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Abb. 173: Detail aus dem Entwurf für vier Zwickelbilder: Bildfeld
„Maximil. I / Carol V. / Leop. Virt.“; Bleistift, geripptes Papier,
gesamt 540 x 456 mm; Nö. Landesmuseum, Inv. Nr. 7000/350. Abb. 174: „MAXI I. / CAR V. / EUG: SAV“; schwarze Feder auf
Trans-parentpapier,
396 x 247 mm; Nö. Landesmuseum, Inv. Nr. 7000/351.
Drei Jahre später nahm Hormayr in seinem Werk zur
Geschichte Wiens das Thema erneut auf und bedauerte
im Anschluss, dass der Held in der Vergangenheit nicht
genug gewürdigt wurde, was den Wandel der Rolle Graf
Salms im Laufe der Jahrhunderte verdeutlicht. Das von
Ferdinand I. und Karl V. in der Kreuzkapelle der
Doro-theakirche
errichtete Denkmal Salms wurde nach der
Aufhebung der Kirche 1783 nach Mähren gebracht.
„Es ist nicht rühmlich, daß in jener aufgeklärten Zeit […]
die sich schämte, eine Vergangenheit gehabt zu haben und
darum allen Denkmahlen derselben vandalischen Krieg
machte, niemand daran gedacht, wo dieses Denkmahl
eigentlich hingehöre? Dahin, wo der erste Lobgesang dafür
emporstieg, daß durch den alten Salm und seine Helden,
nicht nur dieses theure Wien, sondern durch Wien auch
sämmtliche Lande zu Österreich, auch Deutschland und viel
leicht Mitteleuropa, vor einer neuen Barbarei gerettet wor
den sind – in den
Stephansdom!“439Die
dritte Heldenfigur, die, links hinter Starhemberg, mit
erhobenem Schwert die Türken vertreibt, ist Prinz Eugen,
eigentlich die markanteste Persönlichkeit im
Zusammen-hang
mit den Türkenkriegen, aber hier – kaum erkennbar
– im Hintergrund dargestellt und dem Betrachter
abge-wandt.
Diese untergeordnete Rolle, die Prinz Eugen hier
zukommt, lässt sich möglicherweise mit der
Entstehungs-geschichte
des Gemäldes erklären. Ursprünglich waren,
wie der Gesamtentwurf für die Decke440 zeigt, für das
Thema nur Salm, Starhemberg und Kollonitsch
vorgese-hen,
Repräsentanten der ersten bzw. zweiten
Türkenbela-gerung
Wiens. (Abb. 171, 172) Prinz Eugen sollte in einem der vier unten spitz
zulau-fenden
Bildfelder zwischen den Fenstern zusammen
mit Maximilian I. und Karl V. dargestellt werden441, seine
Figur wurde dort aber in einer späteren Fassung durch
Leopold V. ersetzt.442 (Abb. 173,
174)Erst
im zweiten Programmentwurf wird Eugen als
einer der drei Helden im Kampf gegen die Türken
namentlich genannt und die Jahreszahl 1697 (Schlacht
bei Zenta) dazu
vermerkt.443Die
ursprüngliche thematische Konzentration auf die
beiden Türkenbelagerungen entspricht auch der
Gewich-tung
der Ereignisse in der vaterländischen
Geschichts-schreibung,
die der Verteidigung Wiens stets mehr Raum
gab als den großen Siegen in den Schlachten von Zenta,
Turin und Belgrad. Bruckmüller merkt in dem
Zusammen-hang
Folgendes an:
439 Hormayr (1823 – 1825) 4. Bd., Heft 1, p. 205.
440 Niederösterreichisches Landesmuseum, Inv. Nr. 7000/348,
Blei-stiftzeichnung
auf
Papier.441
Niederösterreichisches Landesmuseum, Inv. Nr.
7000/351,Tusche-zeichnung
auf Transparentpapier.
442 Niederösterreichisches Landesmuseum, Inv. Nr. 7000/351,
Blei-stiftzeichnung
auf Papier.
443 Die Auslegung, dass die untergeordnete Darstellung Prinz Eugens
im Hintergrund des Bildes mit der Kriegserklärung König Alberts
von Savoyen an das österreichische Kaiserreich im Zuge der
italienischen Unabhängigkeitskriege in Zusammenhang steht,
kann nicht bestätigt werden. König Karl Albert erklärte am
23. März 1848 den Krieg, der zweite Programmentwurf, in dem
Prinz Eugen bereits erwähnt ist, ist aber vor den 1. Jänner 1848
zu datieren.
