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Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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733Österreich zwischen Krise und Boom Produktionsmittel einsetzt, ihre Bewirtschaftungsmethoden rationalisiert und die Erkenntnisse der agrarwissenschaftlichen Forschung auswertet.“114 Aus diesen Worten sprach der wirtschaftswissenschaftliche Mainstream, der das Agrarische zu einer Variante des Industriellen um- und abwertete  – ein Indiz für den beginnen- den Übergang vom agrarisch-industriellen zum industriell-agrarischen Wissensre- gime.115 So gesehen markiert die NS-Ära einen Take Off zur  – gegen Kriegsende unterbrochenen, doch in den Nachkriegsjahrzehnten beschleunigt fortgesetzten  – ‚Aufrüstung‘ des österreichischen Agrarsystems mittels land- und arbeitssparender Technologien auf fossilenergetischer Basis. Tabelle 8.12 : Jährliche Acker- und Vieherträge in Österreich 1930–1958 1930/37 1938/44 1946/49 1950/58 Brotgetreideertrag (dz/ha) 15,2 14,5 12,5 19,4 Futtergetreideertrag (dz/ha) 15,6 15,5 12,3 19,6 Hackfruchtertrag (dz/ha) 179,6 172,5 129,0 240,6 Futterpflanzenertrag (dz/ha) 41,7 45,7 39,0 62,7 Milchleistung (kg/Kuh) 2.112 1.543 1.479 2.164 Quelle : eigene Berechnungen nach Meihsl, Landwirtschaft, 681, 691. Der vermehrte Kapitaleinsatz in der NS-Ära schlug im Produkt des Faktoreinsat- zes kaum zu Buche ; der Mangel an Arbeitskräften und sonstigen Betriebsmitteln sowie ungünstige Witterungsbedingungen drückten die Erträge der Pflanzen- und Tierproduktion. Das zeigen etwa die gegenüber den 1930er Jahren abnehmenden oder stagnierenden Hektarerträge und Kuhmilchleistungen, die nach einem wei- teren Einbruch nach Kriegsende erst in den 1950er Jahren über das Vorkriegsni- veau hinauskletterten (Tabelle 8.12). Die hier erstmals für die  – bislang aus der Agrarstatistik ausgesparte  – NS-Ära vervollständigte Entwicklung des landwirt- schaftlichen Produktionsvolumens sowie der Boden- und Arbeitsproduktivität bestätigt diesen Eindruck (Abbildung 8.7) : Die Jahre bis 1937 zeigten eine Pen- delbewegung des Produktionsvolumens und der parallel laufenden Boden- und Arbeitsproduktivität mit gegen Ende hin steigender Tendenz. Folglich erweisen sich die häufig als Maßstab für den Normalzustand des Agrarsystems vor dem Krieg verwendeten Maßzahlen für 1937 als dafür wenig geeignete Ausnahme. Die Periode 1938 bis 1944 kennzeichnete ein Auf und Ab von Produktionsvolumen und Bodenproduktivität mit stark fallender Tendenz ; nur die Produktivität des ausgezehrten Arbeitskräftebestandes stieg  – zumindest rechnerisch  – tendenziell an. 1946 bis 1953 kletterten alle drei Kennzahlen vom Tiefpunkt gegen Kriegs-
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Schlachtfelder
Untertitel
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Autor
Ernst Langthaler
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
948
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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