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Kunst und Kultur
Das zusammengedrängte Gedenken
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32 Die Darstellung wurde in abgeänderter Form in den Zyklus übernommen, allerdings befindet sie sich in der endgültigen Fassung an der Decke in einem der sechs-eckigen Bildfelder, die das Mittelbild umgeben.In dem zweiten Zwickelfeld-Entwurf vom rechten obe-ren Teil des Blattes sind drei Herrscher in ähnlicher Weise gruppiert wie im ersten Bildfeld. (Abb. 30) Bei dem in der Mitte stehenden Herrscher dürfte es sich um Albrecht I. handeln; er hält in der erhobenen Linken eine versiegelte Urkunde und in der Rechten ein Zepter. Die Urkunde könnte eine Anspielung auf das neue, in deutscher Spra-che verfasste Stadtrecht sein, das er Wien 1296 verlieh. Links und rechts von ihm sitzen die beiden Herzöge Friedrich II. der Streitbare und Leopold VI. (VII.) der Glorreiche. Im Hintergrund ist der charakteristische Umriss des Kahlenberges mit der legendenhaften Baben-berger Burg an der Spitze angedeutet. Die Heldentaten Friedrichs II. lieferten Historien-malern und vaterländischen Dichtern besonders im frü-hen 19. Jahrhundert immer wieder Stoffe für Dramen, Romane und Balladen.70 1813 widmete der Kupferstecher Sigmund Ferdinand von Perger in seiner Folge Szenen aus der Vaterlands­ Geschichte dem Leben dieses Herr-schers vier Darstellungen. Das Motiv des letzten dieser vier Bilder nahm Leander Ruß 1845 in seinem Gemälde Friedrich der Streitbare fällt 124671 wieder auf. Trotz des offenbar großen Interesses an Friedrich II. fand diese Herrscherfigur letztlich keinen Eingang in den Statthal-terei-Zyklus, alleine die Figur Leopolds des Glorreichen wurde wieder aufgegriffen und in die Gerichtsszene Das öffentliche Gericht zu Tulln übernommen. Zu diesem Entwurf existiert keine Pauszeichnung. Am unteren Rand des Bildes befinden sich die Namen „ALBER.CON [Albrecht I. Conditor – der Gründer (?)] FRIEDR. II. [Fried­ rich II.] LEOP. GLO. [Leopold Gloriosus – Leopold VI. (VII.) der Glorreiche]“.Die Gruppe mit den drei weiblichen Figuren ist im Wesentlichen gleich aufgebaut wie die beiden anderen Figurengruppen. (Abb. 31, 32)In der Mitte sitzt Maria Theresia auf einem erhöhten Thron, bei der rechten Frauenfigur handelt es sich um Elisabeth von Görz-Tirol, die Frau Albrechts I. Ihr Name wird im unteren Bildteil mit „ELIS. MER. UX [UXOR: Gemahlin] ALB: I“ angegeben. „Mer.“ bezieht sich auf das Geschlecht der Grafen von Tirol, benannt nach ihrem Stammsitz Schloss Tirol am Rand der Stadt Meran. Nach deren Aussterben übernahmen die Grafen von Görz die Macht in Tirol; aus diesem Geschlecht stammte Elisabeth. Sie war als Gemahlin Herzog Albrechts I. Herzogin von Österreich und ab 1299 römisch-deutsche Königin. Pri-misser betont in seinem Werk über den Ambraser Stamm-baum ihre wichtige Rolle als Vermittlerin zwischen Her-zog Albrecht und seinen Untertanen: „Albrechts Gemahlin war Elisabeth des Grafen Mainhard von Tirol und Görz Tochter. […] Nur diese treffliche, geist­ reiche Frau vermochte Albrechts Strenge zu mäßigen. Die Wiener […] suchten und fanden Vergebung durch ihre ebenso freudig übernommene als klug ausgeführte Vermitt­ lung. Nur für die Mörder ihres Gemahls kannte die Königin kein Mitleid, sie rächte ihn blutig und grausam, wie Chrim­ hild ihren Siegfried.“72 Abb. 30: Detail aus dem Entwurf für vier Zwickelbilder: Bildfeld „Alber. Con. / Friedr. II. / Leop. Glo.“; Bleistift, geripptes Papier, gesamt 540 x 456 mm; Nö. Landesmuseum, Inv. Nr. 7000/350. 70 Heinrich von Collin plante einen dramatischen Zyklus, dreigeteilt unter den Herrschergestalten Leopold VI., Friedrich II. und Otto-kar von Böhmen. Teile davon wurden im Zeitraum von 1808 – 1817 gedruckt, darunter auch die Abteilung Friedrich II. Den Aufzug Tod Friedrichs des Streitbaren lehnte die Zensur wegen möglicher Paral-lelen zur Gegenwart ab. Caroline Pichler veröffentlichte 1831 einen psychologisch angelegten Roman in vier Bänden mit dem Titel Friedrich der Streitbare, 1827 erschien in Hormayrs Archiv die Ballade Der letzte Babenberger von Eduard Duller. Unvollendet blieb Grillparzers historisches Schauspiel mit dem Titel Friedrich der Streitbare, Herzog von Österreich, an dem er von 1815 bis 1826 spo-radisch arbeitete, und auch Carl Gottfried von Leitner hinterließ ein Dramenfragment über den letzten Babenberger. 71 Wien, Bildarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, PK 3050, Nr. 7.72 Primisser (1821), Tafel Nr. 2.
