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8.3 GranulareMedien 207
Simulation ihremakroskopische Form (abgesehen vonFällen, in denen einAuseinander-
brechenoder „Verklumpen“ derTeilchenberücksichtigtwerden soll), umdieBewegungs-
gleichungen, also die Impuls- undDrehimpulssätze für jedes Partikel, möglichst einfach
zu halten. Häufig nimmt man an, dass die Elemente – bis auf Randbedingungen – nur
untereinanderwechselwirken, dieKraft auf dasElementmit demIndex i ergibt sichdann
beispielsweisedurchdieSummederWechselwirkungenmit allenanderenElementen,
Fi = ∑
j =i Fij. (8.3)
DieAufgabebestehtnunauszweiTeilen:derBestimmungderWechselwirkungenundder
Integration derBewegungsgleichungen (beide Teile können in hohemMaße parallelisiert
werden).Abgesehen von demalgorithmischen Problem,möglichst effizient festzustellen,
welcheElementeüberhauptmiteinanderwechselwirken, ist der ersteTeil einekontaktme-
chanischeFrage.Leiderhabenwirgesehen,dassdieAngabeeinesexplizitenKraftgesetzes
fürdieKontaktkräftealsFunktionenderPositionenundGeschwindigkeitenderKontaktpart-
ner problematisch ist,wenndieKontaktkonfiguration –durch inelastischeDeformationen
oderReibung – von derBelastungsgeschichte desKontaktes abhängt.Häufig behilftman
sich in solchenFällenmit explizitenaberdafür semi-rigorosenKraftgesetzen10.Eine rigo-
roseVariantewärenhybrideModelle, bei deneneinKontaktprogramm,beispielsweise auf
derGrundlagederMDR, indieDEM-Simulation integriertwird.Daswärezwar– imVer-
gleich zur Verwendung expliziter Kraftgesetze – nicht sehr effizient, aber angesichts der
RechenleistungmodernerComputerdurchausdenkbar.
EreignisgesteuerteDEM
Wenn die charakteristische Stoßdauer zwischen zwei Partikeln sehr klein gegenüber der
mittlerenZeit ist, die sicheinElement frei indemgranularenMediumbewegenkann,und
dieWechselwirkungendaherinüberwältigenderMehrheitausbinärenKollisionenbestehen
(z.B. bei granularenGasen), ist es nicht nötig, die Bewegungsgleichungen für jedes Ele-
mentzu formulierenund inderZeit zu integrieren.StattdessenkannmandieDynamikdes
granularenMediumsalsFolge instantanerKollisionen(Ereignisse)auffassen,diedurchdie
Angabe der (geschwindigkeitsabhängigen) Stoßzahlen vollständig beschreibbar sind.Das
algorithmischeProblembesteht dann „nur“ darin, die einzelnenEreignisse zu planenund
auszuführen; fürdieseAufgabepublizierteLubachevsky [52]eine sehreffizienteLösung.
DiesesVerfahren ist ebenfalls inhohemMaßeparallelisierbar (beispielsweisedurchdie
UnterteilungdesSimulationsraumsinkleinereEinheiten)undarbeitetdeutlichschnellerals
diezeitgesteuerteDEM.AußerdemwirddasgeschilderteProblemderAngabevonexpliziten
KraftgesetzenfürdieKontaktkräfteumgangen,dadieStoßzahlen(wieindemvorliegenden
Buchausführlichdargestellt)auchininelastischenKollisionenodersolchenmitReibungin
allgemeinerFormbestimmbar sind.
10ImFall des viskoelastischenNormalkontaktes verwendetman beispielsweise oft dasKuwabara-
Kono-Modell, sieheauchdievergleichendeStudievonKacˇianauskaset al. [51].
Stoßprobleme in Physik, Technik und Medizin
Grundlagen und Anwendungen
- Titel
- Stoßprobleme in Physik, Technik und Medizin
- Untertitel
- Grundlagen und Anwendungen
- Autor
- Emanuel Willert
- Verlag
- Springer Vieweg
- Ort
- Berlin
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-662-60296-6
- Abmessungen
- 17.3 x 24.6 cm
- Seiten
- 258
- Schlagwörter
- Engineering, Mechanics, Mechanics, Applied, Mechanics, Applied mathematics, Engineering mathematics
- Kategorien
- Naturwissenschaften Physik
- Technik
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung 1
- Literatur 3
- 2 Kinematik und Dynamik räumlicher Stöße von Kugeln 5
- Literatur 14
- 3 Kontaktmechanische Grundlagen 17
- 3.1 Fundamentallösung des homogenen elastischen Halbraums 17
- 3.2 Reibungsfreier Normalkontakt ohne Adhäsion 20
- 3.3 Reibungsfreier Normalkontakt mit Adhäsion 25
- 3.4 Tangentialkontakt 38
- 3.5 Torsionskontakt 45
- 3.6 Viskoelastizität 52
- 3.6.1 Einführung 52
- 3.6.2 Das allgemeine linear-viskoelastische Materialgesetz 53
- 3.6.3 Berücksichtigung der Kompressibilität (Normalkontakt) 55
- 3.6.4 Rheologische Modelle 56
- 3.6.5 Behandlung viskoelastischer Kontaktprobleme nach Lee und Radok 61
- 3.6.6 Erweiterung auf beliebige Belastungsgeschichten 62
- 3.7 Funktionale Gradientenmedien 63
- 3.8 Plastizität 73
- 3.9 Zusammenfassung 84
- Literatur 87
- 4 Die Methode der Dimensionsreduktion in der Kontaktmechanik 95
- Literatur 110
- 5 Quasistatischer Normalstoß axialsymmetrischer Körper 113
- Literatur 153
- 6 Quasistatische ebene Stöße von Kugeln 157
- Literatur 181
- 7 Räumliche Effekte in elastischen Stößen von Kugeln 183
- Literatur 196
- 8 Ausgewählte Anwendungen von Stoßproblemen 197
- Literatur 222
- 9 Anhang 229
- Literatur 238
- Stichwortverzeichnis 239