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110 Male stark veränderte und neu interpretierte, findet sich
das Motiv des Schreibers in allen Stadien der
Komposi-tionsfindung
wieder.
Im ersten Programmentwurf überlegte Kupelwieser
eine allegorische Darstellung für das Mittelfeld der Decke,
in der Ferdinand I. auf einem erhöhten Thron sitzt und
der vor ihm knienden Austria die Reichsinsignien
über-gibt.
Diese Darstellung findet sich, detailreich ausgeführt,
auf einem Blatt aus dem am Kunstgeschichteinstitut in
Graz wiederentdeckten Konvolut mit Zeichnungen
Kupel-wiesers
sowie auf einer Skizze und einer Pause auf
Trans-parentpapier,
die beide im Niederösterreichischen
Lan-desmuseum
aufbewahrt werden. (Abb. 152–154)
Die „jugendlichen Gestalten, welche sich mit der neuen Art,
die schriftliche bezeichnend, befassen“402, finden sich in
diesen frühen Versionen, die dem ersten
Programment-wurf
zugeordnet werden können, rechts unten. Im zweiten
Gesamtentwurf für die Wand- und Deckengemälde403
wandelte Kupelwieser das Motiv ab und konkretisierte
die Allegorie zu einem realen geschichtlichen Ereignis.
(Abb. 155)
Ferdinand I. wird hier stehend dargestellt, wobei
Klei-dung,
Perspektive und die aufrechte Körperhaltung mit
dem schräg vorgeschobenen Standbein genau dem
ganzfigurigen Bildnis Ferdinands von Johann Bocks-
ton, wie auch formal, indem er eine horizontale Achse mit
Ferdinand bildet, in der Komposition hervorgehoben.
Durch seine Figur wird verbildlicht, was Kupelwieser
schriftlich schon im ersten Programmentwurf betonte:
Die wesentliche Neuerung der Regierungsform unter
Ferdinand besteht in ihrer schriftlichen Ausführung.
Obwohl Kupelwieser die gesamte Darstellung mehrere
Abb. 152: „Die Austria empfängt vom Kaiser die
Insignien des Rechts und der Macht (Ferdinand I.
setzt die niederösterreichische Regierung ein)“;
Bleistift, Velin-Papier, 220 x 225 mm; Universität
Graz, Institut für Kunstgeschichte. Abb. 153: „Die Austria empfängt vom Kaiser die
Insignien des Rechts und der Macht
(Ferdinand I. setzt die niederösterreichische
Regierung ein)“; Bleistift, geripptes Papier,
332 x 254 mm; Nö. Landesmuseum,
Inv. Nr. 7000/349. Abb. 154: „Die Austria empfängt vom Kaiser die
Insignien des Rechts und der Macht (Ferdinand I. setzt
die niederösterreichische Regierung ein)“; schwarze
Feder, Bleistift, Transparentpapier, 168 x 165 mm;
Nö. Landesmuseum, Inv. Nr. 7000/1037.
Abb. 155: Detail aus dem zweiten Gesamtentwurf für die Wand-
und Deckengemälde: Bildfeld „Ferd.: I setzt die Regierung ein.
1527“; Bleistift, geripptes Papier, gesamt 569 x 418 mm;
Nö. Landesmuseum, Inv. Nr. 7000/348. 402 Programmentwurf I, siehe Anhang.
