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Kunst und Kultur
Das zusammengedrängte Gedenken
Seite - 182 -
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182 all der Architekturmalerey auszuschmüken wie sie jetzt sind, achtet Unterzeichneter für unnöthig da aus der Kirche nur ein ganz kleiner Theil eines Jeden dieser Plafonds sichtbar ist, und diese Ausschmükung die Kosten bedeutend erhöhte, er schlägt daher vor, die Plafonds mit einem hellen dem Auge angenehmen Thon gleich anzulegen und nur auf die von der Kirche aus sichtbare Stelle eines jeden Plafonds einen Che­ rubim Kopf oder eine der Kapele analoges Heiligenbild zu mahlen. Schlüßlich bemerkt Unterzeichneter daß bey folgendem Überschlage alle Farbenauslagen inbegriffen sind, hingegen bittet derselbe bedingsweise, die nöthigen Maurer Arbeiten und Materiale nicht damit zu verstehen, und diese Badürf­ niße von Seiten der k.k. hochlöblichen Baudirektion zu bestreiten.Wien am 11: December 1830“626 Die Restaurierung der Deckenfresken in der Universitäts-kirche wurde schließlich dem Maler und Direktor der kaiserlichen Gemäldegalerie Peter Krafft übertragen, der die Wandmalereien nach genauen Kopien der Originale neu ausführte. 1842 und 1843 malte Leopold Kupelwieser seine ers-ten kleineren Fresko-Bilder in einer Kirche in Neustift am Walde627 und im Domherrenhof.628 Elisabeth Kupelwieser erwähnt in ihren Erinnerungen, ihr Vater habe in Wien die Fresko-Malerei wieder eingeführt, und betont die handwerklichen Anforderungen, die diese Technik an den Künstler stellten, der in Wien offenbar nicht auf eine lebendige Tradition aufbauen konnte. „Kupelwieser war der Erste, welcher in Österreich in diesem Jahrhundert wieder al Fresko zu malen begann. Hier handelte es sich nicht bloß um die Zeichnung der Cartons und um die Malerei, der Künstler musste auch zum Handwerk greifen, Leimfarben:/ an die Stelle der jetzigen zu mahlen. Ganz Anders verhält es sich mit den historischen Gemählden des Plafonds, indem, wollte man diese Gemählde so wie sie jetzt sind neu hinauf mahlen, der damalige Zeitgeschmack mit dem jetztlebenden in einen sonderbaren Streit käme, wobey der Erfolg nur zum größten Nachtheile der Gemählde ausfallen müßte, und man dadurch die Originale keineswegs bewahren, sondern Copien des Alten, mit einem modernen Anstriche erhalten würde, als Beleg des Gesagten führt Unterzeichneter an, daß die jetztgenommene Richtung sämtlicher Künstler wohl auch auf die wichtigen Punkte der Kunst, als Farben und Lichtwirkung, allein ihrer Tendenz nach mehr auf Composi­ tion, Styl, und Zeichnung achtet, in Pozzo’s historischen Bildern hingegen, wiewohl sehr verdienstlich, die jedoch untergeordneten Zweige der Mahlerei, Farbprunk und blen­ dender Lichteffekt, hevorzuheben sind, edle Zeichnung und Anordnung im zweyten Range, und weniger beachtet erschei­ nen; daher zu befürchten wäre, daß die sonderbaren Verkür­ zungen der von unten anzusehenden Figuren welche auf die­ sen Bildern sehr häufig vorkommen, mit frischen Farben von fremder Hand, und nicht mit Pozzo’s Talente, und der seiner Zeit angehörigen Eigenthümlichkeit ausgeführt nie den gehofften Zweck erreichen würden. [andere Handschrift, in Bleistift: ,wie Figur zeigt 1858‘, Anm.] Der Vorschlag des Unterzeichneten geht bey Erwägung bekannter Umstände dahin, die Kuppel der jetzigen ganz gleich, die historischen Bilder aber mit theilweiser Beybehal­ tung der alten Gegenstände neu componiert an die Stelle der Jetzigen mahlen zu lassen, und ohne die Absicht, sich als Künstler in irgendeinen Rang stellen zu