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„Wie auf den früher Dir übergebenen und wieder an mich
zurückgegangenen Cartons wirst Du die Angabe der Maße
(bayr. Fuß) auf diesen Cartons auffinden können und ich
habe durchaus nichts dagegen, wenn die Linien mit Kohle
wieder aufgefrischt werden. Da die Cartons sehr gut fixiert
sind, kann man diese Linien dann leicht wieder durch Brod
entfernen.“804Im
selben Zusammenhang versicherte Cornelius dem
Verleger Reimer, der seine Glyptothek-Bilder als Stiche
zu reproduzieren plante:
„Schlotthauer und ich [wir] haben ein Mittel erdacht die
Cartons so zu fixieren, daß man mit Brot und Gummi elas
ticum darüber reiben kann, ohne das etwas weggeht; so daß
sie gewissermaßen unzerstörbar sind. Die ich in Rom machte
und die frühern überhaupt müssen schon mehr geschont wer
den, weil ich damals das Mittel noch nicht hatte.“805
Daß diese Vorgehensweise trotz der Versicherungen
sei-tens
der Künstler ihre Spuren auf den Kartons hinterließ,
lässt sich aus folgender Passage aus einem Brief
Schlott-hauers
an Cornelius folgern:
„Nur sind mehre [Kartons, Anm.] nicht in dem besten
Zustand durch den Gebrauch beim Malen, Stechen und
Lithographieren. Eine weitere Reinigung, als die von
Staub, konnte nicht wohl vorgenommen werden, da doch
die meisten zusammengesetzt und frisch aufgezogen werden
müssen […].“806
wenig durch. Auch zeigten sich noch kleine bräunliche Fle
cken und Straßen, die wohl von dem Holze der Kiste herrüh
ren mochten, und ebenfalls nicht vollständig weichen wollten.
Nach dem Abspülen mit Wasser wurde nun als Antichlor eine
Lösung von schwefelsaurem Natron mittelst einer Gießkanne
angewandt und schließlich natürlich noch reines Wasser. Bei
dem Trocknen im prallen Sonnenschein, wobei der Carton
aufrecht gestellt wurde, verloren sich die Spuren geringer
Färbung noch vollständig.
Da bei dem Behandeln des Cartons mit der Flüssigkeit
Wischen gaenzlich vermieden, der Carton immer nur begos
sen und gebadet wurde, so ist der Bleistiftstrich völlig unver
ändert geblieben, und da sich die früher gelbliche Farbe des
Papieres verloren hat, so treten die Bleistiftstriche besser als
früher hervor, und der Carton erscheint deshalb, nach dem
Urtheil eines Sachverständigen, jetzt schöner als
vorher.“803Nicht
nur durch Transporte, auch durch den Gebrauch
der Kartons als Vorlagen für Druckgraphiken konnte es
zu Schäden an den Kartons kommen. Offenbar hatten die
Stecher die Angewohnheit, Umrisslinien auf den Kartons
mit schwarzer Kohle oder Kreide nachzuziehen, um sie so
zu verstärken und leichter auf das kleine Format der
Druckplatte übertragen zu können. Schnorr von
Carols-feld
schrieb diesbezüglich an den Kupferstecher Julius
Thaeter:
803 Bonnardot (1859) p.
90f.804
Brief Schnorrs an Thaeter vom 8. Juli 1853, zit. nach:
Kuhlmann-Hodick
(1999) p.
36.805
Brief von Cornelius an Reimer, München, 16. Juni 1821, zit. nach:
Foerster (1874) 2. Bd., p.
250.806
Brief von Schlotthauer an Cornelius, München, 1. Juli 1844, zit.
nach: Foerster (1874) 2. Bd., p. 251.
