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Kunst und Kultur
Das zusammengedrängte Gedenken
Seite - 133 -
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133 „Aspern klingt’s und Carl klingt’s siegestrunken,/wo nur deutsch die Lippe lallen kann,/nein Germanien ist nicht gesunken,/hat noch einen Tag und einen Mann.“ Dabei ist die Akzentverschiebung von abstrakten, staat-lich-nationalen Kontextualisierungen hin zur Personali-sierung eines Ereignisses, verbunden mit der Intention, aus den verschiedenen Faktoren eines historischen Moments den bestimmenden personalen Kern herauszu-schälen und zu instrumentalisieren, als Muster habsbur-gischer Geschichtsreflexion deutlich erkennbar.470 Die Übertragung dieses Prinzips in die bildende Kunst erfolgte im selben Jahr von Johann Peter Krafft in seinem Gemälde Erzherzog Karl mit der Fahne des Regi­ ments Zach in der Schlacht bei Aspern, 1809 (1812).471 Er griff dabei auf den von Benjamin West und John Singleton Copley geschaffenen Kompositionstypus zurück, der in einer Verbindung von Porträt und Ereignisbild das Indi-viduum und seine Taten zum Mittelpunkt des Bildes macht und die Schlacht selbst in den Hintergrund treten lässt. Unmittelbares Vorbild für Kraffts Gemälde war die Darstellung von Napoleon auf dem St. Bernhards­ Pass seines ehemaligen Lehrers Jacques-Louis David. Das Motiv des Hochreißens der Fahne findet man gleichfalls durch ein französisches Vorbild, Bonaparte auf der Brücke (Heinrich von Kleist) war geschaffen. Bei Anton Ziegler findet man eine sehr genaue Beschreibung des Höhe-punktes der Schlacht: „Auf diesen fürchterlichen Angriff, der das österreichische Centrum schon schwanken machte, war jetzt der entschei­ dende Augenblick, der zwischen Sieg und Niederlage ent­ scheiden sollte, gekommen. Da eilte aber Erzherzog Karl dem bedrängten Punkte mit allen seinen Kräften zu Hilfe, rufte seine Grenadiere zu sich und zeigte sich selbst persönlich unter dem dichtesten Kugelregen auf den gefährlichsten Plät­ zen, sowohl Generale als auch die gemeinen Soldaten durch seinen eigenen Muth anfeuernd. Schon war Lannes mit wü thendem Ungetüme bis Breitensee, wo das Hauptquartier des Erzherzogs sich befand, vorgedrungen, als Erzherzog Karl die Fahne des weichenden Regimentes Zach ergreift, und dasselbe wieder in die Schlacht zurück führt. Diese Hel­ denthat verfehlte auch ihre Wirkung nicht, denn wie ein begeisternder elektrischer Strahl durchzuckte sie die Herzen der Krieger, und ein allgemeiner Freudenruf erscholl. Muthig stürzten sie neuerdings auf den Feind, und entrissen ihm den bereits errungenen Vortheil wieder.“469Bemerkenswert an diesem Text ist der Wechsel der Erzähl-zeit, die plötzlich mitten im Satz genau bei der Beschrei-bung des Hochreißens der Fahne ins Präsens übergeht und so den Augenblick literarisch herauslöst und gegen-wärtig setzt. Reduktion und Isolierung der Handlung auf einen Kulminationspunkt und einen Helden findet sich auch in Theodor Körners Gedicht Auf dem Schlachtfelde von Aspern (1812): Abb. 196: Detail aus einem Blatt mit Skizzen zu Wand- und Deckengemälden: Entwurf zu dem Gemälde „Erzherzog Karl in der Schlacht von Aspern“; Bleistift, geripptes Papier, gesamt 260 x 330 mm; Universität Graz, Institut für Kunstgeschichte. Abb. 197: Detail aus dem zweiten Gesamtentwurf für die Wand- und Deckengemälde: Bildfeld „Erzherzog Karl. 1809“; Bleistift, geripptes Papier, gesamt 418 x 569 mm; Nö. Landesmuseum, Inv. Nr. 7000/348. 469 Ziegler (1838 – 1840) Bild Nr. 180.470 Vgl.: Telesko (2006) p. 376.471 Zu Kraffts Schlachtengemälde Erzherzog Karl mit der Fahne des Regiments Zach in der Schlacht bei Aspern, 1809 siehe Schneemann-Frodl (1998) p. 30 – 35.