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Das zusammengedrängte Gedenken
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Das zusammengedrängte Gedenken
- Autor
- Sigrid Eyb-Green
- Verlag
- Bibliothek der Provinz
- Ort
- Weitra
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-99028-075-1
- Abmessungen
- 24.0 x 27.0 cm
- Seiten
- 312
- Schlagwörter
- Leopold Kupelwieser, Freskenzyklus, Geschichtsdarstellung, 19. Jahrhundert, Werkprozess, Karton, Fresko, Papier, Wien
- Kategorie
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 13
- Zur Baugeschichte der Niederösterreichischen Statthalterei 15
- Die Genese des Bildprogramms 19
- Erster Programmentwurf 19
- Der zweite Gesamtentwurf 35
- Zweiter und dritter Programmentwurf 39
- Die Aquarellentwürfe 40
- Der Freskenzyklus Einleitung und Überblick 43
- Zu den schriftlichen und bildlichen Quellen Leopold Kupelwiesers 45
- Die einzelnen Bildfelder: Bezüge, Quellen, Intentionen 47
- Die gekrönte Austria 47
- Odoakervor dem heiligen Severin (465 – 470) 56
- LeopoldI. stürmt Melk (984) 63
- Die drei Erbauer der St. Stephanskirche 68
- Die Gründung der Universität Wien durch Rudolf IV. (1364) 77
- Kaiser Marc Aurel: Markomannenschlacht und Tod 81
- Zug Karls des Großen gegen die Hunnawaren 85
- Leopold erhält von Otto II. die Ostmark zum Lehen 90
- Rudolf I. verleiht die Lehen an Albrecht I 95
- Das öffentliche Gericht zu Tulln (1200) 100
- Ferdinand I. setzt 1540 die niederösterreichische Regierung ein 109
- Die Türkenkriege der Jahre 1529, 1683 und 1697 116
- Die Aufgebote von 1797 125
- Erzherzog Karl in der Schlacht von Aspern 132
- Der Kongress zu Wien 1814 137
- Einleitungzu den Herrscherporträts 143
- Rudolf I 144
- MariaTheresia 148
- Maximilian I 151
- Joseph II 154
- Albrecht II 156
- Ferdinand II 158
- Ferdinand I. der Gütige 161
- Franz Joseph I 164
- Rezensionen 166
- Fresko und Karton als Formen öffentlicher Kunst Das Fresko: zur Konstruktion eines Gattungsbegriffs 167
- Die Praxis nazarenischer Wandmalerei in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Technik und Stil 168
- Öffentliche Kunst im Spannungsfeld zwischen Auftraggeber und Publikum 174
- Formen der Öffentlichkeit: Leopold Kupelwieser und die Situation der Geschichtsmalerei in Österreich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts 175
- Leopold Kupelwiesers Statthalterei-Zyklus und Entwurf einer Geschichtshalle: österreichische Identitäten und ihre Inszenierungen 188
- Zum Problem der „geschichtlichen Wahrheit“ in der Geschichtsmalerei 199
- Kupelwiesers Statthalterei-Kartons im Kontext nazarenischer Kartonkunst: „Vom Wesen des Kunstwerks“ 201
- Materialtechnologische Aspekte Der Arbeitsprozess im Überblick: Kartonzeichnungen, Probetafeln und Freskoarbeiten 215
- Zur Herstellung der Kartons 220
- Die Kartons zu den fünf Hauptgemälden der Decke 220
- Fünf Kartons zu Herrscherporträts: Rudolf I., Maximilian I., Ferdinand II., Maria Theresia und Joseph II 224
- Die Kartons zu den Allegorien 225
- Die Kartons zu den historischen Gemälden an den Wänden 231
- Die Kartons zu den beiden Friesen 234
- Die weitere Verwendung von neun Kartons als Deckenbilder im Palais Questenberg-Kaunitz 235
- Die Präsentation der Kartons an der Decke des Palais Questenberg-Kaunitz Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1940 244
- Übergabe aller Kartons 249
- Zur Aufbewahrung jener Kartons, die nicht im Palais Questenberg-Kaunitz präsentiert wurden 249
- Ausstellungen der Kartons 252
- Herstellung und Verwendung von Kartons für Wand- und Deckengemälde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Beispiele und Quellenliteratur 257
- Die Papierbahn 257
- Die Zeichnung 260
- Die Fixierung 263
- Die Übertragung an die Wand 265
- Die Fresko-Probetafeln 267
- Kupelwiesers Palette und Maltechnik 270
- Kupelwiesers Papiere: Ein Überblick über die Papierproduktion in der Habsburgermonarchie um 1850 273
- Die Papiere für Skizzen und Vorstudien 273
- Transparentpapiere 276
- Papiere für die Kartons 279
- Anhang: Programmentwürfe und Korrespondenzen Nö. Landesarchiv, Varia 8/1a: Programmentwurf I 294
- Nö. Landesarchiv, Varia 8/1b: Programmentwurf II 296
- Nö. Landesarchiv, Varia 8/1c: Programmentwurf III 297
- Nö. Landesarchiv, Varia 8: Schreiben von Leopold Kupelwieser an Freiherrn Kübeck von Kübau 297
- Nö.Landesarchiv, Varia 8: Anweisung Kübeck von Kübaus an Freiherrn Talatzko von Gestiecek 298
- Literaturverzeichnis 301
- Quellenverzeichnis 305
- Personenregister 306