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Das zusammengedrängte Gedenken
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Das zusammengedrängte Gedenken
- Autor
- Sigrid Eyb-Green
- Verlag
- Bibliothek der Provinz
- Ort
- Weitra
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-99028-075-1
- Abmessungen
- 24.0 x 27.0 cm
- Seiten
- 312
- Schlagwörter
- Leopold Kupelwieser, Freskenzyklus, Geschichtsdarstellung, 19. Jahrhundert, Werkprozess, Karton, Fresko, Papier, Wien
- Kategorie
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 13
- Zur Baugeschichte der Niederösterreichischen Statthalterei 15
- Die Genese des Bildprogramms 19
- Erster Programmentwurf 19
- Der zweite Gesamtentwurf 35
- Zweiter und dritter Programmentwurf 39
- Die Aquarellentwürfe 40
- Der Freskenzyklus Einleitung und Überblick 43
- Zu den schriftlichen und bildlichen Quellen Leopold Kupelwiesers 45
- Die einzelnen Bildfelder: Bezüge, Quellen, Intentionen 47
- Die gekrönte Austria 47
- Odoakervor dem heiligen Severin (465 – 470) 56
- LeopoldI. stürmt Melk (984) 63
- Die drei Erbauer der St. Stephanskirche 68
- Die Gründung der Universität Wien durch Rudolf IV. (1364) 77
- Kaiser Marc Aurel: Markomannenschlacht und Tod 81
- Zug Karls des Großen gegen die Hunnawaren 85
- Leopold erhält von Otto II. die Ostmark zum Lehen 90
- Rudolf I. verleiht die Lehen an Albrecht I 95
- Das öffentliche Gericht zu Tulln (1200) 100
- Ferdinand I. setzt 1540 die niederösterreichische Regierung ein 109
- Die Türkenkriege der Jahre 1529, 1683 und 1697 116
- Die Aufgebote von 1797 125
- Erzherzog Karl in der Schlacht von Aspern 132
- Der Kongress zu Wien 1814 137
- Einleitungzu den Herrscherporträts 143
- Rudolf I 144
- MariaTheresia 148
- Maximilian I 151
- Joseph II 154
- Albrecht II 156
- Ferdinand II 158
- Ferdinand I. der Gütige 161
- Franz Joseph I 164
- Rezensionen 166
- Fresko und Karton als Formen öffentlicher Kunst Das Fresko: zur Konstruktion eines Gattungsbegriffs 167
- Die Praxis nazarenischer Wandmalerei in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Technik und Stil 168
- Öffentliche Kunst im Spannungsfeld zwischen Auftraggeber und Publikum 174
- Formen der Öffentlichkeit: Leopold Kupelwieser und die Situation der Geschichtsmalerei in Österreich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts 175
- Leopold Kupelwiesers Statthalterei-Zyklus und Entwurf einer Geschichtshalle: österreichische Identitäten und ihre Inszenierungen 188
- Zum Problem der „geschichtlichen Wahrheit“ in der Geschichtsmalerei 199
- Kupelwiesers Statthalterei-Kartons im Kontext nazarenischer Kartonkunst: „Vom Wesen des Kunstwerks“ 201
- Materialtechnologische Aspekte Der Arbeitsprozess im Überblick: Kartonzeichnungen, Probetafeln und Freskoarbeiten 215
- Zur Herstellung der Kartons 220
- Die Kartons zu den fünf Hauptgemälden der Decke 220
- Fünf Kartons zu Herrscherporträts: Rudolf I., Maximilian I., Ferdinand II., Maria Theresia und Joseph II 224
- Die Kartons zu den Allegorien 225
- Die Kartons zu den historischen Gemälden an den Wänden 231
- Die Kartons zu den beiden Friesen 234
- Die weitere Verwendung von neun Kartons als Deckenbilder im Palais Questenberg-Kaunitz 235
- Die Präsentation der Kartons an der Decke des Palais Questenberg-Kaunitz Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1940 244
- Übergabe aller Kartons 249
- Zur Aufbewahrung jener Kartons, die nicht im Palais Questenberg-Kaunitz präsentiert wurden 249
- Ausstellungen der Kartons 252
- Herstellung und Verwendung von Kartons für Wand- und Deckengemälde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Beispiele und Quellenliteratur 257
- Die Papierbahn 257
- Die Zeichnung 260
- Die Fixierung 263
- Die Übertragung an die Wand 265
- Die Fresko-Probetafeln 267
- Kupelwiesers Palette und Maltechnik 270
- Kupelwiesers Papiere: Ein Überblick über die Papierproduktion in der Habsburgermonarchie um 1850 273
- Die Papiere für Skizzen und Vorstudien 273
- Transparentpapiere 276
- Papiere für die Kartons 279
- Anhang: Programmentwürfe und Korrespondenzen Nö. Landesarchiv, Varia 8/1a: Programmentwurf I 294
- Nö. Landesarchiv, Varia 8/1b: Programmentwurf II 296
- Nö. Landesarchiv, Varia 8/1c: Programmentwurf III 297
- Nö. Landesarchiv, Varia 8: Schreiben von Leopold Kupelwieser an Freiherrn Kübeck von Kübau 297
- Nö.Landesarchiv, Varia 8: Anweisung Kübeck von Kübaus an Freiherrn Talatzko von Gestiecek 298
- Literaturverzeichnis 301
- Quellenverzeichnis 305
- Personenregister 306