wollen, gründet er auf die Erkenntniß, daß auf dem Wege der Ausbesserung Nichts zu erreichen sey, auf seine, im Fache der Historien­ malerey in Anwendung für Kirchen durch mehrjährige prak­ tische Ausübung erworbene Erfahrung die Bitte, seine hier gegebene Äußerung als das pflichtmäßige Resultat einer genauen und treulichen Untersuchung benannten Gegen­ standes anzusehen, und glaubt auch bemerken zu müßen, daß durch den von ihm gemachten Vorschlag, der so lange Zeit in Österreich geschlumerte Fresco Malerey die Bahn eröffnet werden könnte, indem durch Aneiferung zur Nach­ ahmung bey anderen Kirchen und großen Gebäuden der Monarchie, ein sehr wichtiger Entwicklungs und Nahrungs­ zweig für Künstler ins Leben gerufen würde; demnach ent­ biethet sich Unterzeichneter, die jetzt stehenden Gegen­ stände, dem Style der Kirche angemessen neu componiert al Fresco an den Plafond der Kirche zu mahlen, und, sollte dieser mein Vorschlag bey den hochlöblichen Stellen Eingang finden, früher eine in Farbe ausgeführte Skizze, eines der zu mahlenden Bilder, und eine Probe al Fresco vorzulegen. Die Plafonds der acht kleinen Kapelen sind größtentheils von dem unten vorspringenden Gewölbe verdekt, dieselbe mit 626 Abschrift des Briefes vom 11. Dezember 1830 in Rupert Feucht-müllers Unterlagen zu seiner Kupelwieser-Monographie, Kupel-wieser-Archiv des Niederösterreichischen Landesmuseums St. Pölten. Es folgt eine genaue Kostenaufstellung für die einzelnen Bilder.627 Sankt Johannes der Täufer für Neustift am Wald, WV Nr. 618 (oder Nr. 503), verschollen, eventuell auch 1836 entstanden, vgl.: Feuchtmüller (1970) p. 270. Kupelwiesers Tochter Elisabeth erwähnt, er habe die Aufträge für die Kirche in Neustift und jene im Domherrenhof in kurzer zeitlicher Abfolge gemalt. Vgl.: Kupel-wieser (1902) p. 13. Der in Freskotechnik ausgeführte weibliche Kopf aus Salzburger Familienbesitz ist möglicherweise ein Fragment des verschollenen Johannes-Bildes (restauriert am Bundesdenkmalamt 1982, W6797). Dankenswerter Hinweis von Manfred Koller (Werkstätten des Österreichischen Bundesdenk-malamtes).628 Sankt Johannes der Täufer, Domherrenhof (rechts neben dem Altar der Kapelle), St. Stephan, Wien WV Nr. 627 und Sankt Stephan der Märtyrer (links neben dem Altar der Kapelle), Wien WV Nr. 628, vgl.: Feuchtmüller (1970) p. 271.
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Das zusammengedrängte Gedenken
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Das zusammengedrängte Gedenken
Autor
Sigrid Eyb-Green
Verlag
Bibliothek der Provinz
Ort
Weitra
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-99028-075-1
Abmessungen
24.0 x 27.0 cm
Seiten
312
Schlagwörter
Leopold Kupelwieser, Freskenzyklus, Geschichtsdarstellung, 19. Jahrhundert, Werkprozess, Karton, Fresko, Papier, Wien
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. Einleitung 13
  2. Zur Baugeschichte der Niederösterreichischen Statthalterei 15
  3. Die Genese des Bildprogramms 19
  4. Erster Programmentwurf 19
  5. Der zweite Gesamtentwurf 35
  6. Zweiter und dritter Programmentwurf 39
  7. Die Aquarellentwürfe 40
  8. Der Freskenzyklus Einleitung und Überblick 43
  9. Zu den schriftlichen und bildlichen Quellen Leopold Kupelwiesers 45
  10. Die einzelnen Bildfelder: Bezüge, Quellen, Intentionen 47
  11. Die gekrönte Austria 47
  12. Odoakervor dem heiligen Severin (465 – 470) 56
  13. LeopoldI. stürmt Melk (984) 63
  14. Die drei Erbauer der St. Stephanskirche 68
  15. Die Gründung der Universität Wien durch Rudolf IV. (1364) 77
  16. Kaiser Marc Aurel: Markomannenschlacht und Tod 81
