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Leopold Kupelwiesers Schilderung wurde nicht nur
von künstlerischen Vorbildern beeinflusst, sondern
mög-licherweise
auch von persönlichen Erinnerungen an
einen Ausflug, den er mit seinem Vater als zwölfjähriger
Junge in den Prater gemacht hatte, wo auf dem
Schlacht-feld
noch Verwundete und Tote lagen.473
Bei seiner Darstellung Erzherzog Karls konnte
Kupel-wieser
auf eine seiner früheren Arbeiten zurückgreifen:
1831 hatte er ein lebensgroßes Porträt des Erzherzogs in
einer Rüstung aus der Ambraser Sammlung für die
künst-lerische
Ausstattung des Lothringer Saals in der
Fran-zensburg
angefertigt. 1847 schien das Interesse an
Erz-herzog
Karl, der nach der Niederlage von Wagram 1809
alle öffentlichen Ämter niedergelegt und sich ins
Privat-leben
zurückgezogen hatte, anlässlich seines Todes am
30. April dieses Jahres wieder erwacht. So erschienen
etwa im selben Jahr Eduard Dullers Biographie Erzherzog
Carl von Oesterreich sowie eine anonyme Schrift Erzherzog
Carl, ein Heldenleben, und auch Kupelwiesers
Themen-wahl
könnte mit dem Tod des berühmten Feldherrn und
der dadurch ausgelösten erneuten Vergegenwärtigung
seiner Taten in Verbindung stehen.
sich militärischen Regeln und folgt
allgemein-menschli-chen
Prinzipien. Der psychologische Konflikt des
Solda-ten
links im Bild resultiert wohl aus den auf ihn
einwir-kenden
divergierenden Kräften und Interessen.
Werner Busch hat diese Handlungshemmung schon in
Gemälden des 18. Jahrhunderts erkannt und
beschrie-ben472,
in denen der Held im Nachsinnen zur
Fragwür-digkeit
seiner Tat geführt und damit handlungsunfähig
wird; im Prinzip wird nicht die Tat des Helden, sondern
sein Innehalten zum Thema gemacht. Auch hier wird für
einen Augenblick die Dynamik der Handlung
unterbro-chen
und der heroisch-triumphierenden Pose Erzherzog
Karls ein zögerlich-reflektiver Moment entgegengesetzt.
Zusammen mit den beiden Gefallenen im Mittelgrund
und dem fliehenden Soldaten rechts führt dies zu einer
Brechung des himmelwärts stürmenden Siegesgestus und
weckt im Betrachter nicht nur patriotische, erhebende
Gefühle, sondern auch Empathie mit den Protagonisten
des Bildes.
Schon Johann Peter Krafft erzielte in seinem Gemälde
Erzherzog Karl mit seinem Stab in der Schlacht von Aspern,
1809 durch die gefallenen, sterbenden, verwundeten und
sinnenden Soldaten im Vordergrund einen ähnlichen
Effekt. 472 Busch (1990) p.
63ff.473
Kupelwieser (1902) p. 4.
Studien und Karton zu dem Gemälde „Erzherzog Karl in der Schlacht von Aspern“
Abb. 199: Studie zu dem Gemälde „Erzherzog Karl
in der Schlacht von Aspern“; Bleistift, geripptes
Papier, 309 x 264 mm; Nö. Landesmuseum,
Inv. Nr. 7000/1022. Abb. 200: Studie zu dem Gemälde
„Erzherzog Karl in der Schlacht von
Aspern“; Bleistift, geripptes Papier,
251 x 170 mm; Nö. Landesmuseum,
Inv. Nr. 7000/1023. Abb. 201: Studie zu
dem Gemälde
„Erzherzog Karl in der
Schlacht von Aspern“;
Bleistift, geripptes
Papier, 466 x 178 mm;
Nö. Landesmuseum,
Inv. Nr. 7000/1024. Abb. 202: Studie zu dem Gemälde
„Erzherzog Karl in der Schlacht von
Aspern“; Bleistift, geripptes Papier
(Wasserzeichen: C&J HONIG)
318 x 193 mm; Nö. Landesmuseum,
Inv. Nr. 7000/1016.
