getreide zugute. Diese Regionalentwicklungen entsprechen weitgehend der Gesamtent- wicklung für Niederdonau : abnehmender Getreidebau, zunehmender Gemüse-, Handelsgewächs- und Feldfutterbau. Um diesen Nutzungsänderungen genauer nachzuspüren, betrachten wir den An- bau ausgewählter Ackerfrüchte (Abbildung 7.26). Der Rückgang des Getreidebaus betraf insgesamt mehrere Arten : zumeist Roggen, aber auch Gerste (vor allem in Matzen), in geringerem Maß auch Weizen (vor allem in Mank) und Hafer (vor allem in Litschau). In einigen Agrarsystemen wurde eine Getreideart durch andere ersetzt, so etwa Roggen durch Weizen bei den Ackerbäuerinnen und Kleinbauernfamilien 1943 und 1944 sowie den Nebenerwerbsbauernfamilien 1942. Zu den Ackerfrüchten, die vom Rückgang des Getreidebaus profitierten, zählten Kartoffeln (vor allem in Mat- zen), Raps (vor allem in Mank) und Flachs (vor allem in Matzen). Herausragende Zunahmen zeigten bei den Ackerbäuerinnen Futterrüben 1942 und Flachs 1943, bei den Maschinenmännern Raps 1943 und 1944 sowie bei den Zuckerrübenbauern Kar- toffeln und Flachs 1943. Vor diesem Hintergrund gewinnen die Haupttendenzen der (unter-)bäuerlichen Ackernutzung schärfere Konturen : erstens der Rückzug aus der Erzeugung von Brotgetreide  – vor allem von Roggen, der teilweise durch Weizen ersetzt wurde  –, zweitens die Forcierung des Kartoffel- und Feldfutteranbaus sowie, drittens, des Handelsgewächsanbaus, etwa von Raps und Flachs. Nach der (unter-)bäuerlichen Ackernutzung werfen wir einen Blick auf die Fel- der der Gutsbetriebe im Kreis Gän sern dorf. Unter den Beispielbetrieben kam es nur auf dem Hutterschen Gut in Markgrafneusiedl zu einem merklichen Verlust an Ackerland ; auf den übrigen Gütern änderte sich diesbezüglich wenig. Auch hinsichtlich des Verhältnisses der Ackerfrüchte zueinander unterschied sich der erste Betrieb von den übrigen in mancher Hinsicht : Während der Getreidebau hier erheblich ausgeweitet wurde, büßte er dort an Fläche ein ; während der Kartoffel- bau hier rückläufig war, wurde er dort forciert. Doch manche Veränderungen teilte der Betrieb mit anderen, so etwa die Zunahme des Anbaus von Hülsenfrüchten, Garten- und Handelsgewächsen. Uneinheitlich entwickelten sich die Anbauflä-
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Schlachtfelder
Untertitel
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Autor
Ernst Langthaler
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
948
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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