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Das zusammengedrängte Gedenken
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Das zusammengedrängte Gedenken
Autor
Sigrid Eyb-Green
Verlag
Bibliothek der Provinz
Ort
Weitra
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-99028-075-1
Abmessungen
24.0 x 27.0 cm
Seiten
312
Schlagwörter
Leopold Kupelwieser, Freskenzyklus, Geschichtsdarstellung, 19. Jahrhundert, Werkprozess, Karton, Fresko, Papier, Wien
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. Einleitung 13
  2. Zur Baugeschichte der Niederösterreichischen Statthalterei 15
  3. Die Genese des Bildprogramms 19
  4. Erster Programmentwurf 19
  5. Der zweite Gesamtentwurf 35
  6. Zweiter und dritter Programmentwurf 39
  7. Die Aquarellentwürfe 40
  8. Der Freskenzyklus Einleitung und Überblick 43
  9. Zu den schriftlichen und bildlichen Quellen Leopold Kupelwiesers 45
  10. Die einzelnen Bildfelder: Bezüge, Quellen, Intentionen 47
  11. Die gekrönte Austria 47
  12. Odoakervor dem heiligen Severin (465 – 470) 56
  13. LeopoldI. stürmt Melk (984) 63
  14. Die drei Erbauer der St. Stephanskirche 68
  15. Die Gründung der Universität Wien durch Rudolf IV. (1364) 77
  16. Kaiser Marc Aurel: Markomannenschlacht und Tod 81
  17. Zug Karls des Großen gegen die Hunnawaren 85
  18. Leopold erhält von Otto II. die Ostmark zum Lehen 90
  19. Rudolf I. verleiht die Lehen an Albrecht I 95
  20. Das öffentliche Gericht zu Tulln (1200) 100
  21. Ferdinand I. setzt 1540 die niederösterreichische Regierung ein 109
  22. Die Türkenkriege der Jahre 1529, 1683 und 1697 116
  23. Die Aufgebote von 1797 125
  24. Erzherzog Karl in der Schlacht von Aspern 132
  25. Der Kongress zu Wien 1814 137
  26. Einleitungzu den Herrscherporträts 143
  27. Rudolf I 144
  28. MariaTheresia 148
  29. Maximilian I 151
  30. Joseph II 154
  31. Albrecht II 156
  32. Ferdinand II 158
  33. Ferdinand I. der Gütige 161
  34. Franz Joseph I 164
  35. Rezensionen 166
  36. Fresko und Karton als Formen öffentlicher Kunst Das Fresko: zur Konstruktion eines Gattungsbegriffs 167
  37. Die Praxis nazarenischer Wandmalerei in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Technik und Stil 168
  38. Öffentliche Kunst im Spannungsfeld zwischen Auftraggeber und Publikum 174
  39. Formen der Öffentlichkeit: Leopold Kupelwieser und die Situation der Geschichtsmalerei in Österreich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts 175
  40. Leopold Kupelwiesers Statthalterei-Zyklus und Entwurf einer Geschichtshalle: österreichische Identitäten und ihre Inszenierungen 188
  41. Zum Problem der „geschichtlichen Wahrheit“ in der Geschichtsmalerei 199
  42. Kupelwiesers Statthalterei-Kartons im Kontext nazarenischer Kartonkunst: „Vom Wesen des Kunstwerks“ 201
  43. Materialtechnologische Aspekte Der Arbeitsprozess im Überblick: Kartonzeichnungen, Probetafeln und Freskoarbeiten 215
  44. Zur Herstellung der Kartons 220
  45. Die Kartons zu den fünf Hauptgemälden der Decke 220
  46. Fünf Kartons zu Herrscherporträts: Rudolf I., Maximilian I., Ferdinand II., Maria Theresia und Joseph II 224
  47. Die Kartons zu den Allegorien 225
  48. Die Kartons zu den historischen Gemälden an den Wänden 231
  49. Die Kartons zu den beiden Friesen 234
  50. Die weitere Verwendung von neun Kartons als Deckenbilder im Palais Questenberg-Kaunitz 235
  51. Die Präsentation der Kartons an der Decke des Palais Questenberg-Kaunitz Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1940 244
  52. Übergabe aller Kartons 249
  53. Zur Aufbewahrung jener Kartons, die nicht im Palais Questenberg-Kaunitz präsentiert wurden 249
  54. Ausstellungen der Kartons 252
  55. Herstellung und Verwendung von Kartons für Wand- und Deckengemälde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Beispiele und Quellenliteratur 257
  56. Die Papierbahn 257
  57. Die Zeichnung 260
  58. Die Fixierung 263
  59. Die Übertragung an die Wand 265
  60. Die Fresko-Probetafeln 267
  61. Kupelwiesers Palette und Maltechnik 270
  62. Kupelwiesers Papiere: Ein Überblick über die Papierproduktion in der Habsburgermonarchie um 1850 273
  63. Die Papiere für Skizzen und Vorstudien 273
  64. Transparentpapiere 276
  65. Papiere für die Kartons 279
  66. Anhang: Programmentwürfe und Korrespondenzen Nö. Landesarchiv, Varia 8/1a: Programmentwurf I 294
  67. Nö. Landesarchiv, Varia 8/1b: Programmentwurf II 296
  68. Nö. Landesarchiv, Varia 8/1c: Programmentwurf III 297
  69. Nö. Landesarchiv, Varia 8: Schreiben von Leopold Kupelwieser an Freiherrn Kübeck von Kübau 297
  70. Nö.Landesarchiv, Varia 8: Anweisung Kübeck von Kübaus an Freiherrn Talatzko von Gestiecek 298
  71. Literaturverzeichnis 301
  72. Quellenverzeichnis 305
  73. Personenregister 306
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