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Drei Aquarelle stellen geschichtliche Gegenstände
dar, die nur im ersten Programmentwurf erwähnt werden
und in den späteren Programmentwürfen nicht mehr
aufscheinen. Es handelt sich um die Entwürfe Karl VI.
übergibt den „geistlichen Rittern vom rothen Sterne“ 1737
die Karlskirche95, Franz I. übergibt den Bürgern das bürger
liche Gesetzbuch96 und Carl V. und der Zug nach Tunis97,
letzterer ist in das Jahr 1847 datiert. In Zusammenhang
mit dem ersten Programmentwurf steht auch das Aquarell
mit der Austria-Allegorie98, das in veränderter Form als
zentrales Deckengemälde auch ausgeführt
wurde.Das
Aquarell Gründung der Universität99 muss nach
dem zweiten Gesamtentwurf für Wand- und
Deckenge-mälde
entstanden sein, denn dieses Motiv scheint dort
noch nicht auf. (Abb.
42)Auch
die Entstehung der Aquarelle Sturm auf Melk100
und Die Türkenkriege101 ist nach der Ausführung des
zwei-ten
Gesamtentwurfs anzusetzen, da diese Bildthemen
zwar dort schon formuliert, aber kompositionell in der
Folge noch stark verändert und weiterentwickelt wurden.
Besonders deutlich ist dies am Aquarellentwurf Die
Türkenkriege zu beobachten, in dem, wie erst im zweiten
Programmentwurf festgelegt wurde, Prinz Eugen als
drit-ter
Held im Kampf gegen die Türken aufscheint, während
im entsprechenden Bildfeld des Gesamtentwurfs nur Salm
und Starhemberg zu erkennen sind. (Abb. 43) Beide
Aqua-relle
stellen also spätere Fassungen dar, die, ebenso wie
die Darstellung Gründung der Wiener Universität,
unver-ändert
in die Fresko-Ausführung übernommen wurden.
Der Entwurf Leopold erhält die Ostmark zu Lehen102,
der in dieser Form auch als Fresko ausgeführt wurde, ist 95 Niederösterreichisches Landesmuseum, Inv. Nr. 7000/352.
96 Niederösterreichisches Landesmuseum, Inv. Nr.
7000/353.97
Bezeichnet: „Leopold Kupelwieser 1847“. Besitz Elda von
Kupelwie-ser.
Vgl.: Feuchtmüller (1970) p.
277.98
Niederösterreichisches Landesmuseum, Inv. Nr.
7000/347.99
Niederösterreichisches Landesmuseum, Inv. Nr.
7000/340.100
Besitz der Familie Kupelwieser. Vgl. Feuchtmüller (1970) p.
276.101
Niederösterreichisches Landesmuseum, Inv. Nr.
7000/341.102
Besitz der Familie Kupelwieser. Vgl. Feuchtmüller (1970) p.
276.103
Niederösterreichisches Landesmuseum, Inv. Nr. 7000/342.
Beschriftung des rundbogigen Feldes: „Maximilian I Sein Muth und
seine Tugend waren das Licht seiner Zeit.“ Am Rand nicht in
Kupel-wiesers
Handschrift: „Regierungssaal (mit Änderungen ausgeführt)“.
chronologisch nicht eindeutig zuzuordnen, da die
Dar-stellung
bereits im zweiten Gesamtentwurf so skizziert ist,
wie sie auch als Fresko ausgeführt wurde. Ein weiteres
Aquarell, das ein rundbogiges Bildfeld mit dem Porträt
Maximilians I. darstellt103, muss unter Berücksichtigung
der Verfassung des dritten Programmentwurfs zu Beginn
des Jahres 1849 datiert werden. (Abb.
44)Der
Versuch einer chronologischen Einordnung der
Aquarelle zeigt, dass Kupelwieser in allen Phasen seines
Arbeitsprozesses Aquarellentwürfe für die Wand- und
Deckengemälde ausführte. Noch bevor er der
zuständi-gen
Kommission das schriftliche Konzept (erster
Pro-grammentwurf)
unterbreitete, legte er wahrscheinlich
einen Gesamtentwurf (erster Gesamtentwurf) und vier
Aquarellentwürfe mit den Darstellungen der gekrönten
Austria, der Übergabe der Karlskirche, Franz’ I. mit dem
bürgerlichen Gesetzbuch und des Zuges nach Tunis vor.
Im ersten Programmentwurf erwähnt Kupelwieser explizit
eine vorliegende Zeichnung von Karl V.:
Abb. 43: „Die Türkenkriege“; Aquarell über Bleistift, dickes Velin-Papier
(Aquarellpapier), 241 x 347 mm; Nö. Landesmuseum, Inv. Nr.
7000/341.Abb.
42: „Die Gründung der Wiener Universität“; Aquarell über Bleistift,
dickes Velin-Papier (Aquarellpapier), 232 x 317 mm;
Nö. Landesmuseum, Inv. Nr. 7000/340.
