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Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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685Vom Wert der Landarbeit mögensbilanz großteils wieder im landwirtschaftlichen Betrieb  – in der Maschi- nenausstattung, im Viehstand, in den Gebäuden  – angelegt. Die Zunahmen von Geld und Forderungen gerade in den intensiveren Betriebsformen sind in diesem Zusammenhang wohl vor allem als Investitionsreserven anzusehen. Mit dem Jah- reswechsel wurde in fast allen Betriebsformen ein Rückgang der Vermögenszu- wächse verzeichnet.227 Über die Ertrags- und Einkommenslage der Buchführungsbetriebe in den fol- genden Jahren liegen lediglich für das Wirtschaftsjahr 1943/44 Rohertrags-, Auf- wands- und Reinertragsangaben vor (Tabelle 7.29). Auf die eingeschränkte Aus- sagekraft des Reinertrages wurde bereits zur Genüge hingewiesen ; doch wenn wir anstatt der absoluten Jahresangaben die relativen Veränderungen gegenüber 1937 betrachten, zeichnen sich bemerkenswerte Unterschiede zwischen und in den Pro- duktionsgebieten ab : Einsame Spitzenreiter waren die Weinbauwirtschaften des Flach- und Hügellandes, die von der hervorragenden Weinernte von 1943 profi- tierten ; dann folgen, deutlich abgeschlagen, die Getreidewirtschaften der klima- tisch begünstigen Zonen des Waldviertels und die Getreide-Weinbauwirtschaften des Flach- und Hügellandes ; Minderungen des Reinertrags verzeichneten die Ge- treidewirtschaften des Alpenvorlandes sowie, in höherem Maß, die Getreide- und Hackfruchtwirtschaften des Flach- und Hügellandes ; das einsame Schlusslicht bildeten die Grasland-Waldwirtschaften der Voralpen. Freilich dürfen wir diese Angaben nicht auf die Waagschale legen ; doch sie belegen die ungleiche Ertrags- entwicklung zwischen den prosperierenden Betrieben im Flach- und Hügelland einerseits, den marginalisierten Betriebe in den Gebirgsregionen andererseits. Die familienwirtschaftlich orientierte Erfolgsrechnung, die Wilfried Kahler an den Buchführungsergebnissen vorführte, war nicht der einzige Ansatz zur Lösung der Probleme der klassischen Reinertragskalkulation während der NS-Ära. Im Zuge des Entschuldungs- und Aufbauverfahrens bestand die Notwendigkeit, die (unter-)bäuerlichen Betriebserträge und Familieneinkommen in alternativer Weise zu bemessen. Ziel des Verfahrens war „eine Regelung der Schulden, die es dem Betriebsinhaber bei ordnungsgemäßer Wirtschaftsführung ermöglicht, nach Be- streitung der Kosten einfacher Lebenshaltung und Berücksichtigung der laufenden öffentlichen Lasten die verbleibenden Schulden zu verzinsen und zu tilgen“.228 Der zur Schuldentilgung und -verzinsung tragbare Betrag, die „Leistungsfähigkeit“, er- gab sich aus der Differenz einerseits der Einnahmen aus Erwerbsarbeit inner- und außerhalb der Landwirtschaft sowie öffentlichen Zuwendungen wie Kinderbeihil- fen, Invalidenrenten und dergleichen, andererseits der Ausgaben für die Betriebs- und Haushaltsführung, einschließlich von Ausgedinge- und ähnlichen Lasten. Der Unterschied zur Reinertragskalkulation liegt auf der Hand : Die außerlandwirt- schaftlichen und staatlichen Einkünfte werden ebenso einkalkuliert wie die über
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Schlachtfelder
Untertitel
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Autor
Ernst Langthaler
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
948
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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