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204 eine Serie von 14 Radierungen mit einer drei
Drucksei-ten
umfassenden Erläuterungsschrift im Verlag von Keck
und Pierer publiziert.759 Der darin enthaltene Text steht
Kupelwiesers zweitem und drittem Programmentwurf
stellenweise sehr nahe, in der Einleitung wird Kübecks
Beteiligung an der Programmgestaltung zusätzlich
betont. Für die Serie der 14 Radierungen dienten
ver-mutlich
die Kartons als Vorlage. Manche der
Radierun-gen
geben Details wieder, die nur auf dem Karton
ausge-führt
sind, da die Bildflächen für die Deckengemälde in
manchen Fällen etwas kleiner sind als die Kartons und so
die ursprüngliche Komposition am Rand beschnitten
werden musste. (Abb. 278–280) Da sich die
Deckenma-lereien
in relativ großer Höhe befinden, wäre eine
detail-getreue
Umsetzung der Malereien auch aus praktischen
Gründen schwierig gewesen.
1853 wurde ein Stich von Franz Xaver Stöber (1795 – 1858)
nach dem zentralen Deckengemälde mit dem Titel Alle
gorie der Austria und der Religion als Losblatt für die
22. Verlosung den Mitgliedern des Vereins zur Beförderung
der bildenden Künste in Wien (Kunstverein) gewidmet.760
Markus Kristan vermutet das Attentat auf Franz Joseph
vom 18. Februar 1853 als Anlass für die Reproduktion des
Gemäldes, allerdings arbeitete Stöber schon im Jahr 1851
an dem Kupferstich bzw. der Radierung.761
1854 erschien im Verlag der Kunst Anstalt des
Öster-reichischen
Lloyd in Triest ein Stahlstich von A. Simon
nach dem Gemälde Odoaker vor dem heiligen Severin mit
einem erläuternden Text von Anton Ritter von Perger.762
Fast zehn Jahre später, 1863, schuf Johann Zitek
(1826 – 1895) eine Radierung nach dem Deckengemälde
das Fresko erst 1846 vollendet wurde. Das geplante
Prachtkupferwerk, das von Samuel Amsler nach den
Wand-gemälden
und nicht nach den Kartons hätte gearbeitet
werden sollen, kam nicht zustande, weil König Ludwig I.
von Bayern sich vorbehielt, auch anderen Künstlern die
Umsetzung nach den Originalen zu gestatten, was für
Amsler bzw. den an der Publikation interessierten
Verle-ger
Johann Friedrich Cotta ein zu großes Risiko bedeutete
und sie veranlasste, das Vorhaben aufzugeben. Abgesehen
von einigen Stichen nach Zeichnungen und
Aquarellent-würfen,
die größtenteils von Theodor Langer stammen,
wurde aus dem Zyklus nur das Blatt Der Brunhilde Emp
fang zu Worms von Friedrich Wilhelm Zimmermann nach
dem Karton gestochen. Auch von den zwischen 1838 und
1845 entstandenen Wandmalereien zur Geschichte der
deutschen Kaiser gibt es keinen den gesamten Zyklus
umfassenden Tafelband mit Stichen oder Lithographien.
Als 1842 die Komposition Friedrich Barbarossa’s Einzug in
Mailand als Jahresgabe des Münchner Kunstvereins
gestochen werde sollte, musste erst mit König Ludwig
verhandelt werden, der als Auftraggeber auch die
Bild-rechte
besaß und, über die vereinzelte Nachbildung nicht
glücklich, nur eine Genehmigung für die Umsetzung des
ganzen Zyklus erteilen wollte. Als Ausweg bot Schnorr von
Carolsfeld Thaeter den entsprechenden Karton, der sich
in seinem Privatbesitz befand, als Vorlage an. Er schickte
den fast 6 x 6m großen Karton, für den Transport in drei
Teile zerschnitten, an Thaeter nach Weimar, der ihn dort
als Kupferstich bzw. Radierung umsetzte. 1844 wurde in
derselben Vorgangsweise das Blatt Friedrich Barbarossa’s
Zusammenkunft mit Papst Alexander III. in Venedig für den
Münchner Kunstverein produziert: Wieder schickte
Schnorr den für den Transport in drei Teile zerschnittenen
Karton, gerollt in einer Kiste verpackt, diesmal nach
Dres-den,
wo Thaeter zu der Zeit lebte. 1849 erhielt Thaeter an
der Münchner Akademie eine Professur für
Kupferstich-kunst
und setzte sich in der Folge dafür ein, die anderen
Wandbilder des Kaiser-Zyklus durch Reproduktionsstiche
einem weiteren Kreis bekannt zu machen. Über Jahre
hinweg stellte Schnorr darauf seine Kartons, die er als sein
persönliches Eigentum nach Dresden mitgenommen
hatte, Thaeters Schülern, die mit der Aufgabe betraut
waren, zur Verfügung, kümmerte sich um Verpackung und
Transport und korrigierte die Probe drucke.
