Seite - 227 - in Das zusammengedrängte Gedenken

227 einer Befestigung des Kartons an der Wand, wo Kupel-wieser die Zeichnung ausführte und dann fixierte. Diese Einstichlöcher liegen sehr nahe am Rand bzw. sind teil-weise durchgeschnitten, folglich befestigte Kupelwieser wahrscheinlich erst die kaschierte Papierbahn an der Wand und zeichnete bzw. fixierte die Zeichnung, bevor er den Karton zu der dem Bildfeld entsprechenden Form zuschnitt. Manche Kartons, etwa Schwertführende Wahrheit und Kraft, haben noch das rechteckige Format, während andere Kartons wie jener zu Weisheit mit Fackel, zu Gerech­ tigkeit oder zu Caritas im Nachhinein weiter beschnitten wurden. (Abb. 318) Auch in der zeichnerischen Ausführung der Kartons zu den allegorischen Figuren gibt es deutliche Unterschiede. Bei einigen – wie Justitia, Caritas, Weisheit oder Bruder­ liebe wurde ebenso genau gearbeitet wie bei den Kartons zu den Deckengemälden; Plastizitäten wurden durch Verwischen der Kohle sorgfältig modelliert und Details wie Haare, Faltenwurf oder Gesichter aufwändig ausge-führt. Im Karton Bruderliebe setzte Kupelwieser sogar Höhungen in weißer Kreide auf blauem Papier ein. (Abb. 319 – 322)Abb. 316: Rückseite des Kartons „Knabe mit deutscher Kaiserkrone“; Nö. Landesmuseum, Inv. Nr. 761. Abb. 317: Karton „Bruderliebe“; Nö. Landesmuseum, Inv. Nr. 783. Abb. 318: „Kraft“; mit Kohlestrichen angedeutete Form des Kartons (in Grün markiert); der Karton wurde danach nicht der skizzierten Form entsprechend zugeschnitten; die blauen Linien markieren Pentimente; Nö. Landesmuseum, Inv. Nr. 776.