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Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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730 Eine grünbraune Revolution ? welches das agrarpolitische Leitbild des „österreichischen Weges“ verfassungs- rechtlich festschrieb ; dessen Umsetzung sollte fortan jährlich ein Grüner Bericht dokumentieren.107 Das Landwirtschaftsgesetz von 1960 stand in einer Serie von Gesetzgebungen, die in der Nachkriegszeit  – beginnend mit dem britischen Agriculture Act von 1947, der wiederum auf den US-amerikanischen Agricultural Adjustment Act von 1933 im Zuge des New Deal zurückgriff  – die krisen- und kriegsbedingte Praxis des agrarischen Interventionsstaates in Europa nachträglich zur Norm erhoben.108 Es enthielt, ähnlich wie seine Vorläufer in der Schweiz 1951 und in Westdeutsch- land 1955, eine Mischung ‚traditioneller‘, auf den Schutz des „Bauerstandes“, und ‚moderner‘, auf das leistungs- und wettbewerbsorientierte Agrarunternehmertum ausgerichteter Ziele :109 Einerseits forderte es den Erhalt eines „wirtschaftlich ge- sunden Bauernstand[es]“, die „Teilnahme an der fortschreitenden Entwicklung der österreichischen Volkswirtschaft“ und den Ausgleich „naturbedingter Nach- teile“, vor allem der Bergbauernbetriebe, gegenüber anderen Wirtschaftszweigen. Andererseits zielte es auf die Steigerung von Produktivität und Wettbewerbsfä- higkeit durch „strukturelle Maßnahmen“, die „Bedachtnahme auf die Gesamt- wirtschaft und die Interessen der Verbraucher“ und die „bestmögliche Versor- gung“ der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln.110 Der ambivalente Zielkatalog des Landwirtschaftsgesetzes von 1960 signalisierte  – zusammen mit dem Zuschuss- rentenversicherungsgesetz von 1957 und dem Anerbengesetz von 1958111  – eine Gewichtsverschiebung hin zur Anpassung des bäuerlichen Familienbetriebs an die Ansprüche der Industriegesellschaft. Der niederösterreichische Kammerpräsident Alois Scheibenreif sprach Mitte der 1960er Jahre diesbezüglich Klartext : „Noch nie in der Geschichte hat die Landwirtschaft derart umwälzende Aufgaben zu lösen gehabt, wie dies seit dem Ende des letzten Krieges der Fall war. Dieser gewaltige Umstellungsprozeß betrifft nicht nur die österreichischen Bauern, im ganzen europäi- schen Raum und darüber hinaus stehen wir vor dem Problem, die Landwirtschaft der Industriegesellschaft anzupassen.“112 In welcher Weise institutioneller und technischer Wandel des österreichischen Agrarsystems zwischen den 1930er und 1950er Jahren zusammenhingen, zeigen die agrarischen Ressourcenbestände und -flüsse. Nehmen wir als Ausgangspunkt die Ungleichverteilung des land- und forstwirtschaftlichen Grundbesitzes 1930 (Tabelle 8.11) : Die Kleinbetriebe umfassten zwar 27 Prozent aller Betriebe, ver- fügten aber nur über 1,5 Prozent der gesamten Betriebsfläche ; dagegen machten die entsprechenden Anteile der Großbetriebe 1,4 und 46 Prozent aus. Die 1930er Jahre zeigten eine Änderungsdynamik zuungunsten der Kleinbetriebe und zuguns-
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Schlachtfelder
Untertitel
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Autor
Ernst Langthaler
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
948
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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