Im geschilderten Fall konnten also durch die beim
Künst ler verbliebenen Kartons die Bildrechte, die der
Auf-traggeber
für sich beanspruchte, umgangen werden. Auch
Moritz von Schwind handelte meist aus, dass die Kartons
für seine Wandmalereien in seinem Besitz verblieben und
sicherte sich so die Rechte für die spätere Vermarktung.758
Von Kupelwiesers Wand- und Deckengemälden wurde
bereits kurz nach der Fertigstellung des Freskenzyklus 758 Rommé (1996) p.
17.759
Die al Fresco Malereien im Saale der k. k. Statthalterei zu Wien, aus
geführt von Kupelwieser. Wien, Verlag Keck und Pierer, nicht datiert,
um 1850. Bibliothek der Akademie der bildenden Künste Wien,
Inv. Nr. 1777 C. Die Firma Keck und Pierer wurde 1849 gegründet
und bestand bis 1862. Vgl.: Petrin (1996) p. 553, Anm. 60.
760 Graphische Sammlung Albertina, Ö. K., GM,
Kupelwieser.761
Österreichische Illustrierte Zeitung No. 10 vom 1. Sept. 1851: „Die
Austria wird soeben von Professor Stöber in Kupfer gestochen“. Vgl.
Kristan (1997) p. 28. Am 11. November 1851 meldete die Wiener
Zeitung: „Der Professor der Kupferstecherei an der Wiener Kunst
akademie, F. Stöber, welcher den Stich des Mittelbildes ,der Austria‘
der von Hrn. Prof. Kupelwieser in dem Funktionssaale des Ni. Oest.
Statthaltereigebäudes ausgeführten Fresken unternommen hat,
schreitet in seiner Arbeit rüstig fort und hat bereits die beiden Sei
tengruppen […] beendet. Der Stich, der Darstellung angemessen,
ist sehr korrekt und rein, und dieses Blatt verspricht sowohl dem
Gegenstande als der Ausführung nach eine Zierde Oesterreichischer
Kunst zu
werden.“762
Anton Ritter von Perger (1809 – 1876), österreichischer Maler
und Verfasser (u.a.) von Der Dom zu Sanct Stephan in Wien (Triest
1854) und der Kunstschätze Wien’s (ebenfalls Triest 1854).