  17. Zug Karls des Großen gegen die Hunnawaren 85
  18. Leopold erhält von Otto II. die Ostmark zum Lehen 90
  19. Rudolf I. verleiht die Lehen an Albrecht I 95
  20. Das öffentliche Gericht zu Tulln (1200) 100
  21. Ferdinand I. setzt 1540 die niederösterreichische Regierung ein 109
  22. Die Türkenkriege der Jahre 1529, 1683 und 1697 116
  23. Die Aufgebote von 1797 125
  24. Erzherzog Karl in der Schlacht von Aspern 132
  25. Der Kongress zu Wien 1814 137
  26. Einleitungzu den Herrscherporträts 143
  27. Rudolf I 144
  28. MariaTheresia 148
  29. Maximilian I 151
  30. Joseph II 154
  31. Albrecht II 156
  32. Ferdinand II 158
  33. Ferdinand I. der Gütige 161
  34. Franz Joseph I 164
  35. Rezensionen 166
  36. Fresko und Karton als Formen öffentlicher Kunst Das Fresko: zur Konstruktion eines Gattungsbegriffs 167
  37. Die Praxis nazarenischer Wandmalerei in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Technik und Stil 168
  38. Öffentliche Kunst im Spannungsfeld zwischen Auftraggeber und Publikum 174
  39. Formen der Öffentlichkeit: Leopold Kupelwieser und die Situation der Geschichtsmalerei in Österreich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts 175
  40. Leopold Kupelwiesers Statthalterei-Zyklus und Entwurf einer Geschichtshalle: österreichische Identitäten und ihre Inszenierungen 188
  41. Zum Problem der „geschichtlichen Wahrheit“ in der Geschichtsmalerei 199
  42. Kupelwiesers Statthalterei-Kartons im Kontext nazarenischer Kartonkunst: „Vom Wesen des Kunstwerks“ 201
  43. Materialtechnologische Aspekte Der Arbeitsprozess im Überblick: Kartonzeichnungen, Probetafeln und Freskoarbeiten 215
  44. Zur Herstellung der Kartons 220
  45. Die Kartons zu den fünf Hauptgemälden der Decke 220
  46. Fünf Kartons zu Herrscherporträts: Rudolf I., Maximilian I., Ferdinand II., Maria Theresia und Joseph II 224
  47. Die Kartons zu den Allegorien 225
  48. Die Kartons zu den historischen Gemälden an den Wänden 231
  49. Die Kartons zu den beiden Friesen 234
  50. Die weitere Verwendung von neun Kartons als Deckenbilder im Palais Questenberg-Kaunitz 235
  51. Die Präsentation der Kartons an der Decke des Palais Questenberg-Kaunitz Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1940 244
  52. Übergabe aller Kartons 249
  53. Zur Aufbewahrung jener Kartons, die nicht im Palais Questenberg-Kaunitz präsentiert wurden 249
  54. Ausstellungen der Kartons 252
  55. Herstellung und Verwendung von Kartons für Wand- und Deckengemälde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Beispiele und Quellenliteratur 257
  56. Die Papierbahn 257
  57. Die Zeichnung 260
  58. Die Fixierung 263
  59. Die Übertragung an die Wand 265
  60. Die Fresko-Probetafeln 267
  61. Kupelwiesers Palette und Maltechnik 270
  62. Kupelwiesers Papiere: Ein Überblick über die Papierproduktion in der Habsburgermonarchie um 1850 273
  63. Die Papiere für Skizzen und Vorstudien 273
  64. Transparentpapiere 276
  65. Papiere für die Kartons 279
  66. Anhang: Programmentwürfe und Korrespondenzen Nö. Landesarchiv, Varia 8/1a: Programmentwurf I 294
  67. Nö. Landesarchiv, Varia 8/1b: Programmentwurf II 296
  68. Nö. Landesarchiv, Varia 8/1c: Programmentwurf III 297
  69. Nö. Landesarchiv, Varia 8: Schreiben von Leopold Kupelwieser an Freiherrn Kübeck von Kübau 297
  70. Nö.Landesarchiv, Varia 8: Anweisung Kübeck von Kübaus an Freiherrn Talatzko von Gestiecek 298
  71. Literaturverzeichnis 301
  72. Quellenverzeichnis 305
  73. Personenregister 306
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