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Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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674 Ordnung und Chaos des Marktes Verkauf. Zur Palette der Marktprodukte zählten auch die Milch, von der nur ein geringer Teil der Verköstigung diente, sowie die an Viehhändler oder Fleisch- hauer verkauften Kälber, Kalbinnen und Kühe. Fast ausschließlich als Futter- pflanzen für das betriebseigene Vieh dienten hingegen Hafer, Körnermais, Wi- ckengemenge, Klee und Luzerne. Auch die Mastschweine, Enten und Hühner landeten überwiegend in den hauseigenen Töpfen und Pfannen. Kartoffeln und Hühnereier, die teils verkauft und teils selbst verbraucht wurden, nahmen eine Zwischenstellung ein. Die Güterflüsse dieses Betriebes fanden in den Geldflüssen folgenden Niederschlag (Tabelle 7.23) : Die wichtigsten Betriebseinnahmen um- fassten Zuckerrüben (25 Prozent), Milch- und Molkereiprodukte (16 Prozent), Nutzrinder (15 Prozent), Weizen (12 Prozent), Gerste (10 Prozent), Roggen (8 Prozent). Dem standen Ausgaben gegenüber, die  – sehen wir von den Rücklagen, Abschreibungen und Minderwerten (28 Prozent) ab  – vorrangig zur Bezahlung der Fremdlöhne (22 Prozent) sowie zur Erhaltung des Viehstandes (10 Prozent) dienten. Nach den Steuern und Abgaben (8 Prozent) folgten die Aufwendungen für Saatgut (6 Prozent), Dünge- und Futtermittel (je 6 Prozent) sowie Maschi- nen und Geräte (5 Prozent). Aus dem Saldo von 4.603 Reichsmark mussten die Lebenshaltungskosten des Besitzerpaares und der erwachsenen Tochter sowie der darüber hinausgehende Konsum gedeckt werden. Doch die Bewertung der Arbeit der Betriebsbesitzer/-innen und ihrer Ange- hörigen ist nicht so einfach, wie die Formel „Einkommen ist gleich Einnahmen weniger Ausgaben“ suggeriert.214 Abgesehen vom pragmatischen Hindernis  – be- triebliche Buchführungsaufzeichnungen sind kaum verfügbar und die reichlich vorhandenen Hofkarten enthalten keinerlei Angaben über Geldflüsse  – stellt sich der Ertrags- und Einkommensberechnung ein grundsätzliches Hindernis entge- gen : die unklare Definition des „Betriebserfolgs“ als rechnerische Größe. Wilfried Kahler, Abteilungsleiter für betriebswirtschaftliche Grundlagen in der Landesbau- ernschaft Donauland, sprach im Vorwort der von ihm bearbeiteten Buchführungs- ergebnisse für 1938/39 und 1939/40 davon, dass der „Erfolgsbegriff der bäuerli- chen Wirtschaft heute problematisch geworden“ sei : „Die nationalsozialistische Wirtschaftsauffassung hat tiefgreifende Wandlungen der Wirtschaft, ihres Gefüges und ihrer Gestaltung vollzogen und angebahnt, die sich zu einem neuen Wirtschaftsstil oder Wirtschaftssystem formen. Dagegen hat die Wirtschaftsrechnung und ihre Erfolgsbegriffe, die im Zeitalter der liberalistisch- materialistischen Wirtschaftsauffassung ihre vollendetste Ausbildung erfahren hat, keine grundsätzliche Änderung erfahren. Die heute vielfach übliche Ausschaltung des Reinertrages, besonders in seinem Ausdruck als Verzinsung des Kapitals, oder die Einführung des sogenannten „volkswirtschaftlichen Einkommens“ an seiner Stelle
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Schlachtfelder
Untertitel
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Autor
Ernst Langthaler
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
948
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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