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Das zusammengedrängte Gedenken
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Das zusammengedrängte Gedenken
- Autor
- Sigrid Eyb-Green
- Verlag
- Bibliothek der Provinz
- Ort
- Weitra
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-99028-075-1
- Abmessungen
- 24.0 x 27.0 cm
- Seiten
- 312
- Schlagwörter
- Leopold Kupelwieser, Freskenzyklus, Geschichtsdarstellung, 19. Jahrhundert, Werkprozess, Karton, Fresko, Papier, Wien
- Kategorie
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 13
- Zur Baugeschichte der Niederösterreichischen Statthalterei 15
- Die Genese des Bildprogramms 19
- Erster Programmentwurf 19
- Der zweite Gesamtentwurf 35
- Zweiter und dritter Programmentwurf 39
- Die Aquarellentwürfe 40
- Der Freskenzyklus Einleitung und Überblick 43
- Zu den schriftlichen und bildlichen Quellen Leopold Kupelwiesers 45
- Die einzelnen Bildfelder: Bezüge, Quellen, Intentionen 47
- Die gekrönte Austria 47
- Odoakervor dem heiligen Severin (465 – 470) 56
- LeopoldI. stürmt Melk (984) 63
- Die drei Erbauer der St. Stephanskirche 68
- Die Gründung der Universität Wien durch Rudolf IV. (1364) 77
- Kaiser Marc Aurel: Markomannenschlacht und Tod 81
- Zug Karls des Großen gegen die Hunnawaren 85
- Leopold erhält von Otto II. die Ostmark zum Lehen 90
- Rudolf I. verleiht die Lehen an Albrecht I 95
- Das öffentliche Gericht zu Tulln (1200) 100
- Ferdinand I. setzt 1540 die niederösterreichische Regierung ein 109
- Die Türkenkriege der Jahre 1529, 1683 und 1697 116
- Die Aufgebote von 1797 125
- Erzherzog Karl in der Schlacht von Aspern 132
- Der Kongress zu Wien 1814 137
- Einleitungzu den Herrscherporträts 143
- Rudolf I 144
- MariaTheresia 148
- Maximilian I 151
- Joseph II 154
- Albrecht II 156
- Ferdinand II 158
- Ferdinand I. der Gütige 161
- Franz Joseph I 164
- Rezensionen 166
- Fresko und Karton als Formen öffentlicher Kunst Das Fresko: zur Konstruktion eines Gattungsbegriffs 167
- Die Praxis nazarenischer Wandmalerei in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Technik und Stil 168
- Öffentliche Kunst im Spannungsfeld zwischen Auftraggeber und Publikum 174
- Formen der Öffentlichkeit: Leopold Kupelwieser und die Situation der Geschichtsmalerei in Österreich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts 175
- Leopold Kupelwiesers Statthalterei-Zyklus und Entwurf einer Geschichtshalle: österreichische Identitäten und ihre Inszenierungen 188
- Zum Problem der „geschichtlichen Wahrheit“ in der Geschichtsmalerei 199
- Kupelwiesers Statthalterei-Kartons im Kontext nazarenischer Kartonkunst: „Vom Wesen des Kunstwerks“ 201
- Materialtechnologische Aspekte Der Arbeitsprozess im Überblick: Kartonzeichnungen, Probetafeln und Freskoarbeiten 215
- Zur Herstellung der Kartons 220
- Die Kartons zu den fünf Hauptgemälden der Decke 220
- Fünf Kartons zu Herrscherporträts: Rudolf I., Maximilian I., Ferdinand II., Maria Theresia und Joseph II 224
- Die Kartons zu den Allegorien 225
- Die Kartons zu den historischen Gemälden an den Wänden 231
- Die Kartons zu den beiden Friesen 234
- Die weitere Verwendung von neun Kartons als Deckenbilder im Palais Questenberg-Kaunitz 235
- Die Präsentation der Kartons an der Decke des Palais Questenberg-Kaunitz Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1940 244
- Übergabe aller Kartons 249
- Zur Aufbewahrung jener Kartons, die nicht im Palais Questenberg-Kaunitz präsentiert wurden 249
- Ausstellungen der Kartons 252
- Herstellung und Verwendung von Kartons für Wand- und Deckengemälde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Beispiele und Quellenliteratur 257
- Die Papierbahn 257
- Die Zeichnung 260
- Die Fixierung 263
- Die Übertragung an die Wand 265
- Die Fresko-Probetafeln 267
- Kupelwiesers Palette und Maltechnik 270
- Kupelwiesers Papiere: Ein Überblick über die Papierproduktion in der Habsburgermonarchie um 1850 273
- Die Papiere für Skizzen und Vorstudien 273
- Transparentpapiere 276
- Papiere für die Kartons 279
- Anhang: Programmentwürfe und Korrespondenzen Nö. Landesarchiv, Varia 8/1a: Programmentwurf I 294
- Nö. Landesarchiv, Varia 8/1b: Programmentwurf II 296
- Nö. Landesarchiv, Varia 8/1c: Programmentwurf III 297
- Nö. Landesarchiv, Varia 8: Schreiben von Leopold Kupelwieser an Freiherrn Kübeck von Kübau 297
- Nö.Landesarchiv, Varia 8: Anweisung Kübeck von Kübaus an Freiherrn Talatzko von Gestiecek 298
- Literaturverzeichnis 301
- Quellenverzeichnis 305
- Personenregister 306