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Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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694 Ordnung und Chaos des Marktes Ausgaben waren Fremdarbeitskräfte in den kleineren Betrieben die Ausnahme ; in der Regel handelte es sich um reine Familienbetriebe, deren Angehörige nicht oder weit unter den üblichen Sätzen in Geld entlohnt wurden. Die familienwirt- schaftliche Selbstausbeutung  – genauer, der teils habituell verinnerlichte, teils von außen erzwungene Verzicht auf persönliche Lohnansprüche zur Deckung gemein- samer Betriebs- oder Haushaltsausgaben  – ermöglichte die enorme Flexibilität, die Zwerg- und kleinbäuerliche Betriebe gerade in Krisenzeiten an den Tag legten. Dieser blinde Fleck jeglicher Reinertragskalkulation wird in der Berechnung der „Leistungsfähigkeit“ ansatzweise fassbar. Die übrigen Ausgabenposten machten im Schnitt ein Zehntel oder weniger aus. Dazu zählten, in absteigender Reihenfolge, die Steuern und Abgaben, die Ausgaben für Tierhaltung und Feldwirtschaft, die Aufwendungen für Maschinen und Gebäude, die Betriebszukäufe, die Sachversicherungen, die Saatgutkäufe, die Pachtzinse und die Ausgedingelasten. In der Regel verteilten sich diese Ausgaben ziemlich gleichmäßig auf die Betriebsgrößen ; Ausnahmen bildeten  – neben den an die Betriebsgröße gekoppelten Sätzen an Steuern und Abgaben  – die Betriebs- zukäufe, deren Stellenwert mit sinkender Größe zunahm, sowie die Pachtzinse, die mit zunehmender Größe in Kirchberg an der Pielach stiegen, in den übrigen Regionen sanken. Auffällig sind die über- oder unterdurchschnittlich gewichte- ten Ausgabenanteile in Matzen : die Pachtzinse, die, vor allem in den kleineren und mittleren Betrieben, anteilsmäßig über dem Schnitt lagen ; die überdurch- schnittlichen Zukäufe für Tierhaltung, Feldbau und andere Betriebszwecke ; das geringe Gewicht von Steuern und Abgaben sowie Sachversicherungen ; schließlich das völlige Fehlen von Ausgedingezahlungen  – zweifellos eine Folge der Praxis der Übergeber/-innen war, vom Besitztransfer an die Übernehmer/-innen einige Parzellen zur eigenen Bewirtschaftung auszunehmen. In all diesen Abweichungen vom Gesamtdurchschnitt wird einmal mehr die Sonderstellung des regionalen Ag- rarsystems und der korrespondierenden Landwirtschaftsstile in Matzen im Feld der (unter-)bäuerlichen Betriebs- und Haushaltsführung deutlich. Was nach Abzug der Ausgaben von den Einnahmen übrig blieb, war die „Leis- tungsfähigkeit“ der Entschuldungs- und Aufbaubetriebe  – jener Betrag, der für Schuldentilgung und -verzinsung zur Verfügung stand (Tabelle 7.33). Die Be- träge je Hektar Kulturfläche nahmen durchwegs mit steigender Betriebsgröße ab ; das liegt zum einen an der höheren Bodennutzungsintensität, zum anderen am größeren Gewicht außerlandwirtschaftlicher und außerhäuslicher Einkünfte kleinerer Betriebe. Auch hier springt der Unterschied zwischen Matzen und den übrigen Regionen ins Auge : Selbst die Hektarleistung der größeren Betriebe in Matzen übertraf die „Leistungsfähigkeit“ der kleineren Betriebe in den übrigen Regionen bei weitem. Dieser Unterschied verringert sich, wenn wir die Gesamt-
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Schlachtfelder
Untertitel
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Autor
Ernst Langthaler
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
948
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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