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Das zusammengedrängte Gedenken
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Das zusammengedrängte Gedenken
Autor
Sigrid Eyb-Green
Verlag
Bibliothek der Provinz
Ort
Weitra
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-99028-075-1
Abmessungen
24.0 x 27.0 cm
Seiten
312
Schlagwörter
Leopold Kupelwieser, Freskenzyklus, Geschichtsdarstellung, 19. Jahrhundert, Werkprozess, Karton, Fresko, Papier, Wien
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. Einleitung 13
  2. Zur Baugeschichte der Niederösterreichischen Statthalterei 15
  3. Die Genese des Bildprogramms 19
  4. Erster Programmentwurf 19
  5. Der zweite Gesamtentwurf 35
  6. Zweiter und dritter Programmentwurf 39
  7. Die Aquarellentwürfe 40
  8. Der Freskenzyklus Einleitung und Überblick 43
  9. Zu den schriftlichen und bildlichen Quellen Leopold Kupelwiesers 45
  10. Die einzelnen Bildfelder: Bezüge, Quellen, Intentionen 47
  11. Die gekrönte Austria 47
  12. Odoakervor dem heiligen Severin (465 – 470) 56
  13. LeopoldI. stürmt Melk (984) 63
  14. Die drei Erbauer der St. Stephanskirche 68
  15. Die Gründung der Universität Wien durch Rudolf IV. (1364) 77
  16. Kaiser Marc Aurel: Markomannenschlacht und Tod 81
  17. Zug Karls des Großen gegen die Hunnawaren 85
  18. Leopold erhält von Otto II. die Ostmark zum Lehen 90
  19. Rudolf I. verleiht die Lehen an Albrecht I 95
  20. Das öffentliche Gericht zu Tulln (1200) 100
  21. Ferdinand I. setzt 1540 die niederösterreichische Regierung ein 109
  22. Die Türkenkriege der Jahre 1529, 1683 und 1697 116
  23. Die Aufgebote von 1797 125
  24. Erzherzog Karl in der Schlacht von Aspern 132
  25. Der Kongress zu Wien 1814 137
  26. Einleitungzu den Herrscherporträts 143
  27. Rudolf I 144
  28. MariaTheresia 148
  29. Maximilian I 151
  30. Joseph II 154
  31. Albrecht II 156
  32. Ferdinand II 158
  33. Ferdinand I. der Gütige 161
  34. Franz Joseph I 164
  35. Rezensionen 166
  36. Fresko und Karton als Formen öffentlicher Kunst Das Fresko: zur Konstruktion eines Gattungsbegriffs 167
  37. Die Praxis nazarenischer Wandmalerei in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Technik und Stil 168
  38. Öffentliche Kunst im Spannungsfeld zwischen Auftraggeber und Publikum 174
  39. Formen der Öffentlichkeit: Leopold Kupelwieser und die Situation der Geschichtsmalerei in Österreich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts 175
  40. Leopold Kupelwiesers Statthalterei-Zyklus und Entwurf einer Geschichtshalle: österreichische Identitäten und ihre Inszenierungen 188
  41. Zum Problem der „geschichtlichen Wahrheit“ in der Geschichtsmalerei 199
  42. Kupelwiesers Statthalterei-Kartons im Kontext nazarenischer Kartonkunst: „Vom Wesen des Kunstwerks“ 201
  43. Materialtechnologische Aspekte Der Arbeitsprozess im Überblick: Kartonzeichnungen, Probetafeln und Freskoarbeiten 215
  44. Zur Herstellung der Kartons 220
  45. Die Kartons zu den fünf Hauptgemälden der Decke 220
  46. Fünf Kartons zu Herrscherporträts: Rudolf I., Maximilian I., Ferdinand II., Maria Theresia und Joseph II 224
  47. Die Kartons zu den Allegorien 225
  48. Die Kartons zu den historischen Gemälden an den Wänden 231
  49. Die Kartons zu den beiden Friesen 234
  50. Die weitere Verwendung von neun Kartons als Deckenbilder im Palais Questenberg-Kaunitz 235
  51. Die Präsentation der Kartons an der Decke des Palais Questenberg-Kaunitz Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1940 244
  52. Übergabe aller Kartons 249
  53. Zur Aufbewahrung jener Kartons, die nicht im Palais Questenberg-Kaunitz präsentiert wurden 249
  54. Ausstellungen der Kartons 252
  55. Herstellung und Verwendung von Kartons für Wand- und Deckengemälde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Beispiele und Quellenliteratur 257
  56. Die Papierbahn 257
  57. Die Zeichnung 260
  58. Die Fixierung 263
  59. Die Übertragung an die Wand 265
  60. Die Fresko-Probetafeln 267
  61. Kupelwiesers Palette und Maltechnik 270
  62. Kupelwiesers Papiere: Ein Überblick über die Papierproduktion in der Habsburgermonarchie um 1850 273
  63. Die Papiere für Skizzen und Vorstudien 273
  64. Transparentpapiere 276
  65. Papiere für die Kartons 279
  66. Anhang: Programmentwürfe und Korrespondenzen Nö. Landesarchiv, Varia 8/1a: Programmentwurf I 294
  67. Nö. Landesarchiv, Varia 8/1b: Programmentwurf II 296
  68. Nö. Landesarchiv, Varia 8/1c: Programmentwurf III 297
  69. Nö. Landesarchiv, Varia 8: Schreiben von Leopold Kupelwieser an Freiherrn Kübeck von Kübau 297
  70. Nö.Landesarchiv, Varia 8: Anweisung Kübeck von Kübaus an Freiherrn Talatzko von Gestiecek 298
  71. Literaturverzeichnis 301
  72. Quellenverzeichnis 305
  73. Personenregister 306
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