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Das zusammengedrängte Gedenken
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Das zusammengedrängte Gedenken
- Autor
- Sigrid Eyb-Green
- Verlag
- Bibliothek der Provinz
- Ort
- Weitra
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-99028-075-1
- Abmessungen
- 24.0 x 27.0 cm
- Seiten
- 312
- Schlagwörter
- Leopold Kupelwieser, Freskenzyklus, Geschichtsdarstellung, 19. Jahrhundert, Werkprozess, Karton, Fresko, Papier, Wien
- Kategorie
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 13
- Zur Baugeschichte der Niederösterreichischen Statthalterei 15
- Die Genese des Bildprogramms 19
- Erster Programmentwurf 19
- Der zweite Gesamtentwurf 35
- Zweiter und dritter Programmentwurf 39
- Die Aquarellentwürfe 40
- Der Freskenzyklus Einleitung und Überblick 43
- Zu den schriftlichen und bildlichen Quellen Leopold Kupelwiesers 45
- Die einzelnen Bildfelder: Bezüge, Quellen, Intentionen 47
- Die gekrönte Austria 47
- Odoakervor dem heiligen Severin (465 – 470) 56
- LeopoldI. stürmt Melk (984) 63
- Die drei Erbauer der St. Stephanskirche 68
- Die Gründung der Universität Wien durch Rudolf IV. (1364) 77
- Kaiser Marc Aurel: Markomannenschlacht und Tod 81
- Zug Karls des Großen gegen die Hunnawaren 85
- Leopold erhält von Otto II. die Ostmark zum Lehen 90
- Rudolf I. verleiht die Lehen an Albrecht I 95
- Das öffentliche Gericht zu Tulln (1200) 100
- Ferdinand I. setzt 1540 die niederösterreichische Regierung ein 109
- Die Türkenkriege der Jahre 1529, 1683 und 1697 116
- Die Aufgebote von 1797 125
- Erzherzog Karl in der Schlacht von Aspern 132
- Der Kongress zu Wien 1814 137
- Einleitungzu den Herrscherporträts 143
- Rudolf I 144
- MariaTheresia 148
- Maximilian I 151
- Joseph II 154
- Albrecht II 156
- Ferdinand II 158
- Ferdinand I. der Gütige 161
- Franz Joseph I 164
- Rezensionen 166
- Fresko und Karton als Formen öffentlicher Kunst Das Fresko: zur Konstruktion eines Gattungsbegriffs 167
- Die Praxis nazarenischer Wandmalerei in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Technik und Stil 168
- Öffentliche Kunst im Spannungsfeld zwischen Auftraggeber und Publikum 174
- Formen der Öffentlichkeit: Leopold Kupelwieser und die Situation der Geschichtsmalerei in Österreich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts 175
- Leopold Kupelwiesers Statthalterei-Zyklus und Entwurf einer Geschichtshalle: österreichische Identitäten und ihre Inszenierungen 188
- Zum Problem der „geschichtlichen Wahrheit“ in der Geschichtsmalerei 199
- Kupelwiesers Statthalterei-Kartons im Kontext nazarenischer Kartonkunst: „Vom Wesen des Kunstwerks“ 201
- Materialtechnologische Aspekte Der Arbeitsprozess im Überblick: Kartonzeichnungen, Probetafeln und Freskoarbeiten 215
- Zur Herstellung der Kartons 220
- Die Kartons zu den fünf Hauptgemälden der Decke 220
- Fünf Kartons zu Herrscherporträts: Rudolf I., Maximilian I., Ferdinand II., Maria Theresia und Joseph II 224
- Die Kartons zu den Allegorien 225
- Die Kartons zu den historischen Gemälden an den Wänden 231
- Die Kartons zu den beiden Friesen 234
- Die weitere Verwendung von neun Kartons als Deckenbilder im Palais Questenberg-Kaunitz 235
- Die Präsentation der Kartons an der Decke des Palais Questenberg-Kaunitz Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1940 244
- Übergabe aller Kartons 249
- Zur Aufbewahrung jener Kartons, die nicht im Palais Questenberg-Kaunitz präsentiert wurden 249
- Ausstellungen der Kartons 252
- Herstellung und Verwendung von Kartons für Wand- und Deckengemälde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Beispiele und Quellenliteratur 257
- Die Papierbahn 257
- Die Zeichnung 260
- Die Fixierung 263
- Die Übertragung an die Wand 265
- Die Fresko-Probetafeln 267
- Kupelwiesers Palette und Maltechnik 270
- Kupelwiesers Papiere: Ein Überblick über die Papierproduktion in der Habsburgermonarchie um 1850 273
- Die Papiere für Skizzen und Vorstudien 273
- Transparentpapiere 276
- Papiere für die Kartons 279
- Anhang: Programmentwürfe und Korrespondenzen Nö. Landesarchiv, Varia 8/1a: Programmentwurf I 294
- Nö. Landesarchiv, Varia 8/1b: Programmentwurf II 296
- Nö. Landesarchiv, Varia 8/1c: Programmentwurf III 297
- Nö. Landesarchiv, Varia 8: Schreiben von Leopold Kupelwieser an Freiherrn Kübeck von Kübau 297
- Nö.Landesarchiv, Varia 8: Anweisung Kübeck von Kübaus an Freiherrn Talatzko von Gestiecek 298
- Literaturverzeichnis 301
- Quellenverzeichnis 305
- Personenregister 306