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Das zusammengedrängte Gedenken
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Das zusammengedrängte Gedenken
- Autor
- Sigrid Eyb-Green
- Verlag
- Bibliothek der Provinz
- Ort
- Weitra
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-99028-075-1
- Abmessungen
- 24.0 x 27.0 cm
- Seiten
- 312
- Schlagwörter
- Leopold Kupelwieser, Freskenzyklus, Geschichtsdarstellung, 19. Jahrhundert, Werkprozess, Karton, Fresko, Papier, Wien
- Kategorie
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 13
- Zur Baugeschichte der Niederösterreichischen Statthalterei 15
- Die Genese des Bildprogramms 19
- Erster Programmentwurf 19
- Der zweite Gesamtentwurf 35
- Zweiter und dritter Programmentwurf 39
- Die Aquarellentwürfe 40
- Der Freskenzyklus Einleitung und Überblick 43
- Zu den schriftlichen und bildlichen Quellen Leopold Kupelwiesers 45
- Die einzelnen Bildfelder: Bezüge, Quellen, Intentionen 47
- Die gekrönte Austria 47
- Odoakervor dem heiligen Severin (465 – 470) 56
- LeopoldI. stürmt Melk (984) 63
- Die drei Erbauer der St. Stephanskirche 68
- Die Gründung der Universität Wien durch Rudolf IV. (1364) 77
- Kaiser Marc Aurel: Markomannenschlacht und Tod 81
- Zug Karls des Großen gegen die Hunnawaren 85
- Leopold erhält von Otto II. die Ostmark zum Lehen 90
- Rudolf I. verleiht die Lehen an Albrecht I 95
- Das öffentliche Gericht zu Tulln (1200) 100
- Ferdinand I. setzt 1540 die niederösterreichische Regierung ein 109
- Die Türkenkriege der Jahre 1529, 1683 und 1697 116
- Die Aufgebote von 1797 125
- Erzherzog Karl in der Schlacht von Aspern 132
- Der Kongress zu Wien 1814 137
- Einleitungzu den Herrscherporträts 143
- Rudolf I 144
- MariaTheresia 148
- Maximilian I 151
- Joseph II 154
- Albrecht II 156
- Ferdinand II 158
- Ferdinand I. der Gütige 161
- Franz Joseph I 164
- Rezensionen 166
- Fresko und Karton als Formen öffentlicher Kunst Das Fresko: zur Konstruktion eines Gattungsbegriffs 167
- Die Praxis nazarenischer Wandmalerei in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Technik und Stil 168
- Öffentliche Kunst im Spannungsfeld zwischen Auftraggeber und Publikum 174
- Formen der Öffentlichkeit: Leopold Kupelwieser und die Situation der Geschichtsmalerei in Österreich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts 175
- Leopold Kupelwiesers Statthalterei-Zyklus und Entwurf einer Geschichtshalle: österreichische Identitäten und ihre Inszenierungen 188
- Zum Problem der „geschichtlichen Wahrheit“ in der Geschichtsmalerei 199
- Kupelwiesers Statthalterei-Kartons im Kontext nazarenischer Kartonkunst: „Vom Wesen des Kunstwerks“ 201
- Materialtechnologische Aspekte Der Arbeitsprozess im Überblick: Kartonzeichnungen, Probetafeln und Freskoarbeiten 215
- Zur Herstellung der Kartons 220
- Die Kartons zu den fünf Hauptgemälden der Decke 220
- Fünf Kartons zu Herrscherporträts: Rudolf I., Maximilian I., Ferdinand II., Maria Theresia und Joseph II 224
- Die Kartons zu den Allegorien 225
- Die Kartons zu den historischen Gemälden an den Wänden 231
- Die Kartons zu den beiden Friesen 234
- Die weitere Verwendung von neun Kartons als Deckenbilder im Palais Questenberg-Kaunitz 235
- Die Präsentation der Kartons an der Decke des Palais Questenberg-Kaunitz Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1940 244
- Übergabe aller Kartons 249
- Zur Aufbewahrung jener Kartons, die nicht im Palais Questenberg-Kaunitz präsentiert wurden 249
- Ausstellungen der Kartons 252
- Herstellung und Verwendung von Kartons für Wand- und Deckengemälde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Beispiele und Quellenliteratur 257
- Die Papierbahn 257
- Die Zeichnung 260
- Die Fixierung 263
- Die Übertragung an die Wand 265
- Die Fresko-Probetafeln 267
- Kupelwiesers Palette und Maltechnik 270
- Kupelwiesers Papiere: Ein Überblick über die Papierproduktion in der Habsburgermonarchie um 1850 273
- Die Papiere für Skizzen und Vorstudien 273
- Transparentpapiere 276
- Papiere für die Kartons 279
- Anhang: Programmentwürfe und Korrespondenzen Nö. Landesarchiv, Varia 8/1a: Programmentwurf I 294
- Nö. Landesarchiv, Varia 8/1b: Programmentwurf II 296
- Nö. Landesarchiv, Varia 8/1c: Programmentwurf III 297
- Nö. Landesarchiv, Varia 8: Schreiben von Leopold Kupelwieser an Freiherrn Kübeck von Kübau 297
- Nö.Landesarchiv, Varia 8: Anweisung Kübeck von Kübaus an Freiherrn Talatzko von Gestiecek 298
- Literaturverzeichnis 301
- Quellenverzeichnis 305
- Personenregister 306