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Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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707Jenseits von Traditionalität und Modernität zu verstehen  – und derart zum verstehenden Erklären und erklärenden Verstehen des produktivistischen Übergangs zu gelangen. Tabelle 8.2 : Erklärungsmodelle des „agrarischen Übergangs“ im 20. Jahrhundert Triebkraft Markt Staat Wirkmodus System Induzierte Innovation Integration durch Unterordnung Konflikt Landwirtschaftliche Tretmühle Agrarischer Wohlfahrtsstaat Quelle : eigener Entwurf. Die Transitionstheorie liefert Bausteine für ein solches Mehrebenen-Modell des produktivistischen Übergangs der Agrargesellschaft (Abbildung 8.2). Es unter- scheidet drei raumzeitliche Ebenen, die wechselseitig aufeinander einwirken : auf der Makroebene die longue durée der naturalen und sozialen Systemumwelt, die die äußeren Grenzen des Manövrierraums zwischen produktivistischem und nicht- produktivistischem Wirtschaften abstecken ; auf der Mesoebene die mittelfristige Abfolge von Systemregimes (Staat, Markt, Wissen usw.), die die inneren Grenzen des Manövrierraums und damit des Hauptstroms der Agrarentwicklung beeinflus- sen ; auf der Mikroebene die kurzzeitige Öffnung von Nischen, in denen Akteure in ihrer Alltagspraxis vom Hauptstrom abweichenden Pfaden folgen. Mit aufsteigen- der Ebene gewinnen die Strukturen des Systems und von dessen Umwelt an Ge- wicht ; mit absteigender Ebene wächst die praktische Verhandlungsmacht (agency) der Akteure.49 Im produktivistischen Übergang interagieren alle drei Ebenen : Die Systemumwelt verschiebt den Manövrierraum in die produktivistische Richtung, etwa durch die Erschließung fossiler Energieträger ; innovationsaffine Akteure eig- nen sich produktivistische Wirtschaftsstile an und öffnen eine Pioniernische, etwa durch den Kauf von Traktoren mit Verbrennungsmotor ; das Systemregime sucht diese Tendenzen mittels regulierender Eingriffe des Staates zu stärken, etwa durch begünstigte Kredite für agrartechnische Neuerungen ; die äußeren Grenzverschie- bungen des Manövrierraums und das Vorbild der Pioniernische im Inneren leiten den Hauptstrom der Betriebe in Richtung Produktivismus, etwa im Zuge einer Traktorisierungswelle ; einige innovationsaverse Akteure halten an nicht-produk- tivistischen Wirtschaftsstilen fest und öffnen eine Rückzugsnische, etwa durch die Weiternutzung von Zugtieren als Kraftquelle ; das Systemregime sucht aus dem produktivistischen Übergang folgende Probleme mittels regulierender Eingriffe zu dämpfen, etwa durch den Ausschluss nicht ‚entwicklungsfähiger‘ Betriebe von der Investitionsförderung ; der Hauptstrom der Betriebe vollzieht einen produkti-
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Schlachtfelder
Untertitel
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Autor
Ernst Langthaler
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
948
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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