403 Niederösterreichisches Landesmuseum, Inv. Nr. 7000/348.
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Das zusammengedrängte Gedenken
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Das zusammengedrängte Gedenken
- Autor
- Sigrid Eyb-Green
- Verlag
- Bibliothek der Provinz
- Ort
- Weitra
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-99028-075-1
- Abmessungen
- 24.0 x 27.0 cm
- Seiten
- 312
- Schlagwörter
- Leopold Kupelwieser, Freskenzyklus, Geschichtsdarstellung, 19. Jahrhundert, Werkprozess, Karton, Fresko, Papier, Wien
- Kategorie
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 13
- Zur Baugeschichte der Niederösterreichischen Statthalterei 15
- Die Genese des Bildprogramms 19
- Erster Programmentwurf 19
- Der zweite Gesamtentwurf 35
- Zweiter und dritter Programmentwurf 39
- Die Aquarellentwürfe 40
- Der Freskenzyklus Einleitung und Überblick 43
- Zu den schriftlichen und bildlichen Quellen Leopold Kupelwiesers 45
- Die einzelnen Bildfelder: Bezüge, Quellen, Intentionen 47
- Die gekrönte Austria 47
- Odoakervor dem heiligen Severin (465 – 470) 56
- LeopoldI. stürmt Melk (984) 63
- Die drei Erbauer der St. Stephanskirche 68
- Die Gründung der Universität Wien durch Rudolf IV. (1364) 77
- Kaiser Marc Aurel: Markomannenschlacht und Tod 81
- Zug Karls des Großen gegen die Hunnawaren 85
- Leopold erhält von Otto II. die Ostmark zum Lehen 90
- Rudolf I. verleiht die Lehen an Albrecht I 95
- Das öffentliche Gericht zu Tulln (1200) 100
- Ferdinand I. setzt 1540 die niederösterreichische Regierung ein 109
- Die Türkenkriege der Jahre 1529, 1683 und 1697 116
- Die Aufgebote von 1797 125
- Erzherzog Karl in der Schlacht von Aspern 132
- Der Kongress zu Wien 1814 137
- Einleitungzu den Herrscherporträts 143
- Rudolf I 144
- MariaTheresia 148
- Maximilian I 151
- Joseph II 154
- Albrecht II 156
- Ferdinand II 158
- Ferdinand I. der Gütige 161
- Franz Joseph I 164
- Rezensionen 166
- Fresko und Karton als Formen öffentlicher Kunst Das Fresko: zur Konstruktion eines Gattungsbegriffs 167
- Die Praxis nazarenischer Wandmalerei in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Technik und Stil 168
- Öffentliche Kunst im Spannungsfeld zwischen Auftraggeber und Publikum 174
- Formen der Öffentlichkeit: Leopold Kupelwieser und die Situation der Geschichtsmalerei in Österreich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts 175
- Leopold Kupelwiesers Statthalterei-Zyklus und Entwurf einer Geschichtshalle: österreichische Identitäten und ihre Inszenierungen 188
- Zum Problem der „geschichtlichen Wahrheit“ in der Geschichtsmalerei 199
- Kupelwiesers Statthalterei-Kartons im Kontext nazarenischer Kartonkunst: „Vom Wesen des Kunstwerks“ 201
- Materialtechnologische Aspekte Der Arbeitsprozess im Überblick: Kartonzeichnungen, Probetafeln und Freskoarbeiten 215
- Zur Herstellung der Kartons 220
- Die Kartons zu den fünf Hauptgemälden der Decke 220
- Fünf Kartons zu Herrscherporträts: Rudolf I., Maximilian I., Ferdinand II., Maria Theresia und Joseph II 224
- Die Kartons zu den Allegorien 225
- Die Kartons zu den historischen Gemälden an den Wänden 231
- Die Kartons zu den beiden Friesen 234
- Die weitere Verwendung von neun Kartons als Deckenbilder im Palais Questenberg-Kaunitz 235
- Die Präsentation der Kartons an der Decke des Palais Questenberg-Kaunitz Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1940 244
- Übergabe aller Kartons 249
- Zur Aufbewahrung jener Kartons, die nicht im Palais Questenberg-Kaunitz präsentiert wurden 249
- Ausstellungen der Kartons 252
- Herstellung und Verwendung von Kartons für Wand- und Deckengemälde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Beispiele und Quellenliteratur 257
- Die Papierbahn 257
- Die Zeichnung 260
- Die Fixierung 263
- Die Übertragung an die Wand 265
- Die Fresko-Probetafeln 267
- Kupelwiesers Palette und Maltechnik 270
- Kupelwiesers Papiere: Ein Überblick über die Papierproduktion in der Habsburgermonarchie um 1850 273
- Die Papiere für Skizzen und Vorstudien 273
- Transparentpapiere 276
- Papiere für die Kartons 279
- Anhang: Programmentwürfe und Korrespondenzen Nö. Landesarchiv, Varia 8/1a: Programmentwurf I 294
- Nö. Landesarchiv, Varia 8/1b: Programmentwurf II 296
- Nö. Landesarchiv, Varia 8/1c: Programmentwurf III 297
- Nö. Landesarchiv, Varia 8: Schreiben von Leopold Kupelwieser an Freiherrn Kübeck von Kübau 297
- Nö.Landesarchiv, Varia 8: Anweisung Kübeck von Kübaus an Freiherrn Talatzko von Gestiecek 298
- Literaturverzeichnis 301
- Quellenverzeichnis 305